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Ist Mehlwurm-Paste aus dem 3D-Drucker das Essen der Zukunft?

von Dominik Schönleben
Fleischkonsum könnte nachhaltiger sein, wenn die Menschen mehr Insekten essen würden. Eine Möglichkeit dafür wäre, Mehlwurm-Paste mit einem 3D-Drucker in fleischähnliche Form zu drucken — zum Beispiel die eines Hasen.

Carolin Schulzes Konzept für den Fleischkonsum der Zukunft ist eine fleischähnliche Paste aus dem 3D-Drucker, die sie „falscher Hase“ getauft hat. Ähnlich wie beim gleichnamigen Sonntagsbraten aus Rinderhack wird hier Nahrung in Form gebracht, damit sie Schmackhafter wirkt. Doch anstatt Hackfleisch vom Rind wird beim falschen Hasen der Zukunft auf etwas weitaus Nachhaltigeres zurückgegriffen: Mehlwürmer.

„Es war am Anfang eine Überwindung, mit Mehlwürmern zu arbeiten“, sagt die 28-jährige Schulze, die derzeit Industrial Design an der Giebichenstein Kunsthochschule Halle studiert. Aber Insekten seien einfach der perfekte Fleischersatz der Zukunft, wenn man nachhaltig leben wolle. Man brauche mehr als die zehnfache Menge Futtermittel, um ein Kilo Rindfleisch zu züchten — eine richtige Verschwendung. Bei Insekten liegt die Ausbeute laut Schulze hingegen bei bis zu 90 Prozent bei einem Kilo Futtermittel.

Warum Mehlwürmer? „Das war naheliegend, weil man bei Heuschrecken die Beine und Flügel entfernen müsste — der Aufwand ist einfach höher“, sagt Schulze. Außerdem seien Mehlwürmer günstig, leicht zu züchten und hätten keinen harten Chitinpanzer. Die Paste aus Mehlwürmern und Kartoffeln druckt Schulze dann mit einem selbst umgebauten 3D-Drucker, der eigentlich für Keramik oder Porzellan gedacht ist.

Für ihre Idee mit dem gedruckten falschen Hasen gewann Carolin Schulze den Bundespreis ecodesign in der Kategorie Nachwuchs. Jury Mitglied und Designer Werner Aisslinger sagte über ihre Arbeit: „Insekten in Nahrung zu verarbeiten, kann in Zukunft Welternährungsprobleme lösen — deshalb kann diese progressive Arbeit als äußerst zeitgemäß und zukunftsweisend gelten.“

Schulze glaubt, dass schon in 20 Jahren der Sonntagsbraten so wie ihr falscher Hase aus Wurmfleisch aussehen könnte. Fleischkonsum müsse einfach nachhaltiger werden, sagt sie. Niemand müsse gleich zum Veganer oder Vegetarier werden, der Umstieg auf Insekten-Fleisch sei bereits ein entscheidender Schritt.

Noch kann man den falschen Hasen nur frittieren und nicht wie einen Braten im Ofen rösten. Doch mit ein paar weiteren Experimenten könnte dieses Problem gelöst werden, glaubt Schulze. Ein viel größeres Problem bringt die Deutsche Bürokratie mit sich: Insektenfleisch als Nahrungsmittel zu verkaufen ist nicht geregelt. Wer es trotzdem macht, handelt in einer Grauzone. „Ich denke schon, dass falscher Hase das Essen der Zukunft werden kann. Es muss aber zuerst eine rechtliche Basis dafür geschaffen werden“, sagt Schulze.

Hier stellen wir euch ein Gadget vor, mit dem Carolin Schulze ihre Mehlwürmer ganz einfach zu Hause züchten könnte. Und hier wird erklärt, wie styroporfressende Mehlwürmer helfen könnten, unser Müllproblem zu lösen. 

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