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Der neue Roboter der Skype-Gründer könnte bald für euch einkaufen gehen

von Anna Schughart
Fliegende Drohnen? Viel zu kompliziert. Mit Starship wollen die beiden Gründer von Skype rollende Lieferroboter auf unsere Straßen bringen.

Der Roboter fährt ein bisschen vor und zurück. Allzu viel Platz hat er nicht zwischen den Tischen und den Beinen der Bundestagsarbgeordneten, die um ihn herum stehen. Beim Fahren leuchtet der Roboter rot und grün, seine Antenne wackelt leicht. Autonom fährt er gerade nicht, sondern er wird von einer Frau mit einem PlayStation-Controller gesteuert. Nicht wirklich beeindruckend.

Das Spannende an Starship ist allerdings auch nicht der Roboter selbst, sondern die Idee, die sich dahinter verbirgt. Während alle Welt über Amazon und sein Drohnenprogramm redet, haben sich die Skype-Gründer Ahti Heinla und Janus Friis für die Straßen statt für den Himmel entschieden. Fahrende Roboter sollen zukünftig Online-Bestellungen, Einkäufe aus dem Supermarkt oder die Brötchen vom Bäcker zu uns bringen.

Eine hypermoderne Kühlbox auf sechs Rädern

Der kniehohe Roboter, den Starship in Berlin präsentiert, sieht aus wie eine hypermoderne Kühlbox auf sechs Rädern. In ihrem Inneren ist Platz für etwa drei Einkaufstüten mit einem Gewicht von insgesamt höchstens 15 Kilogramm. Der Roboter fährt zum großen Teil autonom, navigiert mithilfe von GPS und hat neun Kameras. Die Antenne ist nur dazu da, dass er nicht übersehen wird — wie bei einem Kinderfahrrad.

„Wir haben getestet, wie die Menschen auf den Roboter reagieren, wenn sie ihm auf dem Gehweg begegnen“, erzählt Allan Martinson, Chief Operating Officer von Starship. „Und ehrlich gesagt: Zu 80 Prozent reagieren sie überhaupt nicht.“ Einzige Ausnahmen: Hunde, Kinder und Betrunkene. Ansonsten konnte der Roboter im Test spätestens nach zwei Wochen ungestört seiner Wege rollen. Stößt er jedoch auf ein Hindernis, wendet er sich an seinen menschlichen Operator. Wenn zum Beispiel einen Plastiktüte über den Gehweg flattert, kann dieser dann sagen: Kein Problem, einfach drüberrollen.

Problem: In Deutschland dürfen nur Fußgänger den Gehweg benutzen.

„Unser Roboter soll kein Risiko eingehen,“ sagt Martinson. Deshalb braucht er etwa auch beim Überqueren der Straße Hilfe (zumindest noch), oder wenn er eine Ampel nicht benutzen kann, weil man dafür einen Knopf drücken müsste. In solchen Fällen kann der Roboter seine Sprachausgabe benutzen und Passanten um Hilfe bitten. Später soll das Ampel-Überqueren jedoch automatisch funktionieren, auch bis in den fünften Stock soll der rollende Lieferant dann klettern können.

Vorher muss Starship allerdings ein viel wichtigeres Problem lösen: In Deutschland dürfen eigentlich nur Fußgänger den Gehweg benutzen. Ein paar Ausnahmen gibt es allerdings, zum Beispiel für Kinder auf dem Fahrrad oder Segways. Dafür, dass auch ihre Lieferroboter ganz legal auf dem Gehweg fahren dürfen, setzen sich Martinson und das Starship-Team bei ihrem Präsentationstermin an diesem Freitag in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin ein. 2017 will Starship nämlich loslegen.

Das Unternehmen wirbt damit, dass es ökologisch und ökonomisch sinnvoll sei, seine Roboter einzusetzen. Tatsächlich ist das sogenannte „Problem der letzten Meile“ eine Herausforderung: E-Commerce kurbelt den Versandhandel an, die Waren an einen großen Hub zu liefern, ist auch kein Problem. Schädlich für die Umwelt, teuer und nervig, wird es erst, wenn das Paket zur Haustür geliefert werden muss. Lieferautos blockieren die Straße, Sendungen werden verpasst und so weiter. Starships Roboter könnten dagegen zu jeder Zeit losfahren, verbrauchen dabei kein Benzin, sondern Strom und wären billiger. „Das größte Interesse haben bisher kleine Geschäfte signalisiert“, sagt Martinson. Sie hofften, dank der Möglichkeit zur schnellen Lieferung mit dem Online-Handel mithalten zu können.

Wer klauen will, wird gefilmt.

Die Roboter sollen einen fünf Kilometer großen Lieferradius haben. Wenn einer von ihnen einen Auftrag bekommt, setzt er sich mit sechs km/h in Bewegung. Am Ziel angekommen, kann die Waren nur aus der Box herausholen, wer den Code dafür hat. Anschließend rollt der Roboter zurück und lädt sich selbstständig wieder auf.

Die Waren aus dem Roboter zu stehlen, wird also schwierig. Aber könnte man nicht einfach gleich den ganzen Roboter klauen? „Das fragen immer alle“, sagt Martinson und lacht. Bei Starship scheinen sich darüber allerdings keine großen Sorgen zu machen. „Wenn Sie einen unserer Roboter klauen wollen, sollten Sie ein breites Lächeln aufsetzen, denn sie werden gefilmt.“ 

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