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Vom Sofa aus auf der Spur der Radioblitze

von Anna Schughart
Radioblitze sind eines der großen Rätsel des Universums. Erst vor rund zehn Jahren wurde der erste entdeckt. Was die Blitze aussendet, weiß man noch nicht genau. Laura Spitler vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie erforscht sie mit Hilfe des Radioteleskops Effelsberg.

Wenn Laura Spitler das Radioteleskop in Effelsberg nutzen will, muss sie nicht mal vor Ort sein. Quasi vom Sofa aus kann Spitler sich auf die Suche nach einem der größten Geheimnisse im All machen: Radioblitze. Bisher hat man nur etwa 30 von ihnen gemessen, doch sie könnten uns helfen, viel über das Universum herauszufinden.

WIRED: Was sind Radioblitze?
Laura Spitler: Radioblitze sind sehr starke Radiowellen-Pulse – in unserer Galaxie kennen wir fast nichts, das so viel Energie in so kurzer Zeit aussendet. Wenn wir einen Radioblitz mit unseren Augen sehen könnten, würden wir beobachten, wie ein Punkt am Himmel einen ganz kurzen Moment aufleuchtet und wieder verschwindet. Doch was diese Radioblitze aussendet, wissen wir noch nicht.

WIRED: Aber es gibt doch bestimmt schon Theorien dazu, oder?
Spitler: Die meisten Theorien kreisen um Neutronensterne, denn die haben unglaublich starke Magnetfelder, die Radiowellen erzeugen. Aber alle Pulsare, die wir bisher kennen, sind eigentlich viel zu schwach.

WIRED: Wie häufig sind Radioblitze denn?
Spitler: Wir glauben, dass pro Tag mehrere tausend Radioblitze über den ganzen Himmel verteilt auftreten, bisher hat man aber nur ungefähr 30 von ihnen gemessen. Das Problem ist, dass das Blickfeld des Teleskops so klein ist – wir müssen ziemlich lange messen, warten und Glück haben. Bis auf eine Ausnahme haben wir alle Radioblitze bisher nur einmal gesehen: Nur den mit dem Namen FRB121102, den ich vor ein paar Jahren entdeckt habe, haben wir mehrmals gemessen. Manchmal sieht man ihn bis zu zehn Mal in einer Stunde. Dann muss man wieder Wochen warten, in denen er nichts tut. Die große Frage ist: Warum macht er das?

WIRED: Und was glauben Sie?
Spitler: Es könnte sein, dass er besonders aktiv ist, vielleicht weil er sehr jung oder sehr energiereich ist. Vielleicht würden aber auch die anderen Quellen auch wieder blitzen, wenn wir lange genug warten würden.

WIRED: Sie arbeiten am Radioteleskop Effelsberg, wie muss man sich das vorstellen? Sitzen Sie da selbst am Teleskop?
Spitler: Das Teleskop in Effelsberg ist für meine Arbeit ungeheuer wichtig: Ich kann mit ihm die Radiowellen von der Erde aus aufnehmen und messen. Ich selbst bin leider nur alle paar Monate dort. Denn solange ich eine Internetverbindung habe, kann ich vom Institut oder sogar von zu Hause aus das Teleskop einstellen. Wenn ich Beobachtungszeit bekomme, richte ich es ein, starte und stoppe die Messgeräte und nehme meinen Daten auf. Das Radioteleskop ist ein großes, komplexes Gerät, es braucht viele Menschen, um es am Laufen zu halten.

WIRED: Warum sind Radioblitze so interessant?
Spitler: Radioblitze sind unter anderem gute Werkzeuge zur Erforschung des Universums. Wir wissen etwa, dass die Quelle von FRB121102 drei Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Der Radioblitz muss auf dem Weg zu uns die ganze Materie durchqueren, die zwischen der Erde und seinem Ursprung liegt. Dabei werden die Radiowellen wie bei einer Art Prisma von Elektronen gebrochen. Die höheren Frequenzen kommen zuerst an, die tieferen später. Diese Zeitverzögerung können wir messen und sagen, wie viele Elektronen auf der Bahn des Radioblitzes sind. So können wir das Universum wiegen.

Im aktuellen WIRED-Magazin lest ihr in der Rubrik Mensch/Maschine ebenfalls über Laura Spitler. Weitere Themen: Der Wettbewerb um den schnellsten Hyperloop, Chinas Startup-Offensive, der Tech-Investor Frank Thelen im Porträt und Microsofts Neustart unter Nadella.

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