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Der Blitztod für 300 Rentiere kam aus dem Boden

von WIRED Editorial
Rund 300 tote Rentiere wie hingeworfen auf einer Grasfläche in Norwegen: Aufnahmen des Massensterbens machten vor einigen Tagen die Runden. Schnell war klar: Ein Blitz musste die Herde getroffen haben. Warum aber kann ein einziger Blitz so viele Tiere gleichzeitig töten?

Als Fotos der norwegischen Hochebene Hardangervidda kürzlich die Runde machten, rätselten viele: Was mochte der Grund gewesen sein dafür, dass hier hunderte Rentierkadaver dicht an dicht lagen, als hätte der Tod die Tiere sehr plötzlich dahingestreckt. Eine der Spekulationen: Eine Krankheit könnte schuld gewesen sein, wie bei mehr als 2000 Rentieren in Sibirien, die einige Wochen zuvor an Milzbrand starben.

Doch schnell war klar: Die Tiere mussten Opfer eines Unwetters in der Region geworden sein. Das bestätigte die norwegische Umweltbehörde zwar nicht direkt, doch verschiedene Indizien lassen den Schluss zu.

Der Wissenschaftler Glenn Shaw etwa ist sich laut WIRED US sicher. Er ist Blitz-Forscher im Ruhestand, war schon 1972 dabei, als in Alaska rund 50 tote Caribou untersucht werden mussten, die an einem Berghang lagen. Die Kadaver waren in der Nähe einer stark verbrannten Stelle zu finden, die eindeutig als Folge von Blitzeinschlag zu deuten war. Von der Stelle aus breiteten sich demnach weitere Brand-Verästelungen aus, die die typische Lichtenberg-Figur einer Hochspannungsentladung ergaben. 

Die Herde in Norwegen lag ähnlich positioniert, schreibt die US-Ausgabe der WIRED, Shaw habe sofort die Parallelen ausmachen können: Wie in Alaska auch liegen die Kadaver entlang der Lichtenberg-Verästelungen.

Die Tatsache, dass die Tiere zudem über eine breite Fläche verstreut liegen, deutet auf eine immense Energieentladung ins Erdreich hin. Dass sich der Blitz dann offensichtlich eher unter der Oberfläche als weiter in Richtung Erdinneres ausbreitete, ist eine weitere Parallele zwischen dem 70er-Jahre-Ereignis in Alaska und dem aktuellen in Norwegen: Beide Böden sind in unteren Schichten fast immer gefroren, sodass nur unter der Oberfläche stromleitende Feuchtigkeit zu finden ist, einigermaßen viel sogar, weil je nach Frost- oder Tauwetter sich dort Eis bildet oder eben Wasser sammelt. Eis leitet keine Energie.

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Dass der eine Blitz dann gleich Hunderte Tiere erwischte, lag an der potenzierten Wucht, die ein Blitz erlangt, der nicht ins Erdinnere ausweichen kann – und daran, dass die Tiere sich wohl beim Unwetter aneinanderdrängten.

Wie der Tagesspiegel berichtet, will die Umweltbehörde die verendeten Rentiere liegen lassen. „Wir haben keine Pläne, die Tiere von der Hochebene zu holen“, sagte ein Behördenmitarbeiter demnach im norwegischen Fernsehen. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass tote Tiere liegenbleiben.“ Ungewöhnlich indes ist die große Anzahl der Kadaver und die Tatsache, dass die Tiere überhaupt vom Blitz getroffen wurden: Norwegen ist ein Land, in dem Gewitter vergleichsweise selten sind. 

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