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Optogenetik soll Blindheit beim Menschen heilen

von WIRED Staff
Forscher in den USA wollen kommenden Monat erstmals Optogenetik nutzen, um Menschen mit Blindheit durch Retinitis Pigmentosa eine neue Sehfähigkeit zu ermöglichen. Dabei soll ein Retrovirus Algen-DNA in retinale Ganglienzellen bringen, um diese lichtempfindlich zu machen.

Bisherige Tierversuche mit Optogenetik sind vielversprechend: Ein Retrovirus macht dabei Nervenzellen verschiedener Typen lichtempfindlich. Bei Versuchen im Hirn und im Rückenmark können diese dann mit fiberoptischen Leitungen stimuliert werden, die auch in der Parkinsonforschung genutzt werden. Im Auge kommt natürliches Licht allerdings direkt an — eine künstliche Lichtquelle ist hier nicht notwendig und ein Implantat fällt vollständig weg.

Die geplante Studie soll bereits im kommenden Monat in der Retina Foundation of the Southwest in Texas an 15 Patienten mit der degenerativen Netzhauterkrankung Retinitis Pigmentosa durchgeführt werden. Die Krankheit lässt die Rezeptorzellen in der Netzhaut nach und nach absterben, wodurch ein Patient nach und nach erblindet. In der Testreihe sollen die speziell mit dem Erbgut von Blaualgen ausgestatteten Retroviren direkt in die obere Netzhaut injiziert werden, schreibt MIT Technology Review. Dort sorgen die Viren dann dafür, dass die Ganglienzellen Licht aus dem bläulichen Spektrum wahrnehmen können — in der Hoffnung, dass das Hirn diese Informationen dann verarbeiten kann.

Die volle Sehfähigkeit werden die Patienten mit dieser Methode nicht wiedererlangen: Etwa 100.000 lichtempfindliche Ganglienzellen erhoffen sich die Forscher pro Netzhaut — eine geringe Auflösung im Vergleich zum gesunden Auge und mutmaßlich nur in einer Farbschattierung funktionsfähig. Anstatt nur hell und dunkel sollten die Probanden aber künftig Möbelstücke erkennen können und eventuell sogar große Buchstaben lesen können, hoffen die Forscher. Was genau die Patienten nachher sehen, lässt sich allerdings bisher nur erraten.

Die Studie ist die erste Versuchsreihe mit Optogenetik an Menschen. Bei Mäusen ließen sich mit der Methode neurologische Prozesse wie etwa der Angstreflex steuern — und vorher erblindete Tiere konnten Bildern folgen und versteckten sich vor hellem Licht. Die Erkenntnisse des Teams aus Texas dürften auch für Forschungsfelder wie die Parkinsontherapie und andere Gebiete der Neurologie äußerst interessant werden. 

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