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Wie ein Molekül zu Sonnenbräune ohne Krebsgefahr verhilft

von Anna Schughart
Für Hautkrebs ist vor allem UV-Licht verantwortlich. Dennoch gehen Menschen viel zu oft in die Sonne. Es gibt jedoch Hoffnung, dass die begehrte Sonnenbräune gefahrenlos anders zu kriegen ist: Amerikanische Wissenschaftler setzen Moleküle ein, die den Farbton der Haut verändern – ohne Krebsrisiko.

„Wir befinden uns in einer sehr unangenehmen Situation“, sagt David Fisher vom Massachusetts General Hospital in Boston: Es ist das Jahr 2017, die Haut ist das Organ, das am häufigsten Krebs entwickelt und die Patientenzahlen steigen. „Obwohl wir mehr über die Ursache von Hautkrebs wissen als über jede andere Krebsart“, sagt Fisher. UV-Strahlung spielt bei Hautkrebs eigentlich immer eine Rolle, und da liegt das Problem: Viele Menschen setzen sich der Sonne noch immer zu sehr aus, nicht zuletzt, weil das Schönheitsideal gebräunte Haut noch immer in den Köpfen sitzt. „Es fühlt sich an, als würden wir eine große Chance nicht nutzen.“

Um daran etwas zu ändern, arbeitet Fisher an einer Methode, mit der Menschen sich bräunen können – ohne dass dazu UV-Strahlung nötig wäre. Das klingt zunächst nach dem, was als Selbstbräuner bekannt ist. Anders als bei dieser Methode, bei der eine Creme mit der Hornschicht der Haut reagiert, hat Fisher es geschafft, die Melanin-Produktion in der Haut anzuregen. Während Selbstbräuner also nur sehr oberflächlich wirken, gibt die neue Methode der Haut im Idealfall UV-Schutz.

Um das hinzubekommen, nahmen Fisher und sein Team einen kleinen Umweg. Seit Jahren wird erforscht, wie UV-Strahlung die Zellen zur Melanin-Produktion anregt. Bei seiner Arbeit konzentrierte sich Fisher deshalb auf ein Enzym, das die Produktion der dunklen Pigmente hemmt. Genau diesen Hemmer hemmten die Wissenschaftler wiederum in ihren Experimenten mit Hilfe eines Moleküls – sodass die Produktion von Melanin wieder stimuliert wird. Klingt einfach, war aber „sehr schwierig umzusetzen“, sagt Fisher.

Zuerst testeten die Forscher ihre Methode an sehr hellhäutigen Mäusen. Und tatsächlich: Als die Tiere über einen Zeitraum von sieben Tagen regelmäßig mit der Lotion eingeschmiert wurden, färbte sich ihre Haut Schritt für Schritt dunkler, bis sie schließlich fast kohlrabenschwarz war. Nach 14 Tagen – in denen die Mäuse nicht weiter mit dem Mittel behandelt wurden – war die Haut zu ihrer ursprünglichen Farbe zurückgekehrt. So ähnlich, als ob man ins Sonnenstudio geht und die Bräune danach verblasst. Das Melanin wird dabei nicht zerstört, sondern die Zellen, in denen es sich befindet, wandern in die oberen Hautschichten, wo sie dann abgestoßen werden.

Um sicherzugehen, dass die Mäusehaut tatsächlich durch das Melanin dunkler wird, testeten Fischer und seine Kollegen ihre Methode an Albinomäusen. Albinos produzieren kein Melanin – und folglich zeigte die Methode bei ihnen auch keine Wirkung.

Auch an menschlicher Haut hat Fisher im Labor schon erste Experimente gemacht. Dazu musste er das Hemmer-Hemmer-Molekül überarbeiten. Denn menschliche Haut ist dicker als Mäusehaut. Das Molekül musste modifiziert werden, damit es in die Hautoberfläche eindringen und gleichzeitig weiter das Enzym ausschalten konnte. Zusammen mit dem Chemiker Nathanael Gray testete Fisher verschiedene Varianten. Mit Erfolg: „Nach acht Tagen wurde die sehr helle Haut dunkelbraun“, sagt Fisher.

Wie dunkel die Haut wird, hängt wohl von Dosis und Häufigkeit des Auftragens ab. Wie lange die Bräune auf der menschlichen Haut hält, kann Fisher noch nicht genau sagen, weil er die sonnenlose Sonnenbräune bisher nur an Hautproben getestet hat. Klinische Studien gab es noch nicht. „Dazu sprechen wir derzeit mit verschiedenen möglichen kommerziellen Partnern“, sagt Fisher.

Die zwei spannendsten Fragen, die derzeit noch offen sind, lauten erstens: Hat die sonnenlose Sonnenbräune Nachteile? Heißt: Ist sie wirklich sicher oder gibt es Folgen, die bisher noch nicht sichtbar waren? Und zweitens: Schützt die „künstliche“ Bräune auch vor UV-Strahlung, so wie es die Aufgabe von Melanin ist? „Denn das wäre der große mögliche Vorteil für Menschen“, sagt Fisher. „Die dunklen Pigmente in der Haut bedeuten ein viel geringeres Risiko für Hautkrebs und ein geringeres Risiko für altersbedingte Schäden.“

So oder so: Fishers Bräunungsmethode hat definitiv das Potenzial, die Hautkrebsrate zu senken. Denn sie könnte Sonnenstudios unnötig machen. „Das war zwar nicht das Ziel unserer Arbeit“, aber alles, was den Menschen helfen würde, den Gebrauch von UV-Strahlung zu vermeiden, sei eine gute Sache, sagt Fisher.

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