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Forscher: Veganismus wird das Hungerproblem nicht lösen

von Pearl Abbey-Obaro
Die vegane Lebensweise bekämpft den Welthunger – eine These, die vor allem Tierschutzorganisationen vertreten. Eine neue US-Studie zweifelt jetzt an der Effizienz der rein veganen Nahrungsmittelproduktion. Ob die Ergebnisse weltweit anwendbar sind, ist aber zweifelhaft.

Eine Studie des Dartmouth College widmet sich der Frage: Wie müssten wir uns ernähren, um die Landwirtschaft (die Studie betrachtet die USA) möglichst effizient auszunutzen? Mit Fleisch, vegetarisch oder vegan?

Die Forscher haben zehn verschiedene Ernährungsweisen analysiert und einander bezüglich ihrer Effizienz gegenübergestellt. Dabei wurden sowohl der verfügbare und benötigte Anbauplatz auf dem Feld als auch der Nährwert der jeweiligen Lebensmittel gemessen und verglichen. Die Ergebnisse bestätigen: Je weniger Fleisch konsumiert wird, desto mehr Menschen können sich von den Erträgen der Landwirtschaft ernähren. Bis auf eine Ausnahme.

Die vegane Ernährungsweise, schreiben die Forscher, nutze die Felder nicht so effizient aus, wie viele denken. Neben Ackerflächen zum Anbau von Feldfrüchten verwende die fleischbasierte Ernährungsweise nämlich auch winterharte und ganzjährige Felder, um Tiere zu ernähren. Diese Flächen seien ungeeignet für die Produktion von rein pflanzlichen Lebensmitteln. Im rein veganen Szenario bleiben sie also ungenutzt und schlagen sich negativ in der Effizienz-Bilanz nieder.

Am effizientesten ist laut den Wissenschaftlern der Lacto-Vegetarismus. Er verzichtet auf Fleisch und Eier, bindet aber Milchprodukte mit ein. Diese Ernährungsweise kann laut der Studie am meisten Lebensmittel aus den in den USA vorhandenen Flächen produzieren.

Im errechneten Idealszenario – dass sich alle US-Amerikaner lacto-vegetarisch ernähren – könnten mit den Erzeugnissen der Landwirtschaft 807 Millionen Menschen versorgt werden, schreiben die Forscher. Das sind doppelt so viele wie die bisherigen 402 Millionen, die von den Produkten der US-amerikanischen Feldwirtschaft satt werden. Im Vergleich dazu schnitt der Veganismus aufgrund des verschwendeten Bodenpotentials mit mit nur 735 Millionen ab. Auch der Ovolacto-Vegetarismus, der auch Eier in den Ernährungsplan einschließt, schlägt den Veganismus. Und selbst Szenarien, in denen größtenteils vegetarisch, aber zu 20 beziehungsweise 40 Prozent auch Fleisch produziert wurde, stellen mehr Nahrung bereit.

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Kritisch zu sehen ist, dass die Studie Utopie bleibt, denn kollektive Ernährungsszenarien, wie sie hier beschrieben werden, sind nicht auf der ganzen Welt durchsetzbar. Weder ist überall die Beschaffenheit der Böden gleich, noch sind es die Essensgewohnheiten und die Anbaumöglichkeiten.

Laut UN gibt es für die Lösung des Welthungers derzeit drei Herausforderungen, die die Studie aus Dartmouth nur unzureichend aufgreift: den demographischen Wandel, die Gefahren für die Umwelt und die Ungleichverteilung in den Lebensmittelsystemen. Obwohl sich die globale Armutsquote seit 1990 halbiert hat, sollen noch immer 1,2 Milliarden Menschen in Armut und vor allem Hunger leben. Das Paradoxe: Genug Essen ist da, 30-50 Prozent aller produzierten Nahrungsmittel verderben jedoch oder landen im Abfall. Jährlich sind das laut UN rund 220 Millionen Tonnen.

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