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Was wir aus Scott Kellys Jahr im Weltall lernen können

von Anna Schughart
Nach einem Jahr kehrt Scott Kelly auf die Erde zurück. Der NASA-Astronaut hat im All aber nicht nur Experimente gemacht, er war und ist auch selbst Untersuchungsobjekt.

Am Mittwochmorgen kommt der NASA-Astronaut Scott Kelly auf die Erde zurück. Ein Timer auf der NASA-Seite zählt schon fleißig den Countdown. Daneben verrät eine zweite Uhr, wie lange Kelly im Weltall war. Auch wenn sie am Ende nicht ganz bei 365 Tagen enden wird: Der NASA-Astronaut war zusammen mit seinem russischen Kollegen Michail Kornijenko auf einer „One Year Mission.“

Kelly und Kornijenko sind nicht die ersten Menschen, die ein ganzes Jahr im Weltall verbracht haben. Aber die „One Year Mission“ ist als intensive, moderne Forschungsmission ausgelegt. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, welche Effekte eine lange Zeit in der Schwerelosigkeit auf den Menschen hat. Immer mit dem Hintergedanken: Wäre eine Marsmission überhaupt möglich? Würden die Raumfahrer das aushalten?

In seiner letzten Pressekonferenz aus dem Weltall, hat Kelly schon mal eine vorsichtige Bilanz gezogen. „Körperlich geht es mir sehr gut. Aber das sind subjektive Daten. Wenn wir uns die Daten anschauen, dann sehen wir vielleicht Effekte, die signifikanter sind als wie ich mich fühle.“

In welcher Verfassung kommen die ersten Menschen auf dem Mars an?

Kurz nach der Landung muss Kelly deshalb schon durch einen etwa einstündigen Hindernislauf. Aufstehen, Stehen, Springen — was kann er noch? Ein Jahr in der Schwerelosigkeit verändert den Körper, die Astronauten verlieren Muskelmasse und Kraft. Doch wie genau wirkt sich das auf die Funktionsfähigkeit aus? Oder anders gefragt: In welcher Verfassung kommen die ersten Menschen auf dem Mars an?

Das ist nur eine von vielen Forschungsfragen, bei denen Kelly der Wissenschaft weiterhelfen soll. Der Katalog der Forschungsprojekte, die mit der „One Year Mission“ verbunden sind, unterteilt sich in sieben verschiedene Bereiche. Drei Projekte beschäftigen sich zum Beispiel mit den Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf die Augen. Weil Flüssigkeiten in den Körpern der Raumfahrer nicht mehr von der Schwerkraft nach unten gezogen werden, entsteht im Gehirn ein viel größerer Druck, der auch auf den Sehnerv wirken könnte, glauben die Wissenschaftler.

Neben Immunsystem, Stoffwechsel oder der Frage, welche Folgen ein langer Aufenthalt im Weltall für die Mikroben hat, die in und auf uns leben, ist auch die psychische Gesundheit wichtig — gerade bei einer Marsmission, die nach aktuellen NASA-Berechnungen etwa fünf Monate dauern würde.

„Das schwierigste ist, dass man sich räumlich isoliert fühlt von den Menschen, die einem wichtig sind“, sagte Kelly. Aber: Er könne auch noch einmal ein Jahr im All verbringen, wenn es denn nötig sei. Das Ende der Mission habe er sowieso nie im Kopf gehabt. Er habe immer von einem Ereignis zum nächsten gedacht, erzählt Kelly: Wann kommt die nächste Transportmission, wann die neuen Crew-Mitglieder, welches Experiment steht als nächstes an? Für eine Marsmission müsse man sich fragen, wie man dieses Konzept übertragen könne.

Das schwierigste ist, dass man sich räumlich isoliert fühlt von den Menschen, die einem wichtig sind.

Scott Kelly, NASA-Astronaut

Scott Kelly ist für alle diese Fragen das perfekte Untersuchungsobjekt. Und zwar nicht nur, weil er so lange Zeit im All verbracht hat, sondern weil es da noch Mark Kelly gibt, seinen Bruder. Mark ist sechs Minuten älter als sein Zwillingsbruder Scott und war auch mal NASA-Astronaut. Die zwei Brüder sind eineiige Zwillinge, das heißt, sie haben die gleiche DNA. Doch Schwerelosigkeit, Strahlung, Isolation, das alles hat Mark während diesen Jahres nicht erlebt. Er ist also die „Kontrollgruppe“, an der sich überprüfen lässt, was Effekte der Schwerelosigkeit sind und was sowieso passiert wäre. In den vergangen Wochen, haben sowohl Mark als auch Scott unter anderem Blut-, Urin-, und Stuhlproben abgegeben.

Bis alle diese Daten ausgewertet sind, wird aber einige Zeit vergehen. Ein Teil der Proben bleiben auch erst mal tiefgekühlt auf der ISS. Eine SpaceX Dragon soll sie später abholen. 

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