Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

So könnten 10 Mio. Tote durch Antibiotikaresistenzen gerade noch verhindert werden

von WIRED Editorial
Zehn Millionen Tote jährlich allein durch nicht mehr wirkende Antibiotika – das ist das Horrorszenario, das nach Erkenntnissen einer Forschungsgruppe spätestens 2050 eintritt. Wenn nicht sofort gehandelt wird. Der Leiter der britischen Studie hat einen Aktionsplan vorgeschlagen, der die ganze Welt betrifft.

Pharmaunternehmen und Regierungen müssen rund 40 Milliarden Dollar aufwenden, um einen rapiden Anstieg der Todesfälle durch Antibiotikaresistenzen zu vermeiden. Das ist das Fazit der großangelegten Studie Antimikrobakterielle Resistenz (AMR).

Seit Juli 2014 analysierte ein Rechercheteam unter der Leitung des Ökonomen und (mittlerweile) Mitglieds der britischen Regierung Lord Jim O’Neill die weltweiten Folgen von Antibiotikaresistenzen. O’Neill sagte bei der Präsentation der Studie in London: „Wenn wir nicht umgehend konzertiert gegen Antibiotikaresistenzen vorgehen, werden wir bald in einer Welt leben, in der es für zu viele Menschen keine Antibiotika mehr gibt, die helfen.“ Etwa 700.000 Menschen sterben schon jetzt jährlich an den Folgen einer Antibiotikaresistenz. Laut O’Neill könnten es 2050 zehn Millionen pro Jahr sein.

Eines der Probleme, die in der 18 Monate dauernden Studie deutlich wurden: Antibiotika werden zu schnell, zu oft und zu arglos verwendet. „Manche gehen mit ihnen um, als seien es Süßigkeiten“, sagte O’Neill.

Es sei zwingend nötig, dass Pharmakonzerne in die Entwicklung neuer Antibiotika investieren und sich an den Kosten der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen beteiligen, so der Ökonom. „Wir reden hier von insgesamt 40 Milliarden Dollar, die notwendig sein werden“, sagte er. „Denen stehen mögliche Kosten von 100.000 Milliarden gegenüber, die durch Antibiotikaresistenzen bis 2015 verursacht werden könnten.“

Als Ergebnis der anderthalbjährigen Untersuchung präsentierte O’Neill Vorschläge für sinnvolle nächste Schritte:

– Die führenden Industrienationen sollten einen Teil der Gesundheitsausgaben für den Kampf gegen AMR reservieren und gleichzeitig eine Steuer auf Antibiotika erheben.

– Pharmaunternehmen, die nicht in Forschung gegen AMR investierten, sollten stattdessen Geld in einen Topf für Vorbeugemaßnahmen weltweit geben. Wer auch das verweigere, müsse Strafe zahlen.

– Eine weltweite Kampagne solle die Aufmerksamkeit für das Problem herstellen und schärfen.

– Hygienestandards müssten weltweit erhöht werden, um Infektionen besser eindämmen zu können. Dazu gehöre der Zugang zu Trinkwasser und sauberen Krankenhäusern.

– Medikamenteresistenz bei Menschen und Tieren sollten stärker kontrolliert und besser dokumentiert werden

– In die Entwicklung von Impfstoffen und Alternativen müsse weltweit mehr investiert werden. Unternehmen sollte ein Anreiz von bis zu einer Milliarde Dollar geboten werden für jedes neu entwickelte Antibiotikum.

– Ein Innovationsfonds für Recherche zu AMR sei zu gründen.

– Tests, um Diagnosen stellen zu können, müssten deutlich beschleunigt werden.

Zum letzten Punkt sagte O’Neill: „Die Technologie, die derzeit für solche Tests benutzt wird, hat sich im Prinzip seit den 1860er Jahren kaum verändert.“ Das führe dazu, dass Ärzte oft Antibiotika verschrieben, „um sicherzugehen“, auch wenn das spätere Testergebnis dann negativ sei.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++

O’Neill geht davon aus, dass es bis 2010 möglich sein wird, Menschen aufgrund ihrer DNA und anderer Daten besser zu diagnostizieren. Nicht mehr nur Ärzte seien dann diejenigen, die über eine Verschreibung entschieden, sondern „Spezialisten, die Schlüsse aus Daten ziehen“.

Der britische Premierminister David Cameron kommentierte die Ergebnisse der Studie so: „Wenn wir nicht handeln, wird die Welt in eine Art Mittelalter zurück katapultiert.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED UK

GQ Empfiehlt
Studie: Gentechnik lässt mehr Tiere leiden

Studie: Gentechnik lässt mehr Tiere leiden

von WIRED Editorial

Wie können wir Eliten wieder vertrauen?

Wie können wir Eliten wieder vertrauen?

von Johnny Haeusler