Nissan und das Londoner Architekturbüro Foster + Partners haben für den Genfer Automobilsalon 2016 eine Designstudie konzipiert. Sie gibt einen Ausblick in eine voll vernetzte Zukunft mit selbstfahrenden Elektroautos und erneuerbaren Energien.
Wenn es nach dem japanischen Autohersteller und den britischen Architekten geht, werden sich E-Autos in Zukunft über Nacht selbstständig aufladen, während ihre Besitzer schlafen. Die autonomen Wagen sollen ihre Akkus dabei nicht an Ladesäulen auffüllen, sondern in Parkbuchten auf intelligenten Straßen, in die ein induktives Ladefeld eingelassen ist.
Sind die Batterien aufgeladen, sucht sich der selbstfahrende Wagen einen anderen Parkplatz, um Platz für das nächste Elektroauto zu machen.
Nissans Vision geht aber weit über sich selbstständig aufladende Fahrzeuge hinaus: Autonome Elektroautos sollen zudem als Zwischenspeicher für erneuerbare Energien aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft fungieren und Wohnhäuser, Arbeitsplätze oder öffentliche Einrichtungen in Städten mit sauberem Strom versorgen. Die Idee: Emissionsfreie Autos, Wohnräume, Straßen und das Stromnetz verbinden sich zu einem großen Netzwerk.
„In modernen Technologien stecken viele Antworten auf Fragen, mit denen wir uns heute in den Städten auseinandersetzen. Ihre Kraft entfalten diese Technologien aber erst durch wirkungsvolle Integration“, erklärt Paul Willcox, Europa-Chef von Nissan. „Wir sind bereits seit 2010 Vorreiter bei der Null-Emissions-Technologie, doch unsere Vision geht noch einen Schritt weiter. Wir glauben, dass die Zukunft der Mobilität auf die richtige Infrastruktur und Umgebung angewiesen ist. Wir suchen reale, praktikable Lösungen.“
Damit Nissan seine Ideen auch in die Realität umsetzen kann, forscht der Konzern schon länger an verschiedenen Technologien in Bereichen wie Vehicle to Grid (V2G), kabelloses Aufladen, recycelbare Batteriespeicher, autonome Fahrsysteme und Konnektivität. Nissan zufolge könnten all diese technischen Innovationen „die Art revolutionieren, wie Energie in Großstädten genutzt und verteilt wird“. Ein weiterer positiver Effekt sei etwa, dass ehemalige Tankstellen oder Parkflächen dafür genutzt werden könnten, um neuen Wohnraum zu schaffen.
„Die Integration von Null-Emissions-Technologien im Alltag schafft intelligente und nachhaltigere Städte“, sagt David Nelson, Designchef bei Foster + Partners. „Dieses Konzept muss jedoch über das reine Fahrzeug hinausgehen, es muss den Kern all unserer Aktivitäten bilden.“
Eine kostengünstige, effektive Methode für das induktive Laden von Elektroautos wurde 2014 vom Fraunhofer-Institut erfolgreich getestet. Noch ist jedoch ungeklärt, wer die Kosten für diese Induktionsschleifen übernehmen würde: der Staat, die Steuerzahler, die Autohersteller oder die Energielieferanten? Die Antwort auf diese Frage bleibt Nissan derzeit noch schuldig.