Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Eine Sonnenbrille für 22 Cent schützt vor Gesichtserkennung

von Dominik Schönleben
Ein buntes Gestell gegen Überwachung. Das haben Forscher der Carnegie Mellon Universität entwickelt – eine Sonnenbrille, die sich für nur 22 Cent 3D-drucken lässt und Software zur Bilderkennung austrickst.

Die paranoiden Hacker in Hollywood-Filmen werden in Zukunft keine Hoodies mehr brauchen, um ihr Gesicht vor Überwachungskameras zu verstecken. Bunte Sonnenbrillen mit Batik-Muster. Das legt zumindest eine Studie von Forschern der Carnegie Mellon University nahe.

Gängige Software für Gesichtserkennung analysiert die Farbflächen bestimmter Gesichtsbereiche und vergleicht diese dann mit anderen Aufnahmen. Wird also die Farbinformation an zentralen Merkmalen ausgetauscht oder verändert, dann kann der Maschine-Learning-Algorithmus nicht mehr zuordnen, wem ein Gesicht gehört.

Schon öfter gab es daher Ansätze, um Gesichtserkennungs-Software zu täuschen. Der Künstler Leo Selvaggio etwa gab sein eigenes Gesicht als Maske weiter, um User zu schützen. Auch der Künstler Zach Blas hat Masken erschaffen, die Identität online schützen sollen und biometrische Erfassung verhindern. Die Brille der Carnegie Mellon zeigt, es geht auch ohne Maske.

Um den Algorithmus zu täuschen, reicht ein Stück farbiges Plastik um die Augen: „Wir haben gezeigt, dass unsere Brillenränder den Testpersonen erlaubten, einer Zuordnung zu entgehen oder sich als ein Anderer auszugeben“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Es sei leicht, Gesichtserkennungssoftware anzugreifen, da diese auf kleinste Veränderungen reagiere und nicht wie Menschen das Gesicht als Ganzes betrachte. So gelang es ihnen beispielsweise, die Schauspielerin Reese Witherspoon als Russel Crowe zu verkleiden. Insgesamt waren über 97 Prozent der Täuschungsmanöver mit einer digital hinzugefügten Brille erfolgreich.

Dass diese Technik auch an echten Menschen und nicht nur mit Fotos funktioniert, zeigten die Forscher eben mit der selbst gebauten Sonnenbrille. Im Experiment wurde sie von einem 3D-Drucker gefertigt. Kosten pro Brille: 22 Cent. Dabei hatten die Forscher in über 92 Prozent der Fälle Erfolg, die eigene Identität zu verschleiern. Im Zusammenspiel mit einer Perücke, Kontaktlinsen, Schminke und einer Mütze erreichten sie sogar 100 Prozent.

Während das Tragen einer Maske bei Demonstrationen in Deutschland verboten ist, gilt das nicht für alberne Billig-Sonnenbrillen. Vielleicht etablieren sie sich ja als Symbol des Widerstands.

+++ Mehr von WIRED regelmäßig ins Postfach? Hier für den Newsletter anmelden +++ 

GQ Empfiehlt