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Finnische Wissenschaftler haben einem Computer das Rappen beigebracht

von Moritz Geier
Können Maschinen rappen? Finnische Forscher haben einen Algorithmus darauf trainiert, auffällige Merkmale in Rap-Lyrics zu erkennen und daraus Zeilen zusammenzufügen, die in Reim und Thema zusammenpassen. Das Ergebnis? Da sollten wir dann vielleicht doch lieber auf die Wiedergeburt von Biggie hoffen.

Rap lebt vom Flow des rhythmischen Sprechgesangs, von der Mentalität der Hip-Hop-Kultur und der Attitüde der Rapper. Wenn sich allerdings Computerwissenschaftler mit der Musik beschäftigen, bleibt von all dem nur ein Algorithmus übrig: Eric Malmi, Doktorand an der Universität Aalto in Finnland, und sein Team haben eine Lernmaschine entwickelt, die Rap-Lyrics generieren kann. DeepBeat wählt einzelne Verszeilen aus Rap-Liedern aus und bestimmt dann, welche Zeilen aus seiner Datenbank am sinnvollsten daruaf folgen könnten.

Legosteinartig setzt der Computer so ein Lied zusammen, dessen einzelne Zeilen von Beat, Reim und Thema her perfekt zusammenpassen sollen. „Um Rap-Texte zu schreiben braucht man sowohl Kreativität für eine aussagekräftige Erzählung als auch lyrische Fähigkeiten, um komplex zu reimen und den Flow zu gewährleisten“, schreibt Malmi in seiner Studie. Beide Herausforderungen könne der DeepBeat-Algorithmus meistern, verspricht der Forscher.

Auch der Computer muss das Rappen trainieren.

Doch zuerst mussten die Forscher ihren Computer trainieren. Malmi und seine Kollegen entschieden sich dazu, dem Algorithmus Assonanzen beizubringen, weil diese zu den häufigsten Reimformen in Rap-Texten zählen. Die Assonanz ist eine Reimart, bei der Wörter mit ähnlichen oder gleichen Vokalen verwendet werden. Außerdem gingen die Forscher von einer Grundstruktur aus, für die sie einen Vers mit insgesamt 16 Zeilen festlegten. Jede Zeile besteht wiederum aus vier Takten. Als typisch definierten die Wissenschaftler außerdem einen Reim am Ende der Zeile.

Sie fütterten den Algorithmus dann aus einer Datenbank mit 10.000 Liedern von mehr als 100 Rappern. Der Computer erkennt Assonanzen in den Texten, weil er alle Wörter in Phoneme unterteilt und so die ähnlichen Vokale entdeckt. Als Phonem bezeichnen Sprachwissenschaftler die kleinste bedeutungsunterscheidende akustische Einheit im Lautsystem einer Sprache.

Wie schlau DeepBeat ist, zeigt ein Experiment. Die Wissenschaftler stellten fest, dass der Algorithmus in der Datenbank in 82 Prozent der Fälle die tatsächliche passende Verszeilen finden kann, wenn er eine beliebige Liedzeile ergänzen soll. Malmi und sein Team gingen allerdings noch einen Schritt weiter und ließen DeepBeat sogar einen eigenen Song produzieren. Sie gaben dem Algorithmus nur eine Zeile vor, weiterrappen musste er von selbst. Zum Thema Liebe spuckte DeepBeat dabei gfolgende Lyrics aus:

For a chance at romance I would love to enhance
But everything I love has turned to a tedious task&
One day we gonna have to leave our love in the past
I love my fans but no one ever puts a grasp
I love you momma I love my momma – I love you momma
And I would love to have a thing like you on my team you take care
I love it when it’s sunny Sonny girl you could be my Cher
I’m in a love affair I can’t share it ain’t fair
Haha I’m just playin’ ladies you know I love you.
I know my love is true and I know you love me too
Girl I’m down for whatever cause my love is true
This one goes to my man old dirty one love we be swigging brew
My brother I love you Be encouraged man And just know
When you done let me know cause my love make you be like WHOA
If I can’t do it for the love then do it I won’t
All I know is I love you too much to walk away though

Jede dieser Zeilen stammt aus einem anderen, real existierenden Rap-Song. Die letzten drei stammen etwa aus Liedern von Missy Elliott, KRS-One und Eminem. Besonders die Reimdichte des Lieds macht die Forscher besonders stolz: DeepBeat übertreffe die realen Rapper bei der Länge und Häufigkeit der Reime um 21 Prozent. Bald soll der Computer auch einen Sprachgenerator und so seine eigene Stimme bekommen.

Was Malmi weniger zu stören scheint: Inhaltlich machen die Lyrics von DeepBeat keinen Sinn. Der Algorithmus kann zwar Zeilen zum Thema Liebe finden. Einen Zusammenhang herstellen kann er nicht. Ein Thema macht eben noch lang keine Story. Um ein guter Rapper zu werden fehlt es DeepBeat noch an Fantasie, Seelenleben und einer guten Portion „street cred“. 

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