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Die ersten Kolonisten auf dem Mars könnten in Häusern aus Eis wohnen

von Michael Förtsch
Im August hatte die NASA mit einem Wettbewerb Architekten und Forscher aufgerufen, Pläne für Mars-Habitate einzureichen, die sich mit 3D-Druckern errichten lassen. Nun hat die Raumfahrtagentur die Gewinner gekürt. Der erste Platz geht an ein Science-Fiction-Iglu.

Insgesamt haben die US-Raumfahrtagentur NASA und das Innovationsinstitut America Makes 165 Vorschläge entgegengenommen, wie eine potentielle Basis auf dem Mars aussehen und errichtet werden könnte. Die Ideen waren dabei mal mehr, mal weniger verrückt, aber stets recht futuristisch. So plant der Designer Rustem Balshev mit einem fahrenden Riesendrucker eine Spirale aus aneinander geketteten Räumen zu konstruieren. Das Team von der Firma LeeLab sieht hingegen eine Decke aus Glas in Form eines riesigen Spuckeflecks als extraterrestrische Behausung. Und das Unternehmen RedWorks will nach dem Vorbild antiker Kulturen Höhlen graben und diese mit natürlich gewonnenen Mineralien stabilisieren. Die NASA hat aus all den eingereichten Konzepten jedoch drei andere Projekte als Sieger ausgelobt.

Der erste Platz geht dabei an das Team von Space Exploration Architecture und dem Clouds Architecture Office, die das sogenannte Mars Ice House entworfen haben. Dieses wäre tatsächlich eine Art Weltraum-Iglu. Ein Roboter würde dafür das vorkommende Wasser — bis vor kurzem scheinbar nur in gefrorener Form — aus dem Boden extrahieren und in Ringstruktur zunächst zu einer eiartigen Eishütte formen. Die wird anschließend mit einer vor Strahlung schützenden Hülle in Form einer Haifischflosse überdacht, die durch ein Netz aus Copolymer stabilisiert wird.

„Das Wasser dient sowohl als notwendiges Lebensmittel für Menschen und Pflanzen als auch als primäres Fabrikationsmaterial“, erklärt das Team. In dem Eishaus ließen sich dann auf mehreren Stockwerken Wohn-, Arbeits- und Forschungseinrichtungen unterbringen sowie ein Hydrogarten. Das durch das gefrorene Wasser scheinende Licht soll den Astronauten zudem das Gefühl nehmen, eingesperrt zu sein und so ihre psychische Stabilität sichern.

Den zweiten Platz der „3D Printed Habitat Challenge“ belegen die Architekten von Foster and Partners. Deren Konzept Gamma sieht vor, aufblasbare und damit leichte Habitatmodule auf den Mars zu senden, die sich dort selbstständig aufbauen und frei miteinander verbinden lassen. Eine Flotte von semi-autonomen Robotern würde anschließend den Marsboden nach brauchbarem Material durchforsten, dieses mit einer integrierten Mikrowellenkanone schmelzen und als stabilisierende Ummantelung um die aufgeblasenen Strukturen schichten. Damit würde der Materialtransport von der Erde zum Mars nicht unnötig, aber zumindest minimiert. Nach und nach könnten dann die einzelnen Module zu immer größeren und langfristig nutzbaren Komplexen zusammengeschlossen werden.

„Nichts verschwenden“ ist das Motto des Drittplatzierten. Das Team LavaHive will nicht nur Mars-Material zum Bau eines Habitats nutzen, sondern auch vermeintlichen Schrott. So würde unter anderem die Kapsel des Landers, mit dem ein semi-autonomer Konstruktionsroboter auf den roten Planeten geschossen werden soll, zum Dach der potentiellen Marsbasis umfunktioniert werden. Darunter würde sich ein aufblasbares Rundzelt als Basismodul des Habitats entfalten. Von dort aus würden die Roboter anschließend unter Verwendung von geschmolzenem Regolith, dem Marsgestein, Korridore und Sub-Habitate errichten. Dazu würden unter anderem kleine Gärten, Erholungsareale, Werkstätten und eine Andockschleuse für ein Mars-Auto gehören.

„Die Kreativität und Tiefe der Ideen beeindruckte uns“, erklärte Monsi Roman, der Wettbewerbsmanager der NASA, zu den Gewinnern der 3D Printed Habitat Challenge. „Die Teams war nicht nur kreativ und künstlerisch, sondern schenkten auch den lebenswichtigen Bedingungen Beachtung, die unsere Weltraumforscher in einem Refugium abseits der Erde benötigen.“

Das Team des Mars Ice House erhält als Preis 25.000 US-Dollar. Das zweitplatzierte Konzept wird hingegen mit 15.000 US-Dollar ausgezeichnet. Die Gewinnsummen können die Forscher und Architekten nun nutzen, um ihre Ideen weiterzuentwickeln und in späteren Wettbewerben erneut vorzustellen. Dann soll auch ihre Machbarkeit erprobt werden. Die Hoffnung besteht also, dass ihre Konzepte tatsächlich eines Tages für eine kommende Mission zum Mars und den Bau einer temporären Basis in Erwägung gezogen werden. 

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