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Dank dieser Beschichtung bleibt nie wieder Ketchup in der Flasche

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Der hartnäckige Rest in der Ketchupflasche, das letzte Bisschen in der Zahnpastatube, das einfach nicht herauskommen will. Dank einer neuen Erfindung von Wissenschaftler des MIT soll es mit diesem Ärgernis bald vorbei sein.

Die meisten flüssigen Produkte, die wir im Alltag verwenden, stehen in Form von Flaschen, Tuben oder Spendern in unseren Schränken. Dabei erweisen sich diese Verpackungsarten besonders für klebrige oder dickflüssige Materialien wie Zahnpasta, Klebstoff, Ketchup oder Seife seit jeher als problematisch. Spätestens, wenn der größte Teil des Inhalts aufgebraucht ist, lässt sich der Reste entweder gar nicht oder nur noch unter großem Aufwand aus dem Behälter entnehmen.

Auf diese Weise landen laut Wissenschaftlern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) jedes Jahr mehr als 750 Millionen Liter Verbrauchsmaterialien im Müll. Um dieser Verschwendung entgegenzuwirken haben die Forscher um Kripa Varanasi eine neuartige Materialkombination namens LiquiGlide entwickelt, die die Innenwände von Behältern so gleitfähig macht, dass keine Rückstände mehr hängenbleiben.

Das Ganze basiert auf der Idee, das Innere der Gefäße zunächst mit einer rauen, unebenen Oberfläche zu überziehen. Auf diese trägt man dann eine zweite, sehr dünne und glatte Schicht auf. Zu guter Letzt wird das Material mit einer Flüssigkeit bedeckt, die sich in die vorhandenen Mulden legt. Auf diese Weise entstehe ein Untergrund, von dem alle anderen Stoffe nahezu abperlen sollen. So sollen sich auch die letzten Reste mühelos aus der Ketchupflasche entnehmen lassen, ganz ohne Klopfen.

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Ausgangspunkt von Varanasis Forschung war der sogenannte Lotuseffekt. Die Blätter der Pflanze verfügen über eine mikroskopische Struktur, die dafür sorgt, dass sich zwischen auftreffender Flüssigkeit und Pflanzenoberfläche kleine Luftpolster bilden. Diese lassen Wasser und andere Flüssigkeiten einfach abperlen. Weil dieses Konzept jedoch nicht mit zähflüssigen Substanzen funktioniert, haben die MIT-Forscher die Luftpolster mit einer gleitfähigen Flüssigkeit aufgefüllt.

Dabei spielt es den Wissenschaftlern zufolge keine Rolle, ob es sich bei den Verbrauchsmaterialien um Lebensmittel oder Werkstoffe handelt. Weil das Konzept lediglich auf der Kombination eines festen und eines flüssigen Stoffs beruht, könne man je nach Bedarf unterschiedliche Materialien einsetzen. „Das Coole an der ganzen Sache ist, dass wir einfach nur einen festen und einen flüssigen Grundstoff benötigen, die wir genau auf das zu verpackende Produkt zuschneiden können“, sagte Varanasi der BBC. „Für Lebensmittel können wir also einen Überzug auf verzehrbarer Basis herstellen, den man einfach mitessen kann.“

Der Schlüssel ist laut Varanasi, die richtige Kombination aus Oberflächenstruktur und Gleitmittel zu finden, damit Letzteres nicht mit herausgespült wird. Idealerweise sollte die Flüssigkeit aus einem Bestandteil der im Container enthaltenen Ware bestehen, sodass eine Kontamination ausgeschlossen ist. Im Fall von Saucen könnte das etwa Pflanzenöl sein.

Die Wissenschaftler wollen mit ihrer Erfindung aber nicht nur den Kampf um die letzten Reste in der Ketchupflasche oder der Zahnpastatube beenden, sie möchten vor allem die Verschwendung von Ressourcen und die Produktion von Müll eindämmen. Jedes Jahr werden etwa 40 Milliarden nicht vollständig entleerte Verpackungen entsorgt. Würden Konsumenten den Inhalt bis auf den letzten Tropfen auskosten können, könnte das den Nachkauf neuer Ware und damit den entstehenden Verpackungsmüll deutlich reduzieren.

Wann die ersten Verpackungen auf Basis von LiquiGlide in den Handel kommen, ist unklar. Der Entdeckung der innovativen Flaschenbeschichtung ging eine lange Forschungsphase auf anderen Gebieten voraus. Schon 2012 gründete Varanasi sein Startup LiquiGlide. Es kooperiert unter anderem mit Klebstoffherstellern, um Verpackungen anzubieten, aus denen sich der Werkstoff besonders effektiv entnehmen lässt. Auch in großen Industrieanlagen kommt Varanasis Technik zum Einsatz. So sollen etwa durch beschichtete Rohre und Container in der industriellen Produktion Ressourcen gespart werden, die ansonsten an den Oberflächen haften und verloren gehen würden. Varanasi ist indes nicht der Erste, der den Ansatz der perfekten Ketchupflasche verfolgt. Schon 2011 stellten Forscher der Harvard University ein ähnliches Konzept vor.

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