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Ein Forscher will ausgestorbene Höhlenlöwen klonen – und nicht nur das

von Anna Schughart
Der Südkoreaner Hwang Woo-Suk will einen ausgestorbenen sibirischen Höhlenlöwen klonen. Das klingt nicht mehr ganz so verrückt, wenn man weiß, wer Hwang ist.

Vielleicht macht es die Sache aber auch schlimmer. Denn Hwang hat sich im Laufe der Jahre einen Ruf erarbeitet, den als zweifelhaft zu bezeichnen, noch nett wäre: Für kurze Zeit war er ein absoluter Superstar in der Stammzellenforschung. 2004 veröffentlichte er ein wissenschaftliches Paper, in dem er behauptete, erstmals durch Zellkerntransfer einen geklonten menschlichen Embryo konstruiert und so Stammzellen gewonnen zu haben. 2005 folgte die nächste Sensation: In einer Titelgeschichte des Magazins Science präsentierte er elf maßgeschneiderte Stammzell-Linien.

Doch die Euphorie hielt nicht lange. In einer turbulenten Zeit zwischen den Jahren 2005 und 2006 stellte sich heraus: alles Lüge. Hwang und vielleicht auch das Team um ihn herum hatten die beiden Forschungsartikel fabriziert. Die Seol National University feuerte Hwang, er wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Denn er hatte nicht nur bei seiner wissenschaftlichen Arbeit falsch gehandelt. Schon bevor Zweifel an seinen Experimenten aufkamen, berichtete Nature, dass Hwang Eizellen von seinen Mitarbeiterinnen und zum Teil vom Schwarzmarkt verwendet hatte. Hwang dementierte erst und musste dann zugeben, dass die Vorwürfe stimmten.

All das heißt aber nicht, dass Hwang nichts vom Klonen versteht. Es ist ihm 2005 tatsächlich gelungen, einen Hund zu klonen. Heute arbeitet Hwang im Sooam-Biotech-Labor, das unter anderem die Lieblingshunde seiner Kunden klont. 2014 ging die Firma eine Kooperation mit einem chinesischem Unternehmen ein. Das Ziel: bald eine Millionen Kühe jährlich klonen.

Klingt völlig verrückt? Es wird noch besser (oder schlimmer). Schon seit Langem hat Hwang ein besonderes Prestige-Projekt im Auge: Er will ein Mammut klonen. Jahrelang hat er sich darum bemüht, an Gewebeproben von Mammuts zu kommen, die in Russland gefunden wurden – dabei holte er sich sogar Unterstützung von der russischen Mafia. Drei Mal habe er erfolglos einen Teil seiner Forschungsgelder dafür ausgegeben, um so an Mammutproben zu kommen, gestand Hwang in seinem Prozess 2006. Nach einigem Hin und Her, zeigten sich die Russen 2015 tatsächlich nachgiebig: Hwang durfte Proben von einem Mammut nehmen, das 2013 in Sibirien gefunden wurde.

Auch die beiden Höhlenlöwen-Jungen – Hwangs nächstes Klonprojekt – wurden in Russland gefunden. Die heute ausgestorbenen Tiere sind etwa 12.000 Jahre alt. Hwang sei nicht wirklich zufrieden gewesen, erzählt Albert Protopopov von der Yakutian Academy of Sciences der Siberian Times, er hätte gerne größere Proben genommen. „Aber der Löwe ist nicht vollständig erhalten und es gibt nicht so viel Gewebe.“ Man habe sich am Ende aber auf einen Kompromiss einigen können. Doch auch mit den Proben ist es nicht klar, ob die ambitionierte Klon-Projekte überhaupt gelingen werden. Und ob man Hwang in überhaupt glauben wird. 

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