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Training am Modell: Organ-Nachbildungen aus dem 3D-Drucker retten Leben

von Silvia Weber
Der Weihnachtsbaumschmuck im Weißen Haus, die Tour-Gitarren der Band Klaxons, Pizza, Bikinis oder Waffen — 3D-Drucker spucken die absurdesten Dinge aus. Gedruckte Replikate menschlicher Organe konnten hingegen vor schwierigen Operationen schon mehrere Leben retten. 

3D-Drucke werden immer häufiger zu medizinischen Zwecken eingesetzt, wie etwa zur genaueren Vorbereitung von chirurgischen Eingriffen. Zum Beispiel im Fall der vierjährigen Adanelie Gonzalez: Das Mädchen litt unter einem Herzfehler, der sogenannten totalen Lungenvenenfehlmündung. Nach zwei komplizierten Operationen am offenen Herzen stand für die Chirurgen vom Miami Children’s Hospital fest, dass noch ein weiterer Eingriff nötig war. Ansonsten hätte Adanelie nur noch wenige Wochen zu leben gehabt.

Die Ärzte beschlossen, sich für die Vorbereitung der äußerst riskanten OP eine 3D-Nachbildung des Herzens anfertigen zu lassen. „Ich dachte mir, dass ich eine vorher nie durchgeführte Operation besser planen kann, wenn ich ein flexibles 3D-Replikat des Kinderherzens in der Hand halten und bearbeiten kann“, erklärte der zuständige Chirurg Dr. Redmond Burke. Der Eingriff war erfolgreich, Adanelie ist wohlauf. 

Dank des 3D-Drucks war es, als hätten die Ärtzte einen Fahrplan, der ihnen den Weg weist.

Mit einem noch komplizierteren Fall sahen sich die Ärzte des New Yorker Morgan Stanley Children’s Hospital konfrontiert. Im Juli vergangenen Jahres hing dort das Leben eines Neugeborenen aufgrund eines Geburtsfehlers am seidenen Faden. Hauptschlagader und Lungenarterie entsprangen beide der rechten Herzkammer, zudem hatte das Baby ein großes Loch im Herzen. Da das Organ des eine Woche alten Patienten gerade mal die Größe einer Walnuss hatte, gab eine Computertomographie nicht genügend Aufschluss, um eine Operation planen zu können.

Also übten die Chirurgen an einem Replikat des Herzens aus dem 3D-Drucker. „Früher mussten wir das Herz für die Dauer der Operation anhalten und hineinschauen, um dann zu entscheiden, was zu tun ist“, sagte die Ärztin Emile Bacha zu CNET. Dank des 3D-Drucks sei es nun jedoch so gewesen, „als hätten wir einen Fahrplan, der uns den Weg weist“.

Vielleicht bringen in nicht allzu ferner Zukunft Patienten sogar gleich 3D-Replikate ihrer Organe mit zur Operation. So ähnlich verhielt es sich zumindest im Fall des Briten John Cousins, der mit einem Nierenstein ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Absurderweise war er während einer Präsentation über die Zukunft des 3D-Druckens zusammengebrochen, die er vor einer Gruppe von Ärzten hielt. Während Cousins im Krankenhaus lag, kam ihm die Idee, dass sich die neue Technologie für den Eingriff nutzen ließe. 

Er gab den 3D-Druck seiner Niere in Auftrag, der etwa fünf Stunden in Anspruch nahm. Die anschließende Operation am Southampton General Hospital im Süden Englands verlief einfacher und kürzer als üblich. „Es erleichtert unseren Job“, zitiert die BBC den Chirurgen Bhaskar Somani. Dank der 3D-Vorlage habe er besser einschätzen können, wie groß der Nierenstein war und wo er sich befand. Somani und sein Team wollen zukünftig regelmäßig mit der Technik arbeiten. 

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