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Diese App entlarvt euer Smartphone-Suchtverhalten

von Moritz Geier
Sucht-Analyse: Die neue App Application Time erstellt Diagramme zu unserem Smartphone-Nutzungsverhalten und zeigt, wie abhängig wir von unseren Geräten sind. Die Entwickler wollen, dass wir weniger Zeit am Smartphone verplempern.

Geistesabwesendes Schielen auf Feeds und Ticker, ständiges Warten auf neue Nachrichten: Wie lange wir pro Tag in unser Smartphone starren, merken wir meist gar nicht mehr. Mit der Anwendung Application Time, kurz AppT, kann ein Nutzer jetzt genau nachverfolgen, wie oft und wie lange er am Smartphone hängt.

Die App läuft automatisch, sobald der Bildschirm des Geräts angeschaltet ist. Alle eineinhalb Sekunden protokolliert sie, welche App gerade im Vordergrund geöffnet ist. Dem Nutzer zeigt sie dann anhand grafischer Darstellungen, welche Programme wie oft und wie lange in Verwendung waren. Am Akku zehrt AppT dabei kaum.

Das Angstgefühl, als das Smartphone fehlte, verfolgt ihn bis heute.

Fabián Bustamante, Computerwissenschaftler an der Northwestern University in Chicago, hat die App zusammen mit seinem Team entwickelt. Die Idee hatte sein Doktorand John Rula im letzten Jahr nach einem traumatischen Erlebnis. In einem Taxi ließ er versehentlich sein Smartphone liegen. Das einsetzende Angstgefühl, als er draußen seine Taschen durchsuchte und den Verlust bemerkte, verfolgt ihn bis heute.

„Es hat sich angefühlt, als wäre das Telefon meine einzige Verbindung in die Welt da draußen“, sagt Rula. So habe er seine Abhängigkeit vom Gerät bemerkt. Die Trennungsangst entstehe, wenn Menschen sich zu sehr auf etwas verlassen — in einem ungesunden Maß. AppT soll Nutzern dabei helfen, genau diese Abhängigkeit zu kontrollieren.

Die Annahme des Forschungsteams: Die meisten Menschen blickten oft gedankenlos, automatisch und sinnfrei auf ihre Geräte — ohne wirklich wahrzunehmen, dass sie ihrem Smartphone verdammt viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken. „Es ist eine unterbewusste Gewohnheit geworden, dass wir unsere Smartphones immer und immer wieder entsperren“, sagt Bustamante. „Das zu erkennen, ist der erste Schritt zu einer dauerhaften Verhaltensänderung.“

Rula hat die App ein Jahr zur Probe genutzt und zeigt sich nun überrascht von den Ergebnissen. Er sei produktiver geworden, weil er sein suchtartiges Verhalten besser in den Griff bekommen habe, sagt er. Die Zahlen, die ihm AppT lieferte, hätten ihn schockiert: Seinen Messenger hatte er im Verlauf des Jahres zum Beispiel mehr als 11.000 Mal geöffnet — im Schnitt etwa 23 Mal pro Tag.

AppT gibt es bisher nur für Android

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