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Wie das „Shazam für Mücken“ gegen Zika hilft

von Cindy Michel
Mit Shazam identifiziert man Songs, die man nicht erkennt. Das gibt es jetzt auch für Insekten. Studenten aus den USA haben eine Mobiltelefon-Technik entwickelt, die Mückenarten am Surren ihres Flügelschlags unterscheidet – und so im Kampf gegen das Zika-Virus helfen soll.

Rund 3500 Arten von Stechmücken belästigen die Menschheit weltweit, manche von ihnen übertragen tödliche Krankheiten. Während das Zika-Virus vor allem Menschen in Südamerika bedroht, werden in Europa immer mehr Fälle von Malaria, Dengue- oder auch Westnil-Fieber registriert, die von den Insekten übertragen werden: Krankheiten die ursprünglich vor allem in tropischen Regionen verbreitet waren.

Das beweist: Die Blutsauger wandern. „Zur Risikoabschätzung benötigen wir dringend Daten zur Verbreitung der in Deutschland vorkommenden invasiven und einheimischen Arten“, sagte Doren Walther, Biologin vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) dem Bayerischen Rundfunk. Diese Informationen will die Wissenschaftlerin mit ihrem Team und Forschern des Friedrich-Loefflers-Institut in einem Mückenatlas für Deutschland sammeln und publizieren. Dafür sind heimische Moskitojäger gefragt. Sie sollen lebende Exemplare einfangen und diese an das ZALF zur Auswertung senden. Bisher verzeichnet das Institut über 50 verschiedene Stechmücken in Deutschland.

An einem weltweiten Mückenatlas arbeiten hingegen arbeiten amerikanische Studenten der Stanford University. Ihre Methode braucht weder einen Mückenfänger noch einen aufwändigen Versand der Insekten ins Labor – ein einfaches Mobiltelefon und das lästige Mückensurren, das uns nachts wach hält, sollen ausreichen. Das System soll Mückenarten an dem Klang ihres Flügelschlags identifizieren können. Wie Shazam eben, die App zum Identifizieren von Songs, nur nicht mit Musik, sondern Insekten.

Eine halbe Sekunde Flügelschlag reicht aus, um eine Mücke zu identifizieren

Haripriya Mukundarajan

Das Crowdsourcing-Projekt richtet sich an Handy-Besitzer weltweit. Sie sollen das Geräusch, das die Mücke macht, wenn sie auf der Haut landet, aufzeichnen und das kurze Sound-Sample nach Stanford senden. Anhand des eingebetteten GPS-Codes und der Zeitkoordinaten kann die Moskitoart erfasst und im Mückenatlas registriert werden.

Den richtigen Sexualpartner finden Mücken mit dem Klang ihres Flügelschlags. Dieser soll für jede Art einzigartig und unverwechselbar sein, erklärt Haripriya Mukundarajan, Mitglied des Forschungsprojekts, bei der jährlichen Konferenz der American Society Of Tropical Medicine And Hygiene. Weniger als eine halbe Sekunde Flugzeit seien ausreichend, um die akustische Signatur der Moskito zu identifizieren.

Um diese Insekten-Geräusche verwertbar aufzuzeichnen, würde schon ein einfaches Klapphandy ausreichen, so Mukundarajan. Vor allem in Teilen Afrikas wird dieser Vorläufer des Smartphones noch häufig benutzt. Forschungsergebnisse zeigen, dass die Studenten mit ihrer Methodik sowie den eher antiquiert wirkenden Klapptelefonen erfolgreich zwischen der Culex Moskito, die den West-Nil-Virus übertragen, und der Aedes-Mücke, dem Träger des Zika-Virus, unterscheiden können.

Auch wenn die Forschungsergebnisse bisher positiv seien, blieben einige Wissenschaftler doch skeptisch, berichtet die New York Times. Der Biologe und Mückenforscher Brian D. Foy von der Colorado State University etwa finde die Idee zwar „cool“, wisse aber nicht, ob sie wirklich verlässlich sei. Denn am Sound alleine könne man nicht feststellen, ob eine Mücke tatsächlich den Krankheitserreger in sich trage. Er selbst hatte sich bei einem Forschungsaufenthalt im Sengeal mit dem Zika-Virus angesteckt und später seine Frau in den USA infiziert. Dieser Fall war einer der ersten, der zeigte, dass das Zika-Virus auch durch sexuellen Kontakt übertragbar sei.

Joseph M. Conlon, technischer Berater der Amerikanischen Gemeinschaft zur Überwachung von Stechmücken (American Mosquito Control Association), äußert Bedenken, dass die Frequenz des Flügelschlags der verschiedenen Mücken bedingt durch Temperatur, das Alter des Insekts oder auch den Gesundheitszustand variieren könne. Im Moment sei diese Methodik der Identifikation „eher eine Neuheit, als ein verlässliches Werkzeug. Doch sie könnte die Zukunft werden“, so Conlon.

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