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In der Sperrzone von Tschernobyl entsteht ein riesiges Solarkraftwerk

von Cindy Michel
Die Sperrzone um Tschernobyl ist radioaktiv verseucht, eine Bewirtschaftung seit dem nuklearen Super-Gau vor 30 Jahren undenkbar. Doch das könnte sich jetzt ändern: Die Regierung der Ukraine will auf dem 2600 Quadratkilometer großen Areal ein riesiges Solarkraftwerk bauen.

Als Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl am 26. April 1986 explodierte und die Öffentlichkeit nach und nach von den katastrophalen Auswirkungen auf Pflanzen, Tiere und Menschen lernte, stand die Welt still. Schuld an dem katastrophalen Unfall waren die Menschen selbst, die Operatoren der Anlage hatten geschlampt und die Sicherheitsvorkehrungen missachtet. Während sich radioaktiver Fallout über der kompletten nördlichen Halbkugel legte und die Menschen dazu zwang in ihren Häusern zu bleiben, wurde ein Gebiet mit 30 Kilometern Radius um den havarierten Reaktor zur Sperrzone erklärt.

Eine landwirtschaftliche Nutzung oder die Gewinnung anderer Ressourcen schien dort bis vor Kurzem völlig unmöglich. Doch das soll sich nun ändern: Mitten in der Sperrzone will die ukrainische Regierung ein riesiges Solarkraftwerk bauen. Bis Ende 2016 sollen laut Bloomberg Solarzellen mit einer Gesamtleistung von vier Megawatt in dem Areal installiert werden, insgesamt soll die Fläche eine Kapazität von bis zu vier Gigawatt haben. Damit könnte die Ukraine ihr selbstgestecktes Ziel erreichen, bis 2020 elf Prozent ihrer Energie aus erneuerbaren Energien zu gewinnen.

„Das Gebiet birgt enormes Potenzial für erneuerbare Energien“, sagt der ukrainische Umweltminister Ostap Semerak. „Dort gibt es bereits Hochspannungsleitungen, die früher vom Atomkraftwerk benutzt wurden, das Land ist sehr günstig und wir haben viele Bürger, die für die Arbeit in Kraftwerken ausgebildet sind.“ Mit diesem Vorstoß in Richtung saubere Energiegewinnung in der Sperrzone nähert sich die Ukraine auch der EU an.

„Wir setzen unsere Prioritäten gemäß europäischer Standards. Das bedeutet, wir achten auf unsere Umwelt und setzen auf saubere Energien“, so Semerak. Mit Blick auf den immer noch andauernden Ukraine-Konflikt fügt er hinzu: „So zeigen wir den Menschen, die in der Konfliktzone zu Hause sind, dass das Leben in der Ukraine besser und komfortabler ist.“

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Das geplante Solarkraftwerk ist aber nicht nur für die Europäer interessant: Zwei US-amerikanische sowie vier kanadische Investment- und Energiekonzerne hätten bereits Kontakt mit dem ukrainischen Umweltministerium aufgenommen, berichtet der Minister.

Laut Greenpeace hatte die Ukraine schon im Jahr 2011 mit dem Perovo Solar Park auf der Halbinsel Krim das leistungsfähigste Solarkraftwerk Europas. Inzwischen sei das konfliktgebeutelte Land allerdings durch andere europäische Staaten in der Produktion von Solarenergie überholt worden. Aktuell führt Deutschland die Rangliste mit insgesamt knapp 40 Gigawatt Solarkraft an. 

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