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Wird Virtual Reality das neue Schmerzmittel?

von WIRED Staff
Ist Virtual Reality als Schmerzmittel möglicherweise ebenso effektiv wie Medikamente? Eine erste Studie mit 60 Patienten in den USA deutet darauf hin – zumindest für bestimmte Symptome. Nach zwanzig Minuten Spielen im Headset sank das Schmerzempfinden um 25 Prozent.

Virtual Reality als Ablenkung, die dabei hilft, mit Schmerzen besser umzugehen: Das Thema ist nicht neu. Der Psychologe und Schmerzexperte Hunter Hoffman hat an der University of Washington bereits 2006 ein frühes VR-Spiel entwickelt, das Verbrennungspatienten dabei half, ihre Schmerzen zu ertragen, während ihre Wunden behandelt wurden.

Bisher kostete das dazu nötige Equipment allerdings tausende Dollar – und war damit entsprechend wenigen Krankenhäusern zugänglich. Mit dem Auftritt neuer günstigerer Consumer Editions der VR-Technologien, wie Occulus Rift oder der HTC Vive, ändert sich das gerade. Für den einzelnen Konsumenten mag es sich dabei immer noch um teures Spielzeug handeln. Wird das Spielzeug allerdings zur Medizintechnik, sind die Geräte im Vergleich günstig – und könnten bald in vielen Krankenhäusern zum Einsatz kommen, selbst für Schmerzpatienten zu Hause wäre VR eine Option.

Eine erste Studie am Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles hat jetzt untersucht, wie Virtual Reality Schmerzen unterschiedlichen Ursprungs lindern kann – vom scharfen Stich eines entzündeten Blinddarms bis zum dumpfen Schmerz einer Lungenentzündung. 60 Patienten mit unterschiedlichsten Symptomen haben Spiele der Firma AppliedVR gespielt, etwa das Spiel Bear Blast, in dem sie den Kopf drehen müssen um Bären mit einem Ball zu treffen. Für jeden Treffer sammelt der Spieler Punkte, man kann nicht sterben oder verletzt werden in diesem Spiel. Die ideale Ablenkung also.

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Der Effekt, so sagte der Leiter der Studie Brennan Spiegel der Technology Review, sei beeindruckend gewesen. Zwanzig Minuten in der Virtual-Reality-Software habe das Schmerzempfinden der Patienten im Schnitt um 24 Prozent gesenkt. Vor dem Spiel hätten Patienten einen Schmerzpegel von etwa 5,5 auf einer Skala von 0 bis 10 berichtet (Schmerzintensität wird meist anhand einer selbstberichteten Skala gemessen). Anschließend war der Schmerz im Schnitt eine 4. Das sei eine dramatische Reduktion von Schmerzen, sagt Spiegel, durchaus vergleichbar mit dem Effekt, den man auch durch die Gabe von Betäubungsmitteln erzielen würde.

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Die Studie ist bislang noch nicht veröffentlicht. Geplant ist zuvor noch eine weitere Kontrollstudie, in der eine Gruppe von Patienten während ihrem Krankenhausaufenthalt jederzeit Zugang zu einer Virtual-Reality-Brille bekommt, während eine Kontrollgruppe ohne das Hilfsmittel auskommen muss.

Spiegel sagt, es müssten noch viele weitere Studien durchgeführt werden, bevor man eine Aussage darüber treffen könne, wie nützlich VR als Schmerzmittel wirklich sein kann. Für einige Patienten, meint er, würde es einen unangenehmen Zustand jedoch tolerabler machen.

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Neben Schmerzen wird VR vor allem bei der Bekämpfung von Ängsten eingesetzt. Hier kann schon die Entspannung die Situation eines Patienten beträchtlich angenehmer machen. AppliedVR, die Firma, die das in der Studie verwendete Schmerztherapie-Spiel anbietet, hat dafür ebenfalls ein Portfolio: Anxiety RelieVR sind VR-Umgebungen, die gemeinsam mit Psychologen entwickelt wurden, um Patienten zu entspannen. Auch solche Projekte machen zunehmend Schule.

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