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MIT-Forscherin Katia Vega vereint Schönheit mit Technologie

von Anna Schughart
Wimpern, mit denen man Licht anmachen kann, Tattoos für Diabetiker und Haare, die Nachrichten verschicken: Mit ihrer „Beauty Technology“ macht die MIT-Forscherin Katia Vega den menschlichen Körper zur interaktiven Plattform. „So bleiben wir viel mehr wir selbst, als wenn wir irgendetwas nur am Körper tragen“, sagt sie.

Katia Vega entwickelt Hair Extensions, mit denen man im Notfall Hilfe rufen kann und spezielle Tattoos, die Diabetikern helfen, ihre Blutzuckerwerte im Auge zu behalten. Ihre Projekte fasst Vega, die am MIT Media Lab arbeitet, unter dem Begriff „Beauty Technology“ zusammen. Was sich dahinter verbirgt und warum Technik und der menschliche Körper sich näherkommen sollten, erklärt Vega im Interview.

WIRED: Was ist Beauty Technology?
Katia Vega: Beauty Technology integriert Elektronik in Kosmetik, die direkt auf der Haut, den Fingernägeln oder dem Haar angewendet werden kann, um so die Körperoberfläche in eine interaktive Plattform zu verwandeln. Stell dir vor, du hast Wimpern, mit denen du das Licht anmachen kannst. Oder Haare, die, wenn du mit der Hand über sie streichst, Nachrichten verschicken. Oder Fingernägel mit Chips, mit denen du die Tür öffnen kannst. Unser Körper wird zu einer Art Gerät, das mit anderen Geräten verbunden ist. Es ist eine neue Ära der Wearable Technology.

WIRED: Warum sind Technik und Kosmetik eine gute Kombination?
Vega: Kosmetik gibt es schon immer. Ich habe einen roten Lippenstift, meine Mutter hat einen roten Lippenstift, meine Großmutter auch. Seine Funktionalität ist aber immer die gleiche geblieben. Ich gebe der Kosmetik eine neue Funktion, indem ich sie interaktiv mache. Und auch die Technologie kommt unserem Körper so näher.

WIRED: Aber warum sollen sich Technologie und der menschliche Körper überhaupt so nahe kommen?
Vega: Bis vor einiger Zeit hatten wir nur Laptops und Smartphones. Aber heutzutage gibt es all diese zusätzlichen Technologien, die wir integrieren müssen, wie zum Beispiel Smartwatches oder Fitbits. Diese Technologien sind nicht Teil unseres Körpers, sondern wir müssen sie jeden Tag anziehen. Aber was ist, wenn ich zu diesem T-Shirt lieber etwas anderes anziehen würde? Das geht nicht. Dein Körper bleibt dagegen immer der gleiche. Wenn wir die Technologie also an unsere Körperoberfläche verschieben, können wir wir selbst bleiben und gleichzeitig all diese Technologien benutzen.

WIRED: Die Technik soll also natürlicher, menschlicher werden?
Vega: Ja. Die Frage ist: Wie kann man die Technik verstecken, so dass du immer noch hübsch aussiehst – oder wie auch immer du aussehen möchtest – und gleichzeitig eine Art neue Kraft hast.

WIRED: Make-up, künstliche Fingernägel oder Haarverlängerungen werden vor allem von Frauen getragen. Glauben Sie, das ändert sich in Zukunft?
Vega: Ich denke, diese Dinge werden auch von Männern genutzt werden. Jungs nutzen ja auch heute schon Kosmetik wie zum Beispiel Shampoo – denn auch die Art und Weise, wie wir uns waschen, ist Kosmetik. Eines meiner Projekte, winky mote, habe ich für einen Mann entwickelt: Felipe, ein früherer Jiu Jitsu Champion, der sich beim Training verletzte und seitdem querschnittsgelähmt ist. Wir haben eine Möglichkeit für ihn entwickelt, wie er mit seinen Augen den Fernseher bedienen kann. Wenn er mit dem linken oder rechten Auge blinzelt, kann er den Kanal wechseln. Wenn er beide Augen schließt, kann er den Fernseher ein- und ausschalten. Aber mir gefällt auch der Gedanke, dass ich Technologie speziell für Mädchen entwickle, denn es gibt zu viel Technik für Männer.

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WIRED: Ist das auch eine Rückmeldung, die Sie von Frauen erhalten?
Vega: Ich hatte das nicht erwartet, aber viele Mädchen und Wissenschaftlerinnen, die sich meine Arbeit anschauen, sagen, dass sie sie toll finden, weil alles sonst so männlich ist. Meine Arbeit wurde dagegen für Mädchen und auch von Mädchen geschaffen. Ich sehe auch, wie das für viele Mädchen ein guter Einfluss ist, sich selbst mehr einzubringen und Technik nicht nur zu nutzen, sondern auch zu schaffen. Das freut mich.

WIRED: Es geht bei Ihren Projekten aber nicht nur um das Aussehen. Sie haben ein Tattoo entwickelt, das auch einen medizinischen Nutzen hat.
 

Vega: Ja, „The Dermal Abyss“ ist ein neues Projekt des MIT Media Labs und der Harvard Medical School, das die Möglichkeiten eines interaktiven Tattoos beleuchtet. Unsere Motivation war, ein Portal in den Körper zu schaffen, indem wir die Haut zu einem Display machen, das abhängig von Biodaten die Farbe ändert. Jemand mit Diabetes könnte also zum Beispiel anhand der Farbe seines Tattoos erkennen, ob sich seine Blutzuckerwerte verändert haben. Damit kann man Informationen aus dem Körperinneren an der Oberfläche sehen – ohne irgendwelche Tests machen zu müssen. Wir haben jetzt erst mal ein Proof of Concept gemacht. Um es wirklich zu implementieren, sind noch viele Tests nötig. Aber wir haben extrem viel Rückmeldung zu diesem Projekt bekommen. Es hat mich sehr überrascht, dass so viele Menschen diese Technologie nutzen wollen. Es zeigt auch, welche Möglichkeiten die Biotechnologie hat.

WIRED: Wollen Sie in Zukunft mehr mit Biotechnologie arbeiten?
Vega: Ich weiß es nicht, ich verändere mich immer. Aber ich bin nicht daran interessiert, nur Projekte mit Gesundheitsbezug zu machen. Was ich an Beauty Technology so mag, ist, dass ich keine Applikationen entwickle, sondern Technologien, für die es verschiedene Anwendungen gibt. Wenn Sie zum Beispiel an die Hair Extensions denken: Ich habe sie so bearbeitet, dass sie leiten, aber wie normale Extensions aussehen. Sodass, wenn du dein Haar anfasst, ein Machine-Learning-Algorithmus die verschiedenen Berührungen unterscheiden kann. Dann kannst du zum Beispiel mit einer Berührung deinem Freund oder jemanden, den du vermisst, eine Nachricht schicken, ein Selfie machen oder, wenn du in Gefahr bist, die Polizei rufen. Gesundheit ist zwar ein gutes Beispiel, aber es geht auch um Lifestyle, Fashion, Art und Performance oder Sicherheit. Es zeigt, dass Technologie nicht bloß eine Sache ist, sondern wunderschön, stylisch und auch spielerisch sein kann – so wie wir Menschen auch. 

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