Wer die Serie Mad Men gesehen hat, wird die ikonische Szene von Peggy Olsons erstem Auftritt in der Werbeagentur McCann Erickson nicht vergessen haben: In einem Minirock mit überdimensional großen gelben Knöpfen, darüber ein bunt kariertes T-Shirt, Kippe im Mundwinkel und eine jeden Hangover kaschierende Sonnenbrille, so schlenderte sie an ihren neuen Kollegen vorbei. So viel Feminismus in den 1970ern, das zieht die Blicke auf sich.
Ganz so lässig war der erste Tag des neuen Creative Directors in der japanischen Realität des Jahres 2016 wohl nicht, aber dafür ähnlich spektakulär. Ein vor Kurzem veröffentlichtes Video auf Facebook die Willkommensfeier für die neuen Angestellten bei McCann Erickson Japan, darunter auch einer namens AI-CD beta – eine Künstliche Intelligenz.
Der kleine Desktop-Roboter bekommt seinen großen Auftritt, als er gesondert enthüllt wird und seinen neuen Kollegen zuwinkt. Ziemlich possierlich und down-to-earth, wenn man bedenkt, dass AI-CD beta die erste KI ist, die den Titel Creative Director trägt – und dies auch noch mit eigener Visitenkarte beweisen könnte.
AI-CD betas Hauptaufgabe soll das Eruieren und Evaluieren von Daten sein, um die effektivste Strategie für eine Werbekampagne zu entwickeln. Je nach Auftrag oder Produkt soll die KI herausfiltern, wie etwa das Wetter, Orte oder auch aktuelle Events bereits existierende Kampagnen beeinflussen. Dazu gehört ebenso das Scannen von ähnlichen Ads sowie die Analyse ihrer Performance bei YouTube.
Basierend auf dieser Datensammlung soll AI-CD beta eine zielgerichtete Strategie für ein Produkt oder eine Marke entwickeln. Laut dem Webportal Clios soll die KI ihre Vorschläge auch noch selbst aufschreiben können und zwar mit einem Pinsel am Greifer, der auch im Facebookvideo gut zu sehen ist.
Die Testphase beziehungsweise Probezeit für AI-CD beta erscheint allerdings wie ein Wettkampf zwischen Mensch und Maschine: Für reale Kundenaufträge sollen sowohl menschliche Designer Pitches entwickeln als auch die KI. Am Ende des Experiments sollen beide Varianten dann verglichen werden, berichtet Clios. Werber und Kommunikations-Experten im Netz sind sich nicht sicher, was sie von dem neuen Mitarbeiter McCanns halten sollen. McCann selbst sieht die KI nach eigener Aussage als Ergänzung, als Unterstützung für seine Kreativen.
Während Scotty Fincher bei Twitter überlegt, ob sich das Werbeland vor einem Aufstieg der Roboter fürchten muss, scheint sich dieser Facebook-User über ein baldiges Treffen zu freuen:
AI-CD beta wurde als Teil des Genome Projects entwickelt. Dabei handelt es sich um eines der ersten Projekte von McCanns Millenials, eine Taskforce bestehend aus Angestellten der Werbeagentur, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden.
+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++