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Fleisch züchten, ohne dafür Tiere zu töten

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Fleisch züchten statt Tiere schlachten: Forscher aus Jerusalem haben eine Methode entwickelt, um echtes Fleisch im Labor herzustellen. Das Startup SuperMeat will daraus mithilfe von Crowdfunding ein Geschäftsmodell machen. Doch bis das Projekt umgesetzt werden kann, wird es noch dauern.

Ein leckeres Steak, eine saftige Hähnchenbrust oder ein herzhaftes Mettbrötchen, dazu kann fast kein Fleischesser nein sagen. Wenn da nicht immer das schlechte Gewissen wäre, schließlich musste für den Genuss ein Tier sterben. Oder auch nicht: Geht es nach dem israelischen Biotech-Startup SuperMeat, können wir in Zukunft ganz reuelos unseren Fleischgelüsten nachgehen. Wie das funktionieren soll? Das 2015 gegründete Unternehmen will echtes Hühnerfleisch in einer Nährlösung im Labor züchten.

Entwickelt wurde die Kultivierungsmethode von Wissenschaftlern der Hebräischen Universität Jerusalem um den Biomedizintechniker Yaakov Nahmias, der SuperMeat mitgegründet hat. In dem Verfahren wird der natürliche Wachstumsprozess des Fleisches imitiert, wofür man eine winzige Gewebeprobe eines lebendigen Huhnes benötigt. Diese wird von den Forschern in eine spezielle Nährlösung gegeben, die das Wachstum des Fleisches anregt. Anschließend wandert das Material in eine Art Zuchtmaschine, in der die Zellen zu einem Stück Fleisch heranwachsen.

Die SuperMeat-Methode hat ihren Erfindern zufolge etliche Vorteile: Man erspare nicht nur vielen Tieren Leid und Tod, das Verfahren sei zudem wesentlich billiger, weil die Tierhaltung entfalle. Weiterhin werde viel CO2 eingespart und es müssten keine Wälder mehr für den Anbau von Tierfutter oder Weideflächen gerodet werden. Ferner sei das gezüchtete Fleisch deutlich gesünder als das in Supermärkten erhältliche, so SuperMeat, weil der Fettgehalt minimiert oder gar auf null herabgesetzt werden könne. Auch würde das gezüchtete Fleisch nicht wie in der Massentierhaltung üblich mit Antibiotika behandelt, was im menschlichen Körper zu gefährlichen Resistenzen führen kann.

Die SuperMeat-Vision klingt fast zu schön, um wahr zu sein – und dürfte so schnell auch nicht in die Realität umgesetzt werden. Denn obwohl eine Crowdfunding-Kampagne auf Indiegogo schon erfolgreich war und dem Startup mehr als 135.000 Dollar eingebracht hat, wird mindestens eine halbe Million für eine Machbarkeitsstudie benötigt, und weitere zweieinhalb Millionen, um einen Prototyp der Zuchtmaschine herzustellen.

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„Wir wurden oft gefragt, warum wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet haben, wenn wir für die Umsetzung des Projekts doch wesentlich mehr Geld benötigen“, sagte SuperMeat-Marketingchefin Shir Friedman der Deutschen Welle. „Wir wollen damit Investoren zeigen, dass die Öffentlichkeit dieses Produkt unbedingt haben möchte.“ Das Startup hofft nun, genügend Geld aufzutreiben, um den Prototyp der SuperMeat-Maschine bis 2018 entwickeln zu können. Das fertige Produkt soll ab dem Jahr 2021 erhältlich sein.

Neu ist die Idee von In-vitro-Fleisch indes nicht: Schon 2013 wurde in London ein von Google-Gründer Sergey Brin finanzierter Retorten-Burger verspeist. Kostenpunkt für den aus Stammzellen hergestellten Fleischklops: etwa 250.000 Euro.

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