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Dieser selbstfahrende Truck soll sich wie ein Tier verhalten

von Cindy Michel
Die Natur soll ja für alles eine Lösung haben, auch für selbstfahrende Autos. Das glauben zumindest die Wissenschaftler der Chalmers Universität in Schweden. Für das Konzept ihres selbstfahrenden Trucks holten sie sich Inspirationen in der Tierwelt.

„Normalerweise entwickelt man neue Automobile, indem man auf alte Versionen aufbaut, diese verbessert und weitere Funktionen hinzufügt. Diese Methode könnte aber aber bei selbstfahrenden Autos nicht funktionieren“, sagt Ola Benderius, Leiter einer Forschungsgruppe an der schwedischen Chalmers University of Technology.

Sein Team verfolge einen komplett anderen Ansatz in der Entwicklung ihres selbstfahrenden Volvos Modell FH16: Sie betrachten das autonome Fahrzeug als etwas völlig Neuartiges – als Vehikel, das eher einem Tier, also einem biologischen Organismus gleichkommt als einem technischen System.

„Biologische Systeme sind die besten uns bekannten autonomen Systeme. Ein biologisches System nimmt mit allen Sinnen die Informationen aus seiner Umgebung auf und reagiert je nach Situation. Wie etwa eine Antilope, die in ihrer Herde mitläuft, oder ein Habicht, der sich auf seine Beute stürzt“, sagt Bendarius. „Lange, bevor wir Menschen auf der Erde wandelten, hatte die Natur schon Lösungen parat, also sollten wir von ihr lernen.“

Seine Forschungsgruppe arbeite an einer „Transport-Revolution“, die mit dem frühen 20. Jahrhundert, als Pferde durch Motoren ersetzt wurden, vergleichbar sei: Alle Informationen, die ihr Laster durch Sensoren oder Kameras aufnimmt, wird in ein Format umgewandelt, das der Wahrnehmung von Mensch und Tier stark ähnle. So soll sich der Truck an unerwartete Situation anpassen können.

Statt eines umfangreichen Programms, das mit verschiedenen Funktionen für von den Entwicklern vorhergesehene Situationen ausgestattet ist, arbeitet das Team an einfachen Verhaltensblöcken, die dafür sorgen sollen, dass der Truck auf verschiedene Reize reagiert, ähnlich wie es bei Tieren der Fall ist. Der Laster wird darauf programmiert, sämtliche Reize auf einem angemessenen Level zu halten und soll kontinuierlich lernen, dies so effizient wie möglich zu tun.

Laut Ola Bendarius ist das Gerüst so extrem flexibel und wird gut auf plötzliche wie neue Gefahren reagieren können „Wir wollen ein System kreieren, das sich an alles mögliche anpassen kann, nicht nur auf bestimmte vorprogrammierte Situationen reagiert“, so Bendarius.

Dafür entwickeln Wissenschaftler die Open Source Software OpenDLV (DriverLess Vehicle). Ola Bendarius und sein Team hoffen, damit andere Wissenschaftler ins Boot holen zu können, die die Software in ihren eigenen selbstfahrenden Autos anwenden und weiterentwickeln. OpenDLV soll auch als akademische Plattform zum Erfahrungsaustausch für sämtliche Disziplinen fungieren – von der Automobiltechnik bis zur Neurologie über die Informatik und der Biologie.

Bei einem Wettkampf für selbstfahrende Vehikel als Teil des EU-Projekts Grand Cooperative Driving Challenge am 28. Mai in Holland wird der tierische autonome Laster der Chalmer-Forschungsgruppe erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

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