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Der G20-Gipfel könnte das Ende für einige Kryptowährungen bringen

von Klemens Kilic
Durch den Hype um die Kryptowährung Bitcoin haben jetzt auch die G20-Staaten das Thema auf die Agenda für ihr nächstes Treffen gesetzt. Mehrere Länder drängen auf eine stärkere Regulierung des Digitalgeldes – besonders bei Kryptowährungen, die versuchen, Transaktionen komplett zu anonymisieren und die deshalb gerne für illegale Aktivitäten benutzt werden. Eine harte Regulierung könnte das Ende dieser Währungen bedeuten. Eine Analyse von Klemens Kilic.

Am Montag treffen sich die Regierungschefs der mächtigsten Länder der Welt in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, um unter anderem über Rüstungskontrolle und Klimaschutz zu verhandeln. Eines der Themen wird auch der technologische Fortschritt sein. Japan soll besonders darauf gedrängt haben, dass dabei auch Kryptowährungen eine Rolle spielen. Es soll bei der Debatte vor allem um Anti-Geldwäsche-Schritte und Konsumentenschutz gehen, wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf einen Regierungsbeamten schreibt.

Nicht nur Japan, sondern auch andere Länder wollen Krypto-Geld regulieren: Unlängst äußerte sich das amerikanische Finanzministerium dazu, dass anonyme Zahlungsmittel problematisch seien. Und auch deutsche sowie französische Abgeordnete haben sich gewünscht, dass anonyme Währungen auf dem G20-Gipfel diskutiert werden. Die weltweite Politik ist sich also zumindest in einer Sache beim Thema Kryptowährungen einig: Innovation, ja – aber nicht um jeden Preis.

Am stärksten betroffen von einer möglichen Regulierung durch die G20-Staaten wird eine ganz bestimmte Gruppe der digitalen Währungen sein: Privacy Coins, also Kryptowährungen, die besonderen Wert auf die Wahrung der Privatsphäre ihrer Nutzer legen. Die erfolgreichsten Währungen dieser Art sind Monero, Dash und Zcash. Mit diesen Währungen wird etwas möglich, das viele Staaten kritisch sehen: das anonyme Überweisen von Geld. Genau das könnte jetzt auf dem G20-Gipfel verboten werden.

Bitcoin selbst wäre davon am wenigsten betroffen. Zwar sind Bitcoin-Konten anonymisiert, nicht aber die Transaktionen. Jede Überweisung kann auf der Blockchain – dem digitalen Kassenbuch – für immer nachverfolgt werden. Ist also einmal ein Name mit einer bestimmten Bitcoin-Adresse verbunden, liegt damit auch jede Geldbewegung offen. Würden anonyme Überweisungen verboten, müsste das nicht das Aus für Bitcoin bedeuten, solange jeder Nutzer die eigene Adresse unter seinem Namen registrieren würden.

Bei den Privacy Coins ist das anders. Nicht umsonst ist Monero die beliebteste Kryptowährung im Darknet. Bei Monero werden Tarnadressen benutzt, damit Außenstehende nicht nachvollziehen können, wer genau eine bestimmte Überweisung getätigt hat. Das System erinnert ein wenig an den Anonymisierungs-Browser Tor, der Daten nicht direkt von A nach B schickt, sondern einen Umweg über die Rechner anderer Nutzer nimmt. Bei Monero ist dieser Extraschritt zur Sicherung der Privatssphäre direkt in das Protokoll integriet, bei Dash und Zcash dagegen nur optional. Diese beiden Währungen können ähnlich wie Bitcoin auch transparent und für jeden nachvollziehbar versendet werden.

Sollten die G20-Staaten sich für eine Deanonymisierung der Kryptowährungen entscheiden, wäre es vorstellbar, dass Währungen wie Monero mittel- oder langfristig als Tauschmittel verboten werden. Die Argumentation der Regierungen ist simpel: Privacy Coins erleichtern kriminelle Handlungen wie Geldwäsche, Drogenhandel und Terrorismus – was durch die Beliebtheit solcher Währungen im Darknet auch nicht vollständig von der Hand zu weisen ist.

Dash und Zcash könnten einem solchen Verbot entgehen, sofern ihre Entwickler bereit wären, die Funktionen zur Anonymisierung einzuschränken. Damit würden die beiden Währungen jedoch eines ihrer wichtigsten Alleinstellungsmerkmale verlieren.

Kryptowährungen sind allerdings nur schwer zu regulieren. Meist sind sie dezentral organisiert und werden häufig als Open-Source-Projekt weiterentwickelt. Es kann also niemand direkt verantwortlich gemacht werden, wenn gegen neue Gesetzte verstoßen wird. Außerdem ist die Blockchain jeder Währung auf Tausenden von Rechnern verteilt und kann demnach auch nicht einfach von einer Regierung beschlagnahmt werden.

Dennoch unterliegen Kryptowährungen den Einflüssen von Regierungsentscheidungen: Sollte eine Währung nicht mehr legal sein, würde das verhindern, dass mit ihr offiziell gehandelt und eingekauft werden kann. Ein Verbot könnte also schnell den Kurs abstürzen lassen. Deshalb dürfte es wahrscheinlich sein, dass die Entwickler der meisten Währungen sich an Regulierungen halten, um nicht in die Illegalität abzudriften.

Dass Monero ein Verbot anonymer Transaktionen überleben würde, ist kaum vorstellbar. Schließlich liegt der einzige Zweck der Währung in der vollständigen Wahrung der Anonymität ihrer Nutzer. Auch Dash und Zcash dürften es schwer haben. Weit wahrscheinlicher scheint, dass solche Krypto-Coins dann ihre Position als Darknet-Währung festigen würden – reguläre Nutzer aber schnell abspringen würden.

Wahrscheinlich werden auf dem dem G20-Gipfel noch keine konkreten Verträge zum Umgang mit Kryptowährungen verfasst. Dafür ist es einfach noch zu früh. Aber eine Stoßrichtung könnte vorgegeben werden, an der viele Staaten sich dann orientieren. Sollten dann mehr und mehr Länder entsprechende Gesetzte erlassen, könnte schnell das Ende der Privacy Coins kommen.

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