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Ein experimenteller Zika-Impfstoff wird erstmals an Menschen getestet

von WIRED Editorial
Im Kampf gegen die Ausbreitung des gefährlichen Zika-Virus muss es schnell gehen. Am Montag hat die US-Arzneimittelbehörde FDA erste Tests eines experimentellen Impfstoffs am Menschen genehmigt. Eine zugelassene Impfung für alle noch im kommenden Jahr ist trotzdem nicht zu erwarten.

Wissenschaftler dürfen zum ersten Mal einen Impfstoff gegen das Zika-Virus am Menschen testen. Die Genehmigung dafür erteilte die Food and Drug Administration (FDA), in den USA für den Test und die Zulassung von Medikamenten zuständig, am Montag.

Der Impfstoff namens GLS-5700 wird in einem sogenannten Phase-1-Test in den kommenden Wochen 40 gesundenen Erwachsenen verabreicht, um ihn auf Verträglichkeit zu testen, das gab die US-Pharmafirma Inovio bekannt, die den Stoff gemeinsam mit dem südkoreanischen Labor GeneOne entwickelt. Ergebnisse werden bis Ende des Jahres erwartet.

Über die Wirksamkeit des Impfstoffs werden die Versuche zunächst noch nichts aussagen. Denn wie in klinischen Versuchen üblich, werden in Phase 1 nur gesunde Freiwillige behandelt. Erst wenn der Stoff sich bei ihnen als unbedenklich erweist, werden in Phase 2 auch Testpersonen geimpft, die sich mit dem Virus infiziert haben. In vorklinischen Versuchen mit Mäusen und größeren Tieren hat der synthetische Impfstoff allerdings schon erfolgreich Antikörper produziert.

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Der von Inovio und GeneOne entwickelte Stoff ist eine sogenannte DNA-Impfung. Dabei wird eine DNA-Sequenz unter die Haut injiziert, gleichzeitig wird die Stelle mit einem kurzen elektrischen Impuls geschockt, dieses Verfahren nennt sich Elektroporation. Dadurch werden die Membrane der körpereigenen Zellen kurz durchlässig und die DNA kann in die Zellen eindringen. Dort trainiert sie das Immunsystem daraufhin, den Zika-Virus als Eindringling zu erkennen und mit Antikörpern anzugreifen. Die DNA-Impfung führt also zu einer Immunisierung – ohne dass vorher eine Ansteckung mit dem Virus nötig gewesen wäre.

Inivio und GeneOne sind derzeit bei weitem nicht die einzigen, die an einem wirksamen Impfstoff gegen Zika arbeiten. Laut Schätzungen der WHO entwickeln mindestens 18 Anbieter weltweit parallel experimentelle Stoffe. Das National Institute of Allergy and Infectuous Diseases (NIAID) entwickelt ebenfalls einen Stoff. Vorklinische Tests sähen vielversprechend aus, berichtet die Fachzeitschrift STAT. Auch dieser Stoff soll bereits ab August in den Phase-1-Test gehen.

„Das bedeutet nicht, dass eine Impfung im Jahr 2017 zur Verfügung stehen wird“, sagt Marie-Paule Kieny, bei der Weltgesundheitsorganisation WHO für die Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe zuständig. Die Organisation erstellt derzeit ein sogenanntes „target product profile“, eine Leitlinie für die Hersteller, was sie beachten sollen, um eine Zulassung wahrscheinlicher zu machen.

Die Zielgruppe für die Impfung sind junge Frauen im gebärfähigen Alter und Schwangere. Der Sicherheitsstandard für die Impfung wird entsprechend hoch liegen. Das erklärt auch, warum in diesem Fall eher keine Impfstoffe aus abgeschwächten lebenden Viren entwickelt werden, wie sie etwa bei Masern, Mumps oder Röteln zum Einsatz kommen. Und warum die Tests, trotz aller gebotener Eile, mit der gleichen Sorgfalt durchgeführt werden müssen, wie sie auch anderen Impfstoffen zuteil wird.

Die WHO richtet sich in der Zwischenzeit offenbar darauf ein, dass bis zur Zulassung eines Impfstoffs noch Jahre vergehen werden. Wie die Sprecherin der Behörde Margaret Chan heute in Genf sagte, liegt der Schwerpunkt der neuen globalen Anti-Zika-Strategie auf der Vorbeugung: Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter, ihre Partner und Familien müssen besser darüber aufgeklärt werden, wie sie sich vor einer Zika-Infektion schützen könnten. Dafür soll es in jedem Land eine auf die dortigen Gegebenheiten abgestimmte Sexualberatung und Gesundheitserziehung geben. Die Behörde rechnet dafür mit 108,6 Millionen Euro zusätzlichen Kosten in den kommenden 18 Monaten. Die Entwicklung des Impfstoff und eines wirksamen Schnelltests steht ebenfalls auf der Liste. 

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