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SXSW / Eine Marsmission für alle

von Thorsten Schröder
Wann geht’s denn nun endlich zum Mars? Auf dem SXSW-Festival in Austin, Texas träumen die Besucher und ein NASA-Experte gemeinsam vom nächsten Höhenflug der Menschheit.

Mit einem solchen Ansturm hatten wohl selbst die Veranstalter nicht gerechnet. Schon eine halbe Stunde vorher zieht sich die Schlange durch den gesamten vierten Stock des Marriott Hotels im Zentrum von Austin. Als die Türen endlich geöffnet werden, ist der kleine Raum schnell voll — die meisten Besucher müssen draußen bleiben. Nur wenige Veranstaltungen auf dem SXSW locken so viele Besucher an wie diese. Todd May, Chef des Space Launch System Programs der NASA, spricht an diesem Tag über die nächste große Herausforderung seiner Behörde: die Reise zum Mars.

Aber: „Was wir hier machen, ist nichts Amerikanisches, es ist etwas, das die gesamte Menschheit voranbringt“, sagt May. Schon die Mondlandung sei schließlich ein gemeinsamer, kein rein amerikanischer Erfolg gewesen. Das erklärt auch den Andrang auf dem SXSW. Große Träume und Höhenflüge sind seit jeher das Markenzeichen des Tech-Treffens in Texas.

Die Generation Internet will ihre eigene Mondlandung.

Das Silicon Valley und die Raumfahrtbranche wachsen zusammen. Unternehmer wie Elon Musk, Richard Branson und Jeff Bezos bestitzen längst Startups, die an kommerziellen Raumschiffen arbeiten und die Reise ins All für jedermann ermöglichen sollen. Nicht immer verläuft das ohne Probleme, erst im vergangenen Oktober zerschellte ein Raumschiff von Bransons Virgin Galactic in der Wüse Kaliforniens, der Pilot kam ums Leben. An der Begeisterung für das Thema konnten Unfälle wie diese bisher aber nur wenig ändern.

 

Auch heute soll es darum nicht gehen, die Zuhörer wollen nach vorne blicken. Und May lässt sie träumen. Er zeigt Bilder vom Times Square, wo sich im August 2012 mitten in der Nacht tausende Menschen versammelten, um die Landung des Roboters Curiosity im Gale-Krater des Mars zu feiern. Der Ingenieur projiziert eine Animation auf die Leinwand, die den Start des ersten bemannten Mars-Flugs zeigt, wie ihn sich die NASA erträumt. Er erzählt von den Pionieren Carl Sagan und Antoine de Saint-Exupéry und davon, dass die Eroberung neuer Welten schon immer etwas gewesen sei, dass die Menschen umgetrieben hat. Aber wann, will ein Zuhörer wissen, ist es denn nun endlich soweit? An diesem Tag wird klar: Die Generation Internet will ihre eigene Mondlandung — nur eben auf dem Mars.

May antwortet vage. „Der Mars ist keine einfache Angelegenheit“, sagt er und schleudert den Zuhörern ein paar Zahlen entgegen: Der Planet befindet sich mehr als 225 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, beim Mond waren es weniger als 385.000. „Wenn Sie sich auf diese Reise begeben, dann sind Sie nicht nur ein paar Tage von zu Hause weg, sondern ein paar Jahre.“ Ob es die Astronauten überhaupt jemals zurück schaffen würden, sei unklar. Die Meinungen darüber, wie groß die Opfer des Einzelnen für eine Marsmission sein sollten, gingen auseinander. Für die Besatzung gebe es zahlreiche Risiken, die auch die NASA nur schwer einschätzen könne.

Steine können Sie schlecht essen.

Todd May, NASA

Anders als der Mond hat der Mars eine eigene Atmosphäre aus Monoxid, entsprechend schwierig ist es, mit größerem Gerät zu landen und die Atmosphäre zu durchbrechen. Ein weiteres Problem: Der Mars hält für die ersten menschlichen Besucher keinerlei Vegetation als Nahrung bereit, selbst etwas anzubauen, ist aufgrund der Umweltbedingungen unmöglich. „Steine können Sie schlecht essen“, fasst May zusammen. Die Eroberung des Mars könne deshalb nur in kleinen Schritten geschehen. „Wir sind noch dabei, zu lernen.“

Doch die NASA will die Probleme lösen, die den Weg zum Mars erschweren. Die Hoffnungen der Behörde ruhen derzeit auf der Eroberung der den roten Planeten umgebenden Monde Phobos und Deimos. Phobos ist nur 6000 Kilometer von der Marsoberfläche entfernt. Eine Grafik in Mays Vortrag zeigt, wie groß der Planet von einem seiner Monde aus aussieht, das Bild weckt Erinnerungen an Lars von Triers Film „Melancholia“, in dem ein Planet mit der Erde kollidiert. May sieht in den Monden eine Chance: Anders als Mars selbst hätten sie keine Atmosphäre, das mache die Landung leichter. Habe man dort erstmal eine Station, ließen sich etwa Roboter auf dem Planeten leichter steuern. Derzeit dauert es rund 23 Minuten, bis die Signale von der Erde bei den Maschinen ankommen.

Das Ziel: Expeditionen zum Mars nicht mehr von der Erde starten müssen.

Das ist nur eine Idee, wie die NASA die Erschließung des Mars vorantreiben will. Derzeit erforscht sie etwa die Möglichkeit, Antriebsstoffe vor Ort aus der Atmosphäre herzustellen, um das Versorgungsproblem des Raumschiffs zu lösen. Ziel sei es letztlich, Expeditionen nicht mehr von der Erde aus starten zu müssen, sondern eine feste Station in Reichweite des Planeten zu haben. Die Behörde setzt dabei auf die Unterstützung der Privatwirtschaft. Robert Bigelow, ein US-Milliardär, der sein Geld mit Hotelketten gemacht hat, plant zum Beispiel eigene Raumstationen — inklusive Wohnungen, Hotels und Forschungslaboren.

Und dann antwortet May doch noch auf die drängendste Frage an diesem Tag. Die erste Mars-Landung werde voraussichtlich Anfang 2030 stattfinden, schätzt der NASA-Experte. Doch das Warten lohne sich, versichert er den SXSW-Besuchern. „Niemand aus der jüngeren Generationen wird je vergessen, wo er in dem Moment war, als der erste Mensch den Fuß auf den Mars setzte.“

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