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Forscher modifizieren zum ersten Mal die DNA von menschlichen Embryonen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Wissenschaftlern in China ist es erstmals gelungen, menschliches Erbmaterial vor der Geburt erfolgreich zu verändern. Sie modifizierten die DNA von 86 nicht lebensfähigen Embryonen und manipulierten ein Gen, das Träger eines Merkmals für eine tödliche Blutkrankheit ist. Mithilfe der Methode könnten in Zukunft Erbkrankheiten verhindert werden, doch die Fachwelt ist zwiegespalten, man schwankt zwischen Aufbruchsstimmung und ethischen Bedenken.

Einem Bericht der Zeitschrift Protein & Cell zufolge hat ein Forscherteam der Universität Guangzhou in China zum ersten Mal menschliche DNA direkt verändert. Die von Juniju Huang angeleitete Gruppe verwendete für ihre Versuche nicht lebensfähige Embryonen und nutzte eine als CRISPR/Cas9 bekannte biochemische Methode, um das für die vererbte Blutkrankheit Beta-Thalassämie verantwortliche Erbmerkmal auszuschalten.

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Die Forscher behandelten 86 Embryonen mit der Methode. Dabei injizierten sie ihnen einen Enzymkomplex, der DNA an bestimmten Stellen auftrennen kann, um gezielt Teile aus dem Erbmaterial herauszuschneiden und durch andere, neutrale Stücke zu ersetzen. Anschließend warteten die Forscher 48 Stunden ab und überprüften die Reaktion der Embryonen: Insgesamt überlebten 71 den Vorgang, 54 davon testete Huangs Team auf genetische Veränderungen. Das Resultat: Bei 28 Embryonen gelang der Eingriff zwar, doch nur vier davon zeigten den gewünschten Effekt.

Bei 28 Embryonen gelang der Eingriff, doch nur vier davon zeigten den gewünschten Effekt.

Das sei noch viel zu wenig, sagte Huang dem Wissenschaftsmagazin Nature. „Wenn man die Methode bei lebensfähigen Embryonen anwenden will, muss man eine Erfolgsrate von fast 100 Prozent erzielen“, so der Wissenschaftler. Um diese zu erreichen, müssten er und sein Team noch mehr über den genauen Prozess lernen.

Außerdem problematisch: Bei dem Experiment entstanden viele Mutationen, bei denen das injizierte Enzym auf andere Teile des Genoms einwirkte als auf die gewünschten. Obwohl die Forscher sich nur auf einen Teilbereich der Erbinformationen beschränkt hatten, war die Rate der ungewollten Veränderungen deutlich größer als bei vorherigen Tests mit Mäusezellen. „Hätten wir die kompletten Erbinformationen in unseren Test einbezogen, wären noch viel mehr Fehler entstanden“, sagte Huang.

Diese Studie ist ein Meilenstein und zugleich ein warnendes Beispiel.

George Daley, Zellbiologe

Nature selbst hat die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse abgelehnt und ist wie viele andere Experten der Meinung, dass solche Eingriffe eine ethische Grenze überschreiten.

Theoretisch könnte die Veränderung des Genoms von Embryonen eines Tages genutzt werden, um Menschen von Erbkrankheiten zu heilen oder gar „Designer-Babys“ mit ausgewählter Haar- oder Augenfarbe erzeugen. Fachleute befürchten jedoch, dass die DNA-Manipulationen unkontrolliert vererbt werden könnten. Die Studie aus China sei „ein Meilenstein und zugleich ein warnendes Beispiel“, kommentierte etwa der Zellbiloge George Daley

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