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Für das Rätsel um den flackernden Tabbys Stern gibt es eine Lösung

von Juliane Görsch
Über den Stern KIC 8462852 diskutieren Wissenschaftler seit zwei Jahren immer wieder: Was bewirkt dessen Flackern? Neue Studien gehen den ungewöhnlichen Helligkeitsschwankungen auf den Grund. Spoiler: Aliens sind dabei leider nicht involviert.

Wissenschaftler und Hobby-Astronomen rätseln über einen Stern in 1400 Lichtjahren Entfernung zur Erde. Die Astronomin Tabetha Boyajian entdeckte erstmals 2015 Unregelmäßigkeiten in der Helligkeit des Sterns KIC 8462852. Tabbys Stern, wie er seitdem genannt wurde, ändert seine Helligkeit immer wieder in scheinbar unregelmäßigen Abständen. Meistens fluktuiert sie um nur wenige Prozent, manchmal bricht die Helligkeitskurve aber auch für mehrere Tage um bis zu 20 Prozent ein. Warum der Stern sich so ungewöhnlich verhält, konnte die Wissenschafts-Community lange Zeit nicht erklären. Eine Reihe von neuen Studien bietet nun Antwortmöglichkeiten.

Der rätselhafte Stern KIC 8462852 erregte vor allem deswegen so großes Aufsehen, weil Wissenschaftler nicht ausschließen konnten, dass an ihm eine Megastruktur einer außerirdischen Zivilisation vorbeizieht. „Obwohl es eine ziemlich schlechte Idee ist, kann man Aliens zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen“, sagte auch Boyajian damals im Gespräch mit WIRED.

Die Vorstellung einer sogenannten Dyson-Sphäre, die Aliens zur Gewinnung von Energie um den Stern erbaut haben könnte, beschäftigte die Late-Night-Shows und führte auch zu einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne. Dabei sammelten Boyajian und eine Gruppe von Citizen Scientists über 100.000 Dollar ein, um KIC 8462852 weiterhin beobachten zu können und das Rätsel endlich zu knacken.

In einer Studie, die Anfang Oktober 2017 im Astrophysical Journal veröffentlicht wurde und an der auch Boyajian beteiligt war, entwickelten die Wissenschaftler nun eine Theorie, die einige Helligkeitsänderungen erklärt. Hauptautor Huan Meng sagte an der University of Arizona: „Wir können jetzt die Theorie um die Alien-Megastruktur mit ziemlich großer Sicherheit ausschließen [...] Wir vermuten stattdessen, dass dort eine Wolke aus Staub mit einer Umlaufzeit von etwa 700 Tagen um den Stern kreist.“

Grund für die Annahme sind unterschiedliche Einbrüche in der Helligkeit, die abhängig davon sind, welche Wellenlänge man betrachtet. Die Wissenschaftler fanden, dass sich der Stern im Infrarot-Spektrum weniger verdunkelte als im ultravioletten Licht. Jedes Objekt, das größer als ein Staubpartikel ist, und an Tabbys Stern vorbeizieht, würde eigentlich alle Wellenlängen gleichmäßig dimmen. Daher muss es sich bei dem Objekt um einen Ring von kleineren Staubpartikeln handeln.

Die Staubring-Theorie erklärt aber noch lange nicht alle ungewöhnlichen Eigenschaften von Tabbys Stern. So kommt es auch immer wieder zu kurzzeitigen Verdunklungen, die nur wenige Tage anhalten. Die Beobachtungen von Meng bezogen sich dagegen auf langanhaltende Einbrüche, die zwischen Oktober 2015 und Dezember 2016 beobachtet wurden. Eine weitere Studie vom September 2017 versucht diese kurzen Events zu erklären. Dazu identifizierte Flavien Kiefer vom astrophysischen Institut an der Universität Pierre und Marie Curie in Paris zwei ganz ähnliche Events, die im Abstand von 928 Tagen auftraten.

Beide dauerten etwa vier Tage an und verringerten die Helligkeit des Sterns um 0,1 Prozent. Das nächste Event hätte im März 2017 beobachtet werden müssen, schlechtes Wetter verhinderte das aber. Sollte es Anfang Oktober 2019 aber wieder auftreten, so die Wissenschaftler um, könnte es sich um Exokometen handeln, die Tabbys Stern außerhalb des Staubringes umkreisen.

Nun steht nur noch das dritte Rätsel um die plötzlichen Einbrüche der Helligkeit von bis zu 20 Prozent aus. An dieser Stelle könnte die Kickstarter-Kampagne von Boyajian relevant werden. Die eingesammelten 100.000 Dollar finanzierten Beobachtungen mit dem Las Cumbres Observatory in Kalifornien. Eine Gruppe von Citizen Scientists hat am Mittwoch einen ersten Entwurf zu einer Studie vorgelegt, die die starken Einbrüche anhand von diesen Daten erklären soll. Die Vorläufigen Ergebnisse werden gerade heiß im offiziellen Subreddit zum Stern diskutiert und soll bald bei einer Fachzeitschrift eingereicht werden. Eine Sache ist dabei jetz schon sicher: Aliens sind kein Thema mehr.

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