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Neun Datencenter, die an extrem ungewöhnlichen Orten stehen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Microsoft hat mit Project Natick erste Tests mit einem Rechenzentrum durchgeführt, das sich unter Wasser befindet. Doch auch andere Firmen errichten ihre Datacenter an ungewöhnlichen Orten. WIRED zeigt euch die interessantesten Ideen.

Microsoft hat Pläne für eigene Unterwasser-Rechenzentren enthüllt. Die Idee hinter dem seit Ende 2014 laufenden Project Natick: Datencenter errichten, die nahe von Ballungsräumen gelegen sind. Immerhin lebt die Hälfte der Menschheit in Küstennähe. Damit soll nicht nur die Datenübertragung beschleunigt werden, das kalte Wasser in den Tiefen des Meeres kann die Computer auch gleich noch kühlen. Außerdem ließen sich mithilfe von Turbinen Meeresströmungen für die Energiegewinnung auszunutzen.

Erste Tests mit der nach Leona Philpot, einem Charakter des Videospiels „Halo“ benannten Prototyp-Serverkapsel werden derzeit in der Microsoft-Zentrale in Redmond ausgewertet. Der zylindrische Stahlbehälter von zweieinhalb Metern Durchmesser war für 105 Tage vor der Küste Kaliforniens in zehn Metern Tiefe betrieben worden. Weitere Tests sollen folgen, womöglich auch in Europa.

Google schwimmt lieber
Die Idee zur Datencentern im Wasser ist nicht ganz neu: Google hat schon 2007 einen Patentantrag für ein schwimmendes Rechenzentrum eingereicht, das sich selbst mit Strom versorgt. 2013 wurden in San Francisco und in Portland im US-Bundesstaat Maine schließlich mysteriöse Containerinseln von Google gesichtet, bei denen es sich um Prototypen von Datencenter-Schiffen gehandelt haben soll.

Apropos Google: Der Tech-Konzern verfügt über riesige Rechenzentren auf der ganzen Welt, die in Finnland, Belgien und den USA stehen. Das Google-Datenzentrum im finnischen Hamina war früher einmal eine Papierfabrik.


James-Bond-Bunker und Raumschiffe
Viel spannender sind aber die Datencenter einiger anderer Tech-Unternehmen. Das größte Rechenzentrum des schwedischen Internetanbieters Bahnhof AB in Stockholm etwa: Der „Pionen White Mountain“ wurde im früheren Zivilschutzbunker „Pionen“ errichtet — unter 30 Metern Fels unter dem Vita Park Berg. „Wie der Bunker eines James-Bond-Bösewichts“, schrieb WIRED US. Bahnhof AB hat die künstliche Granithöhle durch Albert France-Lanord Architects sanieren und zu einem modernen Datenzentrum ausbauen lassen, das Büroräume und Serverfarm des Providers beherbergt.


Ebenfalls im Besitz von Bahnhof AB befindet sich das Datencenter Lajka. Es steht in Europas wahrscheinlich größtem IT-Zentrum Kista Science City — und sieht von außen aus wie ein Raumschiff.

Daten statt Granaten
Wir bleiben in Skandinavien, genauer gesagt in Norwegen. Hier steht das Datencenter DC1-Stavanger von Green Mountain. Und auch dieses ist tief unter der Erde gebaut worden, in einem ehemaligen Munitionslager der NATO. DC1-Stavanger ist eines der grünsten Rechenzentren der Welt, da es seinen Strom aus erneuerbaren Energien bezieht und seine Server mit Wasser aus dem benachbarten Fjord kühlt.

In Kirchen und Kirchen-Kellern
Und nochmal gen Norden: In der finnischen Hauptstadt Helsinki baute der Energieversorger Helsingin Energia 2010 in Zusammenarbeit mit Academia ein Datencenter unter der berühmten Uspenski-Kathedrale — in einem ehemaligen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Das IT-Equipment wird hier mit Meerwasser gekühlt, das Rechenzentrum versorgt so etwa 500 Privathaushalte mit Wärme und Warmwasser.


Auch in Spanien werden Rechner mit göttlichem Beistand versorgt – konkret der Supercomputer MareNostrum des Barcelona Supercomputing Center. Der für Forschungszwecke eingesetzte Mega-Rechner steht in einer kleinen Kapelle auf dem Gelände der polytechnischen Universität von Barcelona.


Der Traum vom freien Datenhafen
Wir kehren aufs Meer zurück: Im Jahr 2000 gründete der damals 21-jährige US-Jungunternehmer Ryan Lackey zusammen mit anderen die Firma HavenCo, um auf Sealand, einer ehemaligen britischen Flak-Plattform in der Nordsee einen Datenhafen zu bauen. Die Idee vom freien Data Haven ohne staatlichen Zugriff klang gut, doch „die Cyperpunk-Utopie vom unreglementierten Internet“ sollte schließlich 2008 scheitern.

2013 kündigte HavenCo zwar ein Comeback an, bis heute hat man aber von dem Unternehmen nichts mehr gehört. 

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