„Als Künstler denke ich ständig über neues Zeichenwerkzeug nach. Und darüber, wie das Zeichnen im 21. Jahrhundert aussieht“, schreibt Zach Lieberman auf dem Portal Android Experiments. Lieberman ist Mitherausgeber des Open-Source-Toolkits openFrameworks und beschäftigt sich auf seiner Website The Systemis mit dem Zusammenspiel von Kunst und Informatik. Seine neue Android-App Ink Space ist ein Ergebnis dieser Symbiose.
Ink Space erlaubt es euch, mit dem Finger Strichzeichnungen auf das Display eines Android-Handys oder Tablets zu zeichnen, die nicht auf eine Fläche beschränkt sind, sondern sich über alle Dimensionen des Raums erstrecken. Nach jedem ausgeführten Strich kann man die Zeichnung kippen, indem man das Gerät zur Seite neigt — der Bewegungssensor macht's möglich.
Ein wenig erinnert das Prinzip von Ink Space an das Virtual-Reality-Malprogramm Tilt Brush, nur eben ohne stereoskopische Wirkung: Die Achse des Bildes verschiebt sich, man kann seine Zeichnung von allen Seiten betrachten und ihr dabei neue Striche und Kringel hinzufügen.
Doch das ist noch nicht alles: Liebermans App merkt sich auch die Reihenfolge, in der man das Bild dreht und wendet und Elemente in den Raum hineinzeichnet. Aus alledem generiert Ink Space dann kleine Endlos-Animationen, die man als GIF abspeichern und verschicken kann. Skeptiker könnten das für eine harmlose Spielerei halten, eine Weiterentwicklung des Telefonbuch-Doodles.
Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass Grafikanwendungen wie Ink Space, Tilt Brush und Co. die Zukunft des Zeichnens einläuten. Schließlich verschmelzen hier zwei künstlerische Techniken — zweidimensionale Malerei und dreidimensionale Skulptur — zu einer neuen Ausdrucksform.
Ink Space kann im Google Play Store für Android-Geräte heruntergeladen werden. Wer sich für den Code des Programms interessiert und mehr über den Entstehungsprozess erfahren möchte, wird bei GitHub fündig.