Das Team in Stanford hat mit der KI eine Forschungsidee von Stephanie Harman umgesetzt, der Direktorin für Palliativpflege bei Stanford Health Care. Wie Spectrum schreibt, haben die Forscher das neurale Netz mit elektronischen Patientendaten von zwei Millionen Erwachsenen und Kindern gespeist. Nun kann das System vorhersagen, wie wahrscheinlich der Tod eines Patienten innerhalb der nächsten zwölf Monate ist — unabhängig von der Art der Diagnose oder der aktuellen Behandlung.
Das Team erhofft sich aus der Entwicklung ihrer KI eine bessere Versorgung sterbender Patienten: Fragen, wie die nach dem Einsatz unangenehmer Therapien mit geringen Erfolgsaussichten, oder wann ein Patient nach seinen Wünschen für letzte Maßnahmen gefragt wird, sollen damit für den Arzt leichter zu beantwortet werden können. So sollen mehr Sterbende die Möglichkeit erhalten, ihre letzten Tage im Kreis ihrer Familie zu verbringen anstatt auf einer Intensivstation. Außerdem könnten Patienten so wichtige Entscheidungen treffen, so lange sie noch dazu fähig sind.
Die Entwicklung dieser spezifischen Künstliche Intelligenz stellt die Ärzte allerdings auch vor ethische Probleme: Da per Machine Learning entstandene Entscheidungen in der Black Box des Computers entstehen, weiß niemand genau, worauf die KI ihre Prognose zu den Überlebenschancen eines Patienten eigentlich basiert. Außerdem könnten Krankenkassen die Einschätzung des Computers nutzen, um Menschen eine Behandlung mit geringen Aussichten auf ein Überleben zu verweigern. Mitentwickler Kenneth Jung sieht hier vor allem die Verantwortung des Arztes, der den Algorithmus nur als Hilfsmittel verwenden sollte.