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DeepL aus Deutschland könnte Google Translate den Rang ablaufen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Google führt mit Translate den Markt für maschinelle Sprachübersetzung an. Ein Startup aus Köln wagt nun den Großangriff auf den Tech-Riesen und hat mit DeepL eine neue KI entwickelt, die auf ein alternatives Verarbeitungskonzept setzt. WIRED hat sich das Tool angeschaut.

Wer heute einen Text in einer fremden Sprache vorgelegt bekommt, bemüht nur noch selten das klassische Wörterbuch, um sich durch dessen Bedeutung zu wühlen. Computeralgorithmen und Künstliche Intelligenzen übernehmen diesen Job und übersetzen ganze Texte in wenigen Sekunden von einer Sprache in eine andere – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Eines der meist verwendeten Tools in diesem Zusammenhang ist Google Translate.

Das kostenlose Web-Programm liefert oft brauchbare Ergebnisse und beherrscht immerhin 103 Sprachen. Eine Größenordnung, an die das deutsche Startup DeepL mit Sitz in Köln noch nicht anknüpfen kann. Das Unternehmen firmierte bislang unter dem Namen Linguee und betrieb unter gleicher Bezeichnung eine Suchmaschine für Übersetzungen.


Jetzt bietet die Firma mit DeepL einen hauseigenen Übersetzungsdienst an. Dieser unterstützt aktuell die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Deutsch und soll in einem Blindtest schlagkräftige Konkurrenten abgehängt haben. Demnach wählten professionelle Übersetzer die Ergebnisse von DeepL dreimal so oft zur besten Übersetzung wie die von Google, Microsoft und Facebook.


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Tatsächlich zeigt sich im WIRED-Kurztest, dass die Ergebnisse von DeepL denen der hochkarätigen Mitstreiter in nichts nachstehen und diese in vielen Fällen sogar übertreffen. Die übersetzten Texte lesen sich oft deutlich flüssiger; wo Google Translate völlig sinnfreie Wortketten bildet, lässt sich bei DeepL zumindest noch ein Zusammenhang erraten. Frei von Fehlern sind die Texte indes ebenfalls nicht.

Übersetzt DeepL ein einzelnes Wort falsch, haben Nutzer jedoch die Option, sich Alternativen für dieses anzeigen zu lassen. Wie genau DeepL funktioniert, wollen die Macher hinter dem neuen Sprach-Tool nicht verraten. Fest steht jedoch: Das Programm nutzt sogenannte Convolutional Neural Networks, die für gewöhnlich unter anderem in der automatischen Bilderkennung eingesetzt werden. Google Translate hingegen verwendet rekurrente neuronale Netzwerke.



Der entscheidende Unterschied: Convolutional Networks verarbeiten Wörter parallel und sind damit schneller unterwegs. Zudem verwendet DeepL laut Heise.de einen effektiveren Aufmerksamkeitsmechanismus als Google Translate. Während Googles Übersetzer nur an einer Schnittstelle überprüft, ob die Bedeutungen des Ursprungssatzes sich im ausgegebenen Satz wiederfinden, gleicht das Convolutional Network die Wortbedeutungen auf mehreren Ebenen ab und erreicht so eine potenziell höhere Treffsicherheit bei der korrekten Kontextbestimmung.


Zudem soll DeepL diese Mechanismen mit einem sogenannten Beam-Search-Algorithmus kombinieren. Der versetzt das Programm in die Lage, bei der Wahrscheinlichkeitsberechnung der korrekten Übersetzung auch unwahrscheinlichere Worte in Erwägung zu ziehen, wenn der Gesamtzusammenhang dadurch sinnvoller erscheint.

Sollten dem deutschen Sprach-Tool tatsächlich die vermuteten Mechanismen zugrunde liegen, entspräche DeepL dem neuesten Forschungsstand und wäre Google Translate technisch überlegen. Solange die Betreiber jedoch ein Geheimnis aus ihrer Technologie machen, lässt sich nur schwer absehen, ob die Konkurrenz sich langfristig auf einen starken Mitbewerber wird einstellen müssen.


In Kürze will DeepL die Fähigkeiten seiner KI auf die Sprachen Mandarin, Japanisch, Russisch und Portugiesisch ausweiten. Bis Ende des Jahres sollen 230 Sprachkombinationen verfügbar sein. Auch Apps für iOS und Android sollen in den kommenden Monaten erscheinen. Bis dahin ist der Dienst nur über den Browser als Web-Version nutzbar.

Hier könnt ihr DeepL ausprobieren.


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