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Behaltet eure Radios! Johnny Haeusler denkt wegen Trump über einen eigenen Sender nach

von Johnny Haeusler
Trump macht’s möglich: Unser Kolumnist denkt über einen eigenen Radiosender nach.

Am vergangenen Wochenende habe ich mich mal wieder darüber geärgert, technisch nicht versierter zu sein, als ich es bin, und erneut habe ich mir vorgenommen, mich in dieser Hinsicht weiterzubilden.

Dieser Vorsatz kam zustande, nachdem ich auf meinem Smartphone zunächst einen Periscope-, später einen Facebook-Livestream der Proteste vor dem New Yorker JFK Airport verfolgt hatte, bei dem sich einige tausend Menschen gegen die von Donald Trump erlassenen Einreiseverbote stellten. Ich konnte diese Liveberichterstattung schließlich nur verfolgen, weil die jeweiligen Sender und ich funktionierendes mobiles Internet hatten (und Strom).

Ohne Netz geht nix
Das klingt so lächerlich logisch und klar, dass man darüber lachen mag, dennoch ist das Netz für die meisten Bundesbürger (wenn auch mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten) inzwischen so selbstverständlich geworden, dass es sich lohnt, auf das Offensichtliche hinzuweisen: Ohne funktionierenden Internetzugang gibt es kein Twitter, kein Facebook, kein Web, kein Whatsapp, kein YouTube, kein Netflix, keine Livestreams, keine News. Manche Programme auf Mobilgeräten oder Desktoprechnern starten ohne Internetverbindung nicht einmal mehr. Und für diese Verbindung gibt es keinerlei Garantie und erst recht keinen rechtlichen Anspruch.

Bei Protesten in arabischen Ländern, aus anderen Anlässen in der Türkei, aus politischen Gründen in China hat sich gezeigt: Internet haben Sender und Empfänger nur, solange es niemand abschaltet oder beschränkt. Und da die Zugangsprovider den Gesetzen und Regierungen des jeweiligen Landes unterstehen, ist es – je nach Land mit unterschiedlich hohen juristischen Hürden – prinzipiell jeder Regierung möglich, den digitalen Hahn entweder ganz zuzudrehen oder einzelne Dienste wie Twitter, Facebook, Periscope oder Whatsapp lahmzulegen. Technisch ist das im stationären wie im mobilen Bereich recht einfach, und ganz nebenbei ist es auch ein Grund, warum jede und jeder einen klassischen UKW- bzw. MW-Radioempfänger im Haushalt behalten und sich nicht auf reine Internetradio-Geräte verlassen sollte. Informationsvermittlung über Radiowellen wird auch dann noch funktionieren, wenn das Internet aus welchen Gründen auch immer versagt. Und Amateur-Radiosender sind schneller selbstgemacht als eine eigene Internet-Infrastruktur.

Wir können nicht alle Nerds werden
Zudem wissen wir seit Snowdens Enthüllungen, dass unsere über elektronische Wege vermittelte Kommunikation nur mit erheblichem Aufwand abhörsicher und anonym sein kann. Einiges hat sich verbessert in den letzten Jahren, Messenger wie Threema oder Signal bieten verschlüsselte Kommunikation, die meistbenutzten Mailkonten und so gut wie alle großen Social-Media-Dienste bieten diese Sicherheit jedoch nicht. Sich ein wirklich privates, sicheres Smartphone ohne Ortungsmöglichkeiten einzurichten, dürfte selbst technisch fähigeren Menschen ohne Zugang zu spezieller Hardware nicht leicht fallen, für „Normalnutzerinnen und -nutzer“ mit Android- oder iOS-Geräten wird es fast unmöglich sein. Genau so, wie in Sachen Fake News nicht jede und jeder zum Journalisten werden kann, werden nicht plötzlich aus Handybesitzerinnen und -besitzern Nerds mit entsprechenden Hard- und Software-Ressourcen.

Dank Trump ist alles denkbar
Im Fall der Fälle können diese Tatsachen die Bevölkerung kommunikationstechnisch quasi isolieren. Und so sehr ich weiterhin hoffe, dass dieser Fall der Fälle in Demokratien niemals eintreten wird: Seit dem Amtsantritt von Donald Trump bin ich mir da nicht mehr so sicher. Im Moment würde der Twitter-Präsident sicher ungern auf sein digitales Megaphon verzichten, bei stärker werdenden, online organisierten Protesten halte ich eine vorübergehende Stillegung von bestimmten Diensten in den USA durch Trump bzw. seinen Stab für durchaus vorstellbar. Und bei entsprechenden Führungswechseln gilt das auch für Europa.

Wie eingangs erwähnt: Ich habe mir vorgenommen, mich weiterzubilden. Über alternative Internet-Infrastrukturen. Und Amateur-Radiostationen.

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