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Wie ein dänischer Entwickler sein Schlafgewohnheiten-Tool gegen Facebook verteidigt

von Chris Köver
Sören Louv-Jansen hat anhand von Facebook-Daten die Schlafgewohnheiten seiner Freunde ausgewertet. Facebook ist genervt und will, dass er sein Analyse-Tool zurückzieht. Die Freunde fragen nach, wie viel sie eigentlich durchschnittlich schlafen. Und jetzt? WIRED-Redakteurin Chris Köver hat den Programmierer interviewt.

Dass der dänische Entwickler Sören Louv-Jansen ein kostenloses Tool fb-sleep-stats veröffentlicht hat, gefällt Facebook nicht. Man kann damit die öffentlichen Aktivitätsdaten von Facebook-Usern aggregieren und erfährt so einiges über die Schlafgewohnheiten dieser Menschen. Louv-Jansen hält trotz des Einspruchs von Facebook an seinem Vorhaben fest: Er will mit seinem Projekt andere sensibilisieren, sich mehr mit ihren Datenspuren auseinanderzusetzen.

WIRED: Im Artikel der Washington Post heißt es, dass der Frust deiner Freundin dich ursprünglich auf die Idee zu deinem Projekt brachte: Sie habe sich geärgert, dass ihre Freunde auf Facebook immer sehen konnten, wann sie zuletzt online war. Was war dann der nächste Schritt?
Sören Louv-Jansen: Ich war überrascht, dass ich diese Information nicht ausschalten konnte. Wenn da zum Beispiel stand: XY war zuletzt vor 15 Minuten aktiv, ließ sich das nicht ändern. Das führte mich zu der Frage, wie es wohl aussähe, wenn jemand diese Daten sammeln und auswerten würde. Meine erste Visualisierung hat nur ein paar Stunden gedauert. Es ist wirklich einfach, an die Daten zu gelangen. Ich brauchte nur ein Programm, das Facebook immer wieder aufruft und den jeweiligen Datensatz sichert.

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Was man dann sofort sieht: Wie oft nutzt eine bestimmte Person Facebook und was sind ihre Schlafgewohnheiten. Die meisten von uns, die mit Technologie umzugehen wissen, sind sich im Klaren darüber, dass sie Datenspuren hinterlassen. Und dass diese Spuren irgendwem mehr über uns aussagen, als uns vielleicht selbst bewusst ist. Freunde von mir fragen mich mittlerweile, wie viele Stunden sie so durchschnittlich schlafen. Sie kümmern sich im Alltag nicht darum, wissen aber, dass ich die Daten habe. Jemandes Schlafgewohnheiten zu tracken, ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Facebook, Google und all die anderen haben so viel mehr Daten über uns und können akkurate Profile jedes individuellen Nutzers erstellen. Da geht es natürlich vor allem um Werbung, die dann sehr gezielt ausgespielt werden kann. Welche Daten die Firmen genau sammeln, weiß man nicht. Aber sie können nicht alles verbergen, wie man an meinem Beispiel sieht.

WIRED: Auf GitHub schreibst du, dass Facebook dich angesprochen und gebeten hat, den Code nicht an andere weiterzugeben. Vor allem sollst du niemanden auffordern, ihn zu ähnlichen Zwecken zu nutzen wie du. Warum bist du nicht darauf eingegangen?
Louv-Jansen: Als ich das Tool entwickelt habe, ging es mir ja darum, etwas zu schaffen, was über mich hinaus weist. Ich sage ja gerade: Jeder kann das machen. Die Daten stehen allen zur Verfügung. Ich sehe nicht, dass ich etwas falsch gemacht hätte. Ich erzähle lediglich eine Geschichte und versuche, die Leute dafür zu sensibilisieren, dass sie täglich potenziell einer großen Öffentlichkeit ganz viel über sich verraten.

WIRED: Hätte Facebook irgendeine rechtliche Handhabe, dich zu zwingen, den Code zurückzuziehen?
Louv-Jansen: Ich glaube nicht, dass Facebook rechtlich gegen mich vorgehen könnte. Sie könnten mich aus natürlich rauskicken. Das wäre blöd, aber es wäre nicht das Ende der Welt. In dem Zusammenhang mal klar gesagt: Ich bin froh, dass ich nicht in den USA lebe. Dort sind teure Prozesse ein beliebter Weg von Firmen, einen einzuschüchtern. Es wäre was los, würde das jemand in Dänemark versuchen.

WIRED: Wenn du bei GitHub schreibst, dass du möchtest, dass Leute deinen Code nutzen, um sich weiterzubilden, was genau meinst du damit?
Louv-Jansen: Vielleicht ist es missverständlich, von „Bildung“ zu sprechen. Ich möchte nur, dass so viele wie möglich erkennen, wie wichtig es ist, genau hinzusehen, was mit Daten passiert. Besonders Menschen, die in der Tech-Industrie arbeiten, wollen sicher ganz genau wissen, wie man die offenen Facebook-Daten so aggregiert, dass man eine Erkenntnis daraus ableiten kann. Dadurch, dass ich mein Tool zur Verfügung stelle, können sich andere aktiv beteiligen, untereinander diskutieren und die Informationen weitergeben. Das ist viel effektiver, als wenn ich ein Blogpost schreibe und am Ende nur mit einer Menge neuer Likes dastehe. 

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