Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Dieser Algorithmus könnte euer persönlicher Modeberater werden

von Moritz Geier
Algorithmen kommen auf den Modegeschmack: Forscher haben eine Software entwickelt, die Outfits auf Fotos kritisiert und Vorschläge zur Verbesserung macht. Müssen Modeberater bald um ihre Jobs fürchten?

Spieglein, Spieglein an der Wand: Die Computerwissenschaftlerin Raquel Urtasun von der University of Toronto hat eine Software entwickelt, auf die die böse Königin aus dem Schneewittchen-Märchen neidisch wäre. Urtasuns Algorithmus hat nämlich einen Sinn für Eleganz: Er kann das Outfit einer Person auf einem Foto fachmännisch einschätzen.

Urtasun sieht ihre Software als eine Art Modeberater für jedermann: „Nicht jeder kann einen Experten fragen“, sagte sie dem Magazin New Scientist. Den Algorithmus hatte Urtasun mit Kollegen in Spanien entwickelt, ihre Studie hat sie nun bei einer Konferenz in Boston vorgestellt.

Ein Modeberater für jedermann.

Raquel Urtasun

Wie aber soll eine Maschine Fashion beurteilen? Modegeschmack ist höchst subjektiv. Der Algorithmus verlässt sich daher lieber auf Zahlen. Von Mode muss er nicht viel verstehen, Geschmack überlässt er den Menschen. Er muss nur besonders umfangreich gefüttert werden: Urtasun speiste dem Computer Tausende von Fotos ein, die sie von der Style-Website Chictopia bezog. Auf der Plattform können Nutzer eigene Bilder hochladen und Stilkreationen vorstellen.

Dabei merkte sich der Computer, wie viele positive Bewertungen ein Outfit von den Besuchern der Seite bekommen hatte. Je mehr Stimmen ein Foto bekam, als desto modischer speicherte die Software den dazugehörigen Look ab. Auch Zusatzinfos zu den Bildern fraß der Algorithmus begierig, etwa über die Herkunft der Nutzer, den Hintergrund der Bilder, Beschreibungen oder das Datum der Posts.

Außerdem ist die Software imstande, Outfits auf Fotos zu erkennen — also Kleidungsteile auseinanderzuhalten, genauso wie Farben, Formen, Schnitte oder Accessoires. Sie vergleicht Fotos mit ihrer Datenbank und kategorisiert das Outfit.

So kann der Algorithmus vorschlagen, was zum Beispiel zu dem schwarzen Rock noch besser passen würde: schwarze Stiefel etwa oder ein pastellfarbenes Top? Urtasun und ihr Team wollen die Ergebnisse noch verfeinern, indem sie mehr Fotos aus verschiedenen Quellen schöpfen und der Datenbank hinzufügen. „Die Software kann dann zum Beispiel genutzt werden, um Fotos für Online-Partnerschaftsbörsen oder das Facebook-Profil zu perfektionieren“, sagt Urtasun.

Irgendwann könnte der Algorithmus wohl auch die Arbeit von Modeberatern übernehmen. Der New Scientist hat bei Alexandra Greenawalt, einer Stylistin aus New York, nachgefragt und wie erwartet eine skeptische Antwort bekommen. Zu gutem Aussehen gehöre weit mehr als ein Verständnis der neuesten Trends, sagt Greenawalt.

Wenn sie ihre Kunden berate, achte sie auf alle möglichen Aspekte wie Alter, Beruf oder Körperform — nur so könne sie individuell den besten Stil finden. Das muss der Algorithmus wohl erst noch lernen — Wissensdurst hat er jedenfalls genug. 

GQ Empfiehlt