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Hallo, GJ 273b! Außerirdische zu Hause?

von Anna Schughart
Im Oktober hat METI International eine Nachricht zu Luytens Stern gesendet. Dort gibt es einen Planeten, der theoretisch von außerirdischen Lebensformen bewohnt sein könnte. Werden sie antworten?

Mit bloßem Auge kann man ihn nicht sehen, aber Luytens Stern gehört zu unseren nächsten Nachbarn. Der Rote Zwerg ist rund 12 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat zwei bekannte Exoplaneten. Einer davon, GJ 273b, ist theoretisch bewohnbar. Ob das so ist, könnten wir in den nächsten Jahrzehnten herausfinden. Genauer gesagt: am 21. Juni 2043. Dann nämlich sollten wir eine Antwort von GJ 273b erhalten.

Wie die Organisation METI International (Messaging to Extra-Terrestrial Intelligence) bekannt gab, hat sie im Oktober in Zusammenarbeit mit dem Sónar Music Festival und dem Institute of Space Studies of Catalonia Radiowellen-Nachrichten an GJ 273b geschickt. Am 16., 17. und 18. Oktober sendete ein EISCAT-Radar in Tromsø jeweils drei Mal die (fast) gleiche Nachricht.

Die Botschaft an GJ 273b ist nicht die erste, mit der die Menschheit andere Lebewesen im Weltall über ihre Existenz informieren möchte. Zu den berühmtesten Beispielen gehören die Arecibo-Botschaft oder auch die Voyager Golden Records. „Frühere Nachrichten wollten eher enzyklopädisch sein“, sagt METI-President Douglas Vakoch. Viel Inhalt, viele Informationen über die Menschen und die Welt, in der wir leben. „Meine Befürchtung ist, dass, wenn man versucht, alles zu kommunizieren, man am Ende gar nichts sagt.“

METI hat sich deshalb inhaltlich vor allem auf ein grundlegendes Mathe- und Wissenschafts-Tutorial konzentriert. „Wir hoffen, dass es für jede Intelligenz, die das Signal entdeckt, verständlich ist“, sagt Vakoch. Um eine solche Nachricht zu konzipieren, muss man fragen: Was hätten wir und die Lebensform, die sie empfangen kann, gemeinsam? Antwort: ein Radioteleskop (oder etwas Vergleichbares).

Auf dieses gemeinsame Verständnis von Radiowellen und der Physik dahinter baut die Nachricht auf. „ Wir starten, in dem wir zeigen, wie wir zählen. Dann führen wir die Grundrechenarten ein“, erklärt Vakoch. Dann gibt es Ziffernsätze, die Dreiecke und beispielsweise den Satz des Pythagoras beschreiben. Von der Beschreibung des Sinusoids aus, erklärt die Nachricht dann die speziellen Wellen, aus denen sie selbst besteht.

Das alles sollte für die Außerirdischen nicht neu sein, wenn sie es geschafft haben, ein Radioteleskop zu bauen. Doch eine Lebensform, die diese Nachricht erhält, würde wissen, dass der Absender (also wir) eine Spezies ist, die ein grundsätzliches Verständnis von Mathematik und Naturwissenschaft hat – und die Musik mag. Denn der zweite Teil der Botschaft besteht aus Musik, ausgewählt von der Sónar-Music-Festival-Community.

Eine Besonderheit der Nachricht ist: Sie sagt den potentiellen Bewohnern von GJ 273b auch, wann wir hinhören werden, falls sie uns antworten möchten. Dazu enthält sie eine spezielle „cosmic clock“. Zu Beginn der Nachricht gibt es ein Symbol, das die Uhr symbolisiert, gefolgt von einer „Null“. Das Uhr-Symbol taucht in der Nachricht immer wieder auf, doch die Zahl dahinter, also die Zeit, schreitet voran. Jedes Mal wenn die Nachricht gesendet wurde, war sie exakt gleich – nur die „Uhr“ zeigte an, welche Zeit zwischen den verschiedenen Sendezeiten verstrichen war. Ganz am Ende des Tutorials steht dann der Zeitpunkt, an dem wir eine Antwort erwarten werden.

Doch ist das alles überhaupt klug? Sollten wir andere – womöglich höher entwickelte – Lebewesen auf unsere Existenz hinweisen? Oder ist das zu gefährlich? „Wir haben bereits in das Universum herausgeschrien, dass es uns gibt“, sagt Vakoch. Auch die Erdatmosphäre verrate schon seit Millionen von Jahren, dass hier Leben existiert. Die Untersuchung der Atmosphäre gehört zu den Instrumenten, die auch Exoplanetenforscher nutzen, um herauszufinden, ob es auf einem Planeten Leben geben könnte. Im konkreten Fall von GJ 273b sagt Vakoch: „Jede Zivilisation, die dort lebt und die Möglichkeit hat, zur Erde zu reisen, um uns zu schaden, würde schon von unserer Existenz wissen.“ Die Idee hinter dem Projekt sei nicht, auf uns aufmerksam zu machen, sondern zu signalisieren, dass wir an Kontakt interessiert sind. Ähnlich vielleicht wie ein Zootier, das plötzlich anfängt zu sprechen.

Noch vor einigen Jahren hätte man GJ 273b aber nicht als Kandidat für fremdes Leben betrachtet, sagt Vakoch. Der Planet befindet sich zwar in einem Abstand zu seiner Sonne, der flüssiges Wasser möglich macht, doch wie unser Mond, könnte GJ 273b sich in einer gebundenen Rotation befinden. Das heißt, dass er seiner Sonne immer die gleiche Seite zeigt. Inzwischen hätten Forscher jedoch herausgefunden, dass das nicht unbedingt ein Hindernis für die Entstehung von Leben sein muss, sagt Vokach. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf GJ 273b Leben antreffen, ist trotzdem gering.

Wenn wir wirklich Kontakt zu einer fremden Lebensform herstellen wollen, reicht es also nicht, nur auf GJ 273b zu hoffen. Dann müssen wir noch viel mehr Nachrichten versenden, findet Vokach. Deshalb will METI den Prozess bei anderen Sternen wiederholen. Im April wird aber erst einmal eine zweite Nachricht an GJ 273b gesendet. „Darin werden wir beginnen, in verschiedenen Frequenzen zu erklären, wie wir Musik verstehen“, sagt Vakoch.

METI will SETI – also das Lauschen nach extraterrestrischen Botschaften und Hinweisen – nicht ablösen. Denn mit der immer besseren Technologie, die für die Suche bereitstehe, sei „die Vorstellung, dass wir in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren ein Signal von einer anderen Zivilisation empfangen, sehr realistisch“, sagt Vokach. Vorausgesetzt, es gibt sie da draußen und sie wollen Kontakt herstellen.

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