Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Dieses Plugin soll helfen, Internet-Zensoren auszutricksen

von Moritz Geier
Der Datenverkehr im Internets ist für den gewöhnlichen Nutzer kaum einsehbar. Was aber passiert zum Beispiel mit Informationen, die Länder wie China oder Nordkorea passieren? Kann man verhindern, dass Daten durch bestimmte Staaten gesendet werden, um Zensoren auszutricksen? Computerwissenschaftler haben jetzt ein Plugin entwickelt, das das möglich machen soll.  

Auf die schwere Explosion in der Hafenstadt Tianjin reagierte die chinesische Regierung wie so oft: mit Zensur. Wie die FAZ berichtet, wurden Einträge im Internet gelöscht und Zahlen verfälscht. Darunter leiden allerdings nicht nur die Menschen in Überwachungsstaaten. Denn im Internet ist die Reise einzelner Datenpakete kaum nachzuvollziehen. Wer Daten zum Beispiel per E-Mail verschickt, weiß meist nicht, durch welche geografischen Gebiete diese wandern.

Ein Forscherteam um Dave Levin von der University of Maryland hat nun eine Methode entwickelt, mit der Internetnutzer sichergehen können, dass ihre Informationen nicht durch zensurgefährdete Regionen geleitet wurden. Alibi Routing nennen die Wissenschaftler ihre Technologie. Eine Testversion soll schon Ende 2015 zur Verfügung stehen, wahrscheinlich als Browser-Plugin

Das System funktioniert als Peer-to-Peer-Netzwerk. Es sucht andere User, die die Software ebenfalls nutzen. Über diese Alibi-User sendet es die Datenpakete zum gewünschten Ziel und umgeht dadurch bestimmte Verbotszonen. Als solche kann man vorher zensurgefährdete Länder wie China, Nordkorea oder Saudi-Arabien festlegen. Die automatische Übermittlung des Alibi-Users beweist dem Absender, dass die Daten zu einem gewissen Zeitpunkt an einem geografischen Ort waren, der vom gefährdeten Land weit genug entfernt war. Dabei helfen Berechnungen, die auf der Tatsache beruhen, dass Daten nicht schneller als mit Lichtgeschwindigkeit gesendet werden können.

Durch die Lokalisierung des Alibi-Users und die Reisezeit der Datenpakete kann das System ausschließen, dass die Daten woandershin gelangten. Laut Levin hängt die Erfolgsrate von Alibi Routing von mehreren Faktoren ab, etwa wie weit Absender und Ziel von dem zensurgefährdeten Land entfernt sind und wie zentral diese Region für das Internet-Routing ist. Je näher sich ein User an einem Gebiet befindet, das gemieden werden soll, desto schwerer wird es für Alibi Routing ebenjene Region zu umgehen.

In Simulationen fand das System in mehr als 85 Prozent der Fälle erfolgreich einen geeigneten Alibi-User. Nicht immer sei allerdings ein solcher nötig, erklärt Levin an einem Beispiel: Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen in einem Raum in Maryland befänden und sichergehen wollten, dass ihre Daten China meiden, benötigten sie keinen Alibi-User. Um sicherzugehen, dass die Daten direkt gesendet wurden, reiche in diesem Fall ein Blick auf die Dauer des Sendevorgangs.

Der Vorteil gegenüber bereits existierenden Systemen: Alibi Routing ist sofort einsetzbar und Nutzer benötigen keine speziellen Router-Kenntnisse. Das Funktionieren hängt allerdings davon ab, wie viele Leute das Plugin installieren: „Je mehr Teilnehmer das Peer-to-Peer-Netzwerk in verschiedenen geografischen Gebieten hat, desto nützlicher wird es sein“, sagt Levin. 

GQ Empfiehlt