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Diese Industrie-Anlage filtert CO2 aus der Luft

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Die Firma Climeworks will bis 2016 eine Anlage bauen, die jährlich 900 Tonnen Kohlendioxid aus der Umgebungsluft filtert. Sie soll zwischen drei und vier Millionen Euro kosten, vom herausgefilterten reinen CO2 soll zunächst nur ein benachbartes Gewächshaus profitieren, später könnte die Technologie auch industriell zum Einsatz kommen. Andere Cleantech-Startups aus Kanada und den USA setzen auf ein ähnliches Prinzip.

Die Climeworks AG, ein Ende 2009 gegründetes Spin-off-Unternehmen der ETH Zürich, hat für Mitte 2016 eine CO2-Filteranlage auf Industrieniveau angekündigt. Das Pilotprojekt mit mehreren Kooperationspartnern ist auf drei Jahre angesetzt und soll zwischen drei und vier Millionen Euro kosten.

Die mithilfe der Anlage jährlich aus der Umgebungsluft gewonnenen 900 Tonnen CO2 werden im Anschluss an das benachbarte Gewächshaus der Firma Gebrüder Meier geliefert. Das hochreine atmosphärische Gas soll dem dort angebauten Obst und Gemüse eine Wachstumssteigerung von bis zu 20 Prozent verschaffen.

Mit der der CO2-Filteranlage will Climeworks nach eigner Aussage den Kohlenstoff-Kreislauf schließen und erstmals zeigen, dass sich die unter anderem an der ETH Zürich grundlegend erforschte sogenannte Direct-Air-Capture-Technologie im industriellen Maßstab umsetzen lässt. Dabei handelt es sich um die Entfernung von CO2 aus der Umgebungsluft innerhalb eines geschlossenen Kreislauf.

Basierend auf den Ergebnissen des Projekts plant Climeworks, seine Produkte weiterentwickeln, um aus der Luft gewonnenes CO2 „effizient für die Produktion synthetischer Kraftstoffe einsetzen zu können“. Diese Kraftstoffe auf Basis von atmosphärischem CO2, Wasser und erneuerbarem Strom seien „klimaneutral und konkurrieren nicht mit Produkten des landwirtschaftlichen Anbaus“.

Neben Climeworks arbeiten zurzeit auch noch andere Firmen an entsprechenden CO2-Filteranlagen, darunter die Startups Carbon Engineering aus Kanada und Global Thermostat aus New York. Allerdings ist das Air-Capture-Verfahren enorm teuer und wird etwa von den Wissenschaftlern der National Academies of Sciences in den USA als „unreife Technologie“ bezeichnet.

Experten wie Noah Deich, CEO und Gründer des Center for Carbon Removal im kalifornischen Berkley glauben hingegen daran, dass die Zukunft der Energiegewinnung darin besteht, mithilfe großer Industrieanlagen CO2 aufzufangen, um den Klimawandel zu bekämpfen — die bloße Einsparung des Treibhausgases reiche nicht aus. „Wissenschaftler sind immer mehr davon überzeugt, dass wir solche Entfernungssysteme in großem Maßstab brauchen, um den Klimawandel zu bekämpfen“, sagte Deich in einem Interview.

David Keith, Vorsitzender von Carbon Engineering, gab sich im Gespräch mit Nature indes als Realist. Die Air-Capture-Technologie sei bislang nur von Leuten diskutiert worden, die sie entweder als Heilsbringer oder als „Bullshit“ ansehen würden. Die Wahrheit liege irgendwo in der Mitte. 

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