In der Beschreibung der Android-App versuchen die Macher, die User mit den Nuancen der Echtzeitkommunikation zu locken: „Experience the nuances of having a conversation in real time. No more waiting to see what the other person is typing.“ Ob man manche Dinge, die der andere schreibt und sofort wieder löscht, überhaupt wissen will, fragt niemand.
Was Beam außerdem anders macht: Einzelne Teile von Konversationen können im Nachhinein gelöscht werden. Welch Freude! Die Änderungen im Nachrichtenverlauf werden auf beiden Telefonen angezeigt. Und schwups weiß später niemand mehr, was eigentlich wirklich geschrieben wurde. Wie im echten Leben. Toll. Die Macher werben ebenfalls damit, dass man sein Gegenüber endlich unterbrechen darf, während es noch tippt – und nicht warten muss, bis die Nachricht geschrieben und danach versendet wurde. Wie lange haben wir darauf nur gewartet? „Transmit thoughts as they happen“ heißt es in den FAQs von Beam auf die Frage, wie der Messenger eigentlich funktioniert: Übermittle Gedanken, während du sie hast. Aber will man das?
Und letztendlich muss man sich die Frage stellen, ob es nicht stattdessen besser wäre, einen Messenger mit Filter zu erfinden, einen mit Plausibilitätsschranke. Endlich ein Nachrichtenprogramm, das einen davon abhält, vorschnell zu antworten oder eventuell nicht ganz so schlau auf eine Frage zu reagieren. Wie wäre es denn mit einem Messenger, der für uns überlegt, wenn wir es nicht hinbekommen. Also einem, der uns zu Menschen macht, die zwar noch hektisch und impulsiv in ihr Telefon tippen, die dem Gesprächspartner am anderen Ende der Welt aber durch den eingebauten Bullshit-Filter als famos bedacht und sehr weise erscheinen. Das wäre doch mal was.
Wer dennoch Lust hat auf ungefilterte Ehrlichkeit und absolute Impulsivität, wer Antworten einfach nicht abwarten und seinem Gegenüber in Ruhe zuhören kann, dem sei Beam ans Herz gelegt. Und vielleicht ein Besuch im nächsten Yoga-Studio. Ach, und keine Sorge, die iPhone-Version von Beam kommt auch bald.