Das Risiko einer Demenzerkrankung durch Reaktions- und Geschwindigkeitsübungen lässt sich aktiv reduzieren. Das hat eine Studie ergeben, an der unter anderem die Indiana University, University of Alabama, Johns Hopkins University und Pennsylvania State University mitgewirkt haben.
Im Rahmen der so genannten Advanced Cognitive Training for Independent and Vital Elderly Versuchsreihe wurden 2.802 Senioren in vier Studiengruppen eingeteilt und über zehn Jahre hinweg beobachtet. Dabei handelte es sich mehrheitlich um Frauen im Alter von über 65 Jahren. Die erste Gruppe unternahm keinerlei Demenzvorsorge. Eine weitere praktizierte regelmäßig Merk- und Erinnerungsübungen. Die nächste Testgruppe versuchte sich regelmäßig an Problemlösungs- und Rätselübungen. Der vierten Gruppe wiederum wurde ein Reaktions- und Geschwindigkeitstraining – oder auch: speed of processing – angeboten. Für zehn Sunden über sechs Wochen hinweg übten sie regelmäßig, in einer Art interaktivem Suchbild, auftauchende Fahrzeuge und Straßenschilder zu identifizieren.
Nach fünf Jahren wären zunächst kaum signifikante Resultate sichtbar gewesen. Nach zehn Jahren soll sich die Übungsreihe der letzten Gruppe aber als effektiv bewiesen haben. Die Probanden, die die Geschwindigkeit der kognitiven und visuellen Reizverarbeitung trainierten, wären merklich seltener von Demenz betroffen als die Vergleichsgruppen. Insgesamt reduziere das Training das Demenzrisiko um 29 Prozent. Ebenso würden die Probanden weniger Probleme in der Bewältigung des Alltags zeigen. Bei Einzelpersonen, die Zusatztrainings absolvierten, wären die positiven Effekte sogar noch auffälliger. „Unsere Daten besagen, dass es einen Schutzeffekt gibt“, so Frederick Unverzagt von der Indiana University. „Zumindest so lange die Übung als spaßig empfunden und angenommen wird.“
Die Studienautoren räumen jedoch ein, dass sie nicht ausführen können, wie oder wieso das Reaktions- und Geschwindigkeitstraining nun wirken könnte. Allerdings würde die Methode wohl unterbewusste Wahrnehmungsprozesse stimulieren und „durch verschiedene Erinnerungssysteme“ hinweg operieren. Es würden also neuronale Verknüpfungen angesprochen, die bei einem methodischen Gehirn- und Merktraining nicht involviert sind. „Es ist ein anderes Netzwerk von Hirnregionen, das hier eingebunden ist, das könnte das fehlende Puzzleteil sein“, sagt Frederick Unverzagt von der Indiana University. „Es mag dieser adaptive Teil des Trainings sein – dass es wie ein Computerspiel funktioniert –, der hier greift.“