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Wie Radioblitze aus dem All eine gängige Theorie herausfordern

von Anna Schughart
Forscher haben kürzlich zum ersten Mal die Ursprungsgalaxie eines Radioblitzes ermittelt. Eine fatale Kollision müsse ihn verursacht haben, so die Vermutung. Jetzt haben Forscher eine ganze Radioblitz-Serie entdeckt; von einer einzigen Quelle. Die gängige Katastrophentheorie greift dort nicht. War etwa ein Neutronenstern der Sendeort?

Es sind aufregende Tage für die Radiowellenforschung. Am 24. Februar verkündeten Forscher sie hätten zum ersten Mal die Ursprungsgalaxie eines Radioblitzes ermittelt — und damit auch die gängige Theorie zur Materieverteilung im Universum bewiesen. Mittlerweile melden zwei Wissenschaftler online daran Zweifel an. Währenddessen haben Laura Spitler vom Max-Plank-Institut für Radioastronomie in Bonn und ihr Team eine ganz andere neue Entdeckung gemacht: Sie haben zum ersten Mal eine Serie von Radioblitzen entdeckt, die wahrscheinlich von einer einzigen Quelle ausgesandt wurden

Radioblitze sind ein Rätsel unseres Universums. Rund 1000 Mal pro Tag erreichen sie unsere Erde, sind aber nur für wenige Millisekunden messbar. Mit ihrer Hilfe kann man der Materieverteilung im Universum auf die Spur kommen. Doch wer oder was sie aussendet, weiß man nicht. Bisher hatten die Wissenschaftler zum Beispiel explodierende Supernoven oder die Kollision zweier Neutronensterne im Verdacht — also ein einmaliges verheerendes Ereignis. Das macht die Ergebnisse, die Spitler und ihr Team jetzt in Nature veröffentlicht haben, umso interessanter: Eine Kollision kann nicht der Ursprung dieser entdeckten Radioblitze gewesen sein.

Das Arecibo-Teleskops in Puerto Rico hatte 2012 eine Radioblitz gemessen. 2015 richteten die Wissenschaftler es deshalb mehrmals auf die gleiche Stelle. Und tatsächlich: Zwischen Mai und Juni maß das Teleskop zehn weitere Radioblitze — alle aus der gleichen Richtung, also alle von der gleichen Quelle. „Wir haben uns zwar gedacht, dass das möglich ist, aber wir waren schon überrascht, dass wir es selbst sehen“, sagt Spitler. Denn: „Unsere Messungen schlagen fast alle gängigen Theorien zur Herkunft der schnellen Radioblitze aus.“

Ein Signal, das sich wiederholt, kann nicht aus einer einmaligen kosmischen Katastrophe entstehen, die den Verursacher vernichtet. Woher kommen die schnellen Radioblitze also dann? „Eine Theorie ist, dass sie von einem Neutronenstern, einem sogenannten Pulsar, ausgesendet werden“, sagt Spitler. Es sei sogar möglich, dass es sich bei den Radioblitzen, die Spitler und ihr Team gemessen haben, um eine neue Klasse handelt. „Aber es wäre zu früh, das jetzt schon zu sagen.“

Doch wenn eine Quelle mehrere Radioblitze aussendet, dann wird es zukünftig deutlich einfacher, Radioblitze zu beobachten — und so ihrem Geheimnis näher zu kommen. 

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