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Nach Jahrzehnten serienreif: Das Aeromobil ist ein fliegendes Auto

von Michael Förtsch
Ein Sportwagen mit Schwenkflügeln, der in die Luft gehen kann: Was vor Jahren wie ein Aprilscherz wirkte, ist nun Wirklichkeit. Auf der Automesse Top Marques Monaco haben die Erfinder ihr AeroMobil 4.0 vorgestellt. Das slowakische Flugauto kann jetzt vorbestellt werden und soll in drei Jahren abheben.

Im Jahr 2015 meldeten slowakische Medien etwas, das viele zunächst für irgendeine Art von Witz hielten. Denn TV-Sender und Zeitungen verbreiteten die Nachricht, dass nahe der Stadt Nitra ein Flugauto abgestürzt sei. Ein Scherz war das nicht. Stattdessen hatte ein Prototyp des AeroMobil 3.0 einen Unfall gehabt. Bei einem Probeflug stieß der Luftfahrtingenieur Stefan Klein auf ein technisches Problem und entschloss sich, lieber mit dem Fallschirm auszusteigen. Das Flugauto schlingerte daraufhin auf eine Wiese. Nach mittlerweile zwei Jahren Weitereinwicklung soll der Wagen nun aber zuverlässig und vor allem reif für eine limitierte Serienproduktion sein.

Auf der Top Marques in Monaco, einer Messe für Luxusautos, haben die Entwickler nun das gegenüber dem Absturzvehikel überholte und „in hunderten Punkten verbesserte“ AeroMobil Flying Car 4.0 vorgestellt. Die weich gerundete Front gleicht einem zweisitzigen Sportwagen. Am Dach sind zwei lange Flügel mit Solarpanelen verankert, die sich wie bei einem Insekt nach hinten falten. Die Kabine geht fließend in ein Heck mit Doppelleitwerk über, in dem die Hinterräder versenkt sind. Damit soll der 5,9 Meter lange Wagen, primär angetrieben von zwei Elektromotoren, problemlos mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde auf den Straßen unterwegs sein.

Soll es in die Luft gehen, werden die beiden Flügel ausgeklappt, womit der Wagen auf eine Spannbreite von 8,8 Metern kommt. Ebenso entfaltet sich am Heck ein Propeller. Die Transformation soll weniger als drei Minuten dauern. Für den Flugzeugmodus wird nicht auf Elektromotoren gesetzt, sondern auf einen angepassten 300-PS-Vierzylinderturbomotor auf Basis eines Rotax 912. Der soll das AeroMobil auf bis zu 360 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Eine Tankladung reiche für 750 Kilometer. So beiläufig wie in Science-Fiction-Visionen geht das mit dem Abheben jedoch nicht. Denn das Flugauto braucht für den Start mindestens 600 Meter an freier Bahn.

Das Innere des Wagens ist schlicht, mutet aber dennoch nobel an. Die Ausstattung besteht aus Ledersitzen mit Rückhaltesystem und pyrotechnischen Gurtstraffern. Dazu gibt es integrierten Bord- und Kabinenfunk und Zweistufen-Airbags. Große Displays und ein Touchscreen zeigen essentielle Navigationsdaten, Höhe, Geschwindigkeit und Lage des Flugautos. Ein Assistenzsystem soll die Bedienung im Flug besonders bequem machen – insbesondere bei schlechtem Wetter. Für den Fall eines technischen Defekts oder Unfalls ist die in eine Karbonschale verbaute Kabine mit Fallschirmen ausgestattet, die den Wagen samt Insassen vollkommen sicher auf den Boden bringen sollen.

Tatsächlich ist das AeroMobil kein Schnellschuss. Die in Bratislava ansässige Firma hat bereits im Jahr 1989 mit der Entwicklung begonnen. Der erste Prototyp erinnerte an einen Rennbob mit zwei stummeligen Tragflächen. Ein Auto ließ sich darin nicht erkennen.

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In den 1990ern erdachten die Ingenieure dann das Konzept, das das Flugauto heute ausmacht: Nämlich ein windschnittiger Fahrzeugunterbau samt den nach hinten geschwungenen Flügeln. Das jetzige AeroMobil soll laut den Machern als PKW der Klasse M1 als auch als Flugzeug der Klasse ELA-1 – also als Leichtflugzeug oder Motorsegler – durchgehen. Wer einen Führer- als auch Flugschein hat, soll problemlos fahren und auf Flughäfen abheben dürfen.

Der Startpreis für das AeroMobil liegt bei satten 1,3 Millionen Dollar. Potenzielle Kunden können sich bereits auf der Website melden und für die „First Edition“ der ersten Serie vormerken lassen. Deren Exemplare werden aber frühstens im Jahr 2020 ausgeliefert. Anschließend soll das Flugauto in „die Vollproduktion“ gehen und der Preis damit etwas gesenkt werden.

Das AeroMobil ist nicht das einzige Flugauto auf der Manacoer Messe. Ebenso gezeigt wird dort nämlich der PAL-V Liberty. Dabei handelt es sich um ein dreirädrigen Kabinenroller, der durch einen ausklappbaren Rotor zum Helikopter wird. Dieses eher spartanische Fluggerät soll für 300.000 Euro bereits 2018 zu bekommen sein. 

In München feiert das Startup Lilium Aviation zeitgleich den gelungenen Jungfernflug des Lilium Jet, dem weltweit ersten elektrisch betriebenen Passagiertransporter, der senkrecht starten und dann vorwärtsfliegen kann. WIRED Germany hat den Mitgründer Daniel Wiegand interviewt. Das Interview lest ihr hier.

Lest hier auch unsere Hintergrundgeschichte zum Aeromobil aus dem WIRED-Magazin 2015.

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