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IBMs Supercomputer Watson erkennt Tumor-DNA schneller als jeder Mensch

von Thorsten Schröder
Der IBM-Supercomputer Watson wird zum Onkologen: Der Rechner soll in Zukunft individuelle Krebstherapien innerhalb von Minuten bestimmen können. Mediziner brauchen dafür bislang Wochen.

Watson kann kochen, besiegt Menschen bei Jeopardy und empfiehlt die richtige Versicherungspolice. Und er kämpft in Südafrika gegen eine der gefährlichsten Krankheiten der Welt: Tuberkulose. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Vierzehn amerikanische und kanadische Krebsinstitute wollen den IBM-Superrechner künftig einsetzen, um individuelle Therapien gegen Krebstumore zu entwickeln — abgestimmt auf deren spezifische DNA. Denn diese lässt Rückschlüsse darauf zu, welche Gene genau mutiert sind und so die bösartige Wucherung im Gewebe verursachen.


Watson berechnet die genetische Zusammensetzung des Tumors und die passende Medizin dagegen.

Bislang dauert es oft mehrere Wochen, die beste Therapie für die Behandlung einer bestimmten Krebsmutation zu bestimmen. Watson berechnet die genetische Zusammensetzung und die passende Medizin dagegen innerhalb von wenigen Minuten. Der Computer greift dafür auf eine riesige Datenbank an wissenschaftlichen Aufsätzen und klinischen Versuchsreihen zu und wühlt sich durch tausende Varianten von Mutationen, um sich dann für die ideale Kombination zu entscheiden.


Mehr als ein Jahr hat IBM an der Entwicklung eines Bewertungssystem gebastelt, das es Watson ermöglicht, die Mutationen richtig zu erkennen und einzuschätzen. Watson zieht bei der Wahl der Methode selbst solche Medikamente in Betracht, die nicht ausdrücklich für die Krebsbehandlung gedacht sind. Die beteiligten Institute wollen den cloudbasierten Rechner noch in diesem Jahr erstmals einsetzen.


Der Rechner soll Probleme lösen, die Menschen zwar erkennen, aber allein nicht bewältigen können.

Der Superrechner, der in nur wenigen Jahren von der Größe eines Wandschranks auf die weniger Pizzakartons zusammengeschrumpft ist, soll in der Medizin laut IBM künftig mehr und mehr Probleme lösen, die Menschen zwar erkennen, aber die dafür nötige Datenmenge nicht bewältigen können. Genome seien der Schlüssel zu individueller und personalisierter Medizin, heißt es von dem Konzern aus Armonk im Bundesstaat New York. Bislang bleibt aufgrund der Datenmenge laut IBM rund die Hälfte aller DNA-Untersuchungen bei der Krebsbehandlung ohne konkretes Ergebnis.

Wie viele Patienten letztlich wirklich von der Rechenleistung des Cloud-Computers profitieren, ist allerdings noch unklar. Watson wird vor allem bei bestimmten Formen von Lunkenkrebs und Hautkrebs zum Einsatz kommen, bei denen die DNA-Analyse schon jetzt angewandt wird. Probleme bekommt der Rechner dagegen bei Krebsarten mit besonders vielen Mutationen. In den meisten Fällen wird deshalb auch in Zukunft vor allem auf Chemotherapie und Bestrahlung gesetzt werden, weil das Wissen um die genaue genetische Zusammensetzung leider keinen Vorteil bringt.


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