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Internet für Flüchtlinge: Ins Netz per WLAN-Rucksack

von Chris Köver
Tausende von Menschen auf der Flucht nach Europa sitzen derzeit in Kroatien fest. Seit Ungarn seinen Sicherheitszaun an der Grenze zu Serbien hochgezogen hat, ist Kroatien eine der letzten verbleibenden Landrouten für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Diesen Flüchtlingen helfen jetzt Freiwillige mit Internet aus dem Rucksack.

Während die Regierungen der umliegenden Länder sich darüber streiten, wer die Verantwortung für sie trägt und die Menschen wie eine Wassermasse hin und her schwappen lassen — mal hierhin, mal dorthin lenken — sitzen Menschen an Orten fest, die nicht dafür ausgestattet sind. Dort werden sie nicht einmal mit dem Nötigsten versorgt. Freiwillige tun zwar ihr bestes, um Nahrung, Wasser und medizinische Nothilfe zu gewährleisten. Doch es gibt ein weiteres Grundbedürfnis: das Internet.

Die Situation an der Grenze ändert sich stündlich, Ungarn öffnet spontan Grenzübergänge und schließt sie wieder. In dieser Situation brauchen die Menschen vor allem Informationen. Welcher Weg nach Europa ist derzeit ihre realistischste Option? Wo ist ein Durchkommen?

Für diesen Teil der Infrastruktur sorgt seit einigen Tagen die kroatische Organisation Otvorena mreža (Deutsch: Offenes Netzwerk). Mit Wifi-HotSpots auf dem Rücken laufen ihre freiwilligen Helfer an der Grenze entlang. Überall dort, wo eine Internetverbindung derzeit den Unterschied bedeutet, zwischen einfach nur festsitzen oder planen können, mit der Familie kommunizieren können oder nicht.

Vergangenes Wochenende waren sie etwa am Bahnhof des ostkroatischen Dorfes Tovarnik, an der Grenze zu Serbien. Mehrere tausende Flüchtlinge kamen dort an und saßen tagelang fest. In Tovarnik leben nur 3000 Menschen. Spiegel Online berichtete, wie es dort zuging: „Es gibt keine Zelte, kaum medizinische Versorgung, kaum Infrastruktur. Die Flüchtlinge warten auf dem Asphalt, sitzen auf ihren Rucksäcken, liegen auf der Straße.“

Aktuell sind die freiwilligen Helfer in Opatovac, wo vor wenigen Tagen eine neue Erstaufnahmeeinrichtung eröffnet wurde. Auf ihrer Facebook-Seite posteten sie folgendes Update:

„Die Situation in Opatovac ist so, dass wir derzeit weder ein- noch ausgelassen werden. Die Polizei und das Rote Kreuz kontrollieren das Gelände, Freiwillige kommen nicht durch. (... ) Wir arbeiten daran, die Zugangserlaubnis zu erhalten, sei es auch nur für eine kurze Zeit, um einen WiFi-Hotspot einrichten zu können.“

Weiter schrieben sie: „Wir hoffen, dass die Mobilfunkbetreiber Opatovac so rasch wie möglich mit Sendemasten für Mobilnetz versorgen, um die Kapazität, die offensichtlich dringend benötigt wird, zu erhöhen. Das Netzwerk-Upgrade ist nicht nur notwendig für die Flüchtlinge, sondern auch für all die Menschen, die dort arbeiten: Polizei, Armee, Zivilschutz, Journalisten.“

Otvorena mreža ist eine von vielen Initiativen weltweit, die daran arbeiten, einen offenen und kostenlosen Internetzugang für alle zur Verfügung zu stellen. Die Organisation besteht seit 2009 und finanziert sich über Spenden. „Anfangs war die Hauptmotivation Spaß“, schreiben sie auf ihrer Website,  „später stellten wir fest, dass das Projekt viel mehr als ein Spiel ist.“ In einem nächsten Schritt wollen sie nicht mehr nur selbst mit dem Rucksack unterwegs sein. Mit Anleitungen soll in Zukunft jeder in der Lage sein, schnell selbst einen mobilen Hotspot zu bauen.  

Warum Mobiltelefone und mobiles Netz für Vertriebene so wichtig sind, lest ihr hier.

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