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L'Oreal testet Kosmetika an Haut aus dem 3D-Drucker

von Michael Förtsch
Das französische Unternehmen L'Oreal produziert nicht nur Cremes, Nagellack und Lippenstifte, sondern züchtet seit Jahren auch menschliche Haut. Aber offenbar nicht schnell und massenhaft genug. Nun hat sich der Kosmetikgigant nämlich mit einer Haut-Druckerei zusammengeschlossen.

Hinter L'Oreal verbirgt sich mehr als nur ein Schminkutensilien-Fabrikant. Mehrere Millionen Euro steckt die Traditionsfirma jährlich in medizinische und technische Forschung. So züchtet das Unternehmen etwa schon seit Jahren in einem Labor in Lyon menschliche Haut, indem einzelne Zellen in Nährlösungen, die das Umfeld des menschlichen Körpers imitieren, zur natürlichen Zellteilung angeregt werden. Eine Woche braucht es, um auf diese Weise eine Epidermis von einem halben Quadratzentimeter mit einem Millimeter Dicke wachsen zu lassen. Ein langwieriger Prozess, der jährlich knapp fünf Quadratmeter in 100.000 einzelnen Hautproben hervorbringt, die zu Verträglichkeitstests von Kosmetika genutzt und an Pharmaunternehmen verkauft werden.

So sollen keine Replikate entstehen, sondern lebende Haut, die auch auf äußere Reize reagiert.

Und der L'Oreal offenbar zu langsam ist: Die Firma hat sich mit dem amerikanische Bio-Start-Up Organovo zusammengetan, das Haut nicht wachsen lässt, sondern einfach ausdruckt. NovoGen Bioprinting nennt sich das Verfahren. Hierbei werden Spezifika des Aufbaus und Eigenschaften der gewünschten Hautpartie definiert, anschließend nötige Zellen gezüchtet und in Kartuschen in einer mit Sauerstoff angereicherten Lösung aus Nährstoffen und Mineralien gelagert. Diese werden dann, ähnlich wie Farbpatronen, in einen Bioprinter gespannt, der die unterschiedlichen Zellen auf die gewünschte Weise zu einer kompletten Hautschicht zusammensetzt. Auf diese Weise will Organovo nicht nur strukturelle Replikate herstellen, sondern lebende Haut, die auch auf äußere Reize reagiert.

Mit der Partnerschaft hat L'Oreal sich laut Bloomberg auch die exklusiven Rechte für die Nutzung der produzierten Haut mit „nicht-verscheibungspflichtigen Hautpflegeprodukten“ erworben. Davon verspricht man sich dem Bericht zufolge vor allem „bessere Möglichkeiten, die Sicherheit und Verträglichkeit eigener Produkte“ wie eben Cremes und Make-Up zu testen.

Organovo will irgendwann sogar ganze Organe drucken.

Doch will die französische Firma die gedruckte Haut wohl nicht nur zu Testzwecken heranziehen, sondern auch an Konkurrenten verkaufen. Damit wäre L'Oreal nicht mehr nur der weltgrößte Produzent von Hautpflegeprodukten, sondern auch von Haut an sich. Organovo will seinerseits darüber hinaus Ersatzhaut für Brandopfer anbieten und igrendwann sogar ganze Organe wie Lebern und Nieren zu drucken. 

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