Das Paper mit dem Titel „A temperate exo-Earth around a quiet M dwarf at 3.4 parsecs“ beschreibt Ross 128b als Felsplaneten, der etwa 1,35 Erdmassen aufweist und seinen Stern innerhalb von gerade einmal 9,9 Tagen umkreist. Die große Nähe zur Sonne Ross 128, einem Roten Zwerg, bedeutet möglicherweise Temperaturen, die eine Atmosphäre und flüssiges Wasser auf der Oberfläche zulassen. Für Leben, wie wir es kennen, wäre das eine Grundvoraussetzung.
Die Astronomen um Xaver Bonfils von der Universität Grenoble nutzten den High Accurarcy Radial velocity Planet Searcher, kurz HARPS, des European Southern Observatory in Chile für den Nachweis des Exoplaneten. Der Entdeckung von Ross 128b gehen laut Nature 12 Jahre Beobachtung voraus. Entdecken konnten die Astronomen den Himmelskörper anhand der Fluktuation seines Zentralsterns. Allerdings passiert der neue Planet den Stern aus unserer Sicht nicht, wodurch sich einige Möglichkeiten der Beobachtung ausschließen.
Dennoch hoffen die Astronomen, dass künftige Generationen großer Teleskope bessere Beobachtungen ermöglichen, mit denen sich auch Rückschlüsse auf eine Atmosphäre und deren Zusammensetzung erarbeiten lassen. Die genaue Untersuchung nahe gelegener Roter Zwerge dürfte zudem in den kommenden Jahren weitere Entdeckungen von Planeten bringen — die Zahl bekannter Exoplaneten nimmt seit den 2000ern zu.
Ross 128b ist der zweitnächste bekannte Exoplanet, auf dem erdähnliche Umweltbedingungen herrschen könnten. Im Jahr 2016 hatten Forscher im Nachbarsonnensystem Proxima Centauri einen felsigen Planeten entdeckt — gerade einmal vier Lichtjahre entfernt. Weitere Beobachtungen laufen bereits — und für den Fall, dass interstellare Reisen einst möglich sein werden, könnte dieser Planet eines der ersten Ziele für langjährige Expeditionen darstellen.