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Von GoPro bis Sony: die besten Action-Cams im WIRED-Test

von Bernd Skischally
Seit 2004 die erste GoPro auf den Markt kam, ist der Name zum Synonym für eine Kameragattung geworden. Jetzt droht ernsthafte Konkurrenz. Ist die Vorherrschaft bald Geschichte? Eine Fallstudie über 4000 Höhenmeter.

In dem Moment, bevor das Leben von Sebastian Robak auf den Kopf gestellt wird, grinst er, als hätte er gerade den Pilotenschein geschafft, von dem er seit Jahren träumt. Er hebt den rechten Arm und ruft etwas. Dass man das nicht versteht, liegt weniger an dem froschgrünen Helm mit dem gesichtsgroßen Visier, den er trägt. Sondern daran, dass es sich einfach schlecht reden lässt, wenn man an der Außenwand einer Turbo-Cessna hängt, 4000 Meter über bandenburgischen Äckern, gesichert nur mit der ei­genen Hand, die sich an einer Querstange über der offenen Tür festkrallt.

Und dann: lässt der 19-Jährige los. Stürzt kopfüber in die Tiefe. Fliegt und grinst und fliegt und grinst. Schon nach zehn Sekunden ist das Flugzeug über ihm nur noch als kleiner Blechvogel zu erkennen. Und man selbst: sitzt und staunt und sitzt und staunt.

Um dabei zu sein, wie Robak zu einem händchenhaltenden Froschmann wird, muss man sich nicht mehr selbst ins Bodenlose stürzen. Es reicht, wenn man sich durch die Videos aus den kleinen Kästen klickt, die sich Robak und seine
Kollegin Katharina Scherber, 35, auf ihre Helme montiert haben.

Was die beiden Fallschirmspringer von da oben mitgebracht haben, ist Youtube im Sturzflug. Ultra­hochauflösend, mit voller Farbbrillanz und so gut, als wäre man selbst dabei gewesen. Nein, besser. So scharf kriegt man kein Auge gestellt, wenn man mit 270 Sachen Richtung Erde schießt.

Dass sich Robaks Ausflüge am Bildschirm so hautnah nacherleben lassen, ist der Evolution einer Kamera geschuldet, die inzwischen so klein ist, dass sie zu einem selbstverständlichen Teil der Action­sport-Ausrüstung geworden ist:
die GoPro. Fallschirmspringer wie Robak steigen gar nicht mehr ohne ins Flugzeug. Damit hinterher jeder Sprung auch ordentlich bewundert werden kann. Von den Freunden.

Robak war gerade mal acht Jahre alt, als ein kalifornischer Unternehmer das Gerät entwickelt hatte, das uns heute Kopfstände im Brandenburger Himmel zeigt. 2004 präsentierte der leidenschaftliche Surfer Nick Woodman die erste in Eigenregie konstruierte GoPro. Dank der konsequenten Weiter­entwicklung seiner Weitwinkelwinzlinge ist der DIY-Konstrukteur mit seinem Unternehmen heute unangefochtener Action-Cam-Marktführer. 2014 meldete GoPro erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde US-Dollar. Dass Woodman weitere Innovationen plant, beweist sein jüngster Schachzug: Kaum war mit der Hero4 Black Edition die erste Ultra-HD-GoPro auf dem Markt, verkündeten die
Kalifornier Ende April die Übernahme der Firma Kolor. Die Franzosen haben sich auf die für Virtual-Reality-Einsätze notwendigen 360-Grad-Filme spezialisiert.

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Angesichts des immensen Erfolgs der GoPro ist die Konkurrenz inzwischen aufgewacht. Mehrere Hersteller haben eigene Modelle auf den Markt gebracht. Der Herausforderer mit dem besten Potenzial ist derzeit Sonys neue 4K-Action-Cam FDR-X1000V. Da steht die Frage im Raum — beziehungsweise in der Luft: Geht die Vorherrschaft der GoPro allmählich zu Ende?

Wenn jemand diese Frage beantworten kann, sind es die Fallschirmspringer. Schon seit Ende der 90er-Jahre experimentieren sie mit selbst gebastelten Halterungen und Camcordern, die damals noch fast so groß und schwer wie ihre Helme waren. Das ging nicht immer gut: So manche Kamera überlebte entweder den Sprung selbst nicht, weil es ihr zu nass wurde, oder die Landung, weil die ihr zu hart war. „Von allen Sportarten werden Kameras bei uns wohl am meisten strapaziert“, sagt Patrick Hartwig, 45, der mit 4000 Sprüngen der Erfahrenste der Gruppe und verantwortlich für die Fotos ist. Mit anderen Worten: Die Kamera, die bei Robak, Hartwig und Scherber auf den Helmen bleibt, wird so schnell nicht mehr abgeschraubt.

Für den Härtetest ließ WIRED das Skyfly-Trio sechsmal aus einem Flieger springen. Ausgerüstet mit den Action-Cams und mit einer Spiegelreflexkamera, die mit einer schnullerähnlichen Vorrichtung ausgelöst wird, die man gegen den Gaumen drückt.

Die knapp 16 Gigabyte, die am Ende auf der Computerfestplatte landen, erlauben Blicke in eine Welt, in der die Springer scheinbar die Schwerkraft gebeten haben, sich vorübergehend doch bitte zu verflüchtigen. Sie schweben kopfüber zwischen Himmel und Erde, fliegen aufeinander zu, fassen sich an den Händen, drehen umeinander Pirouetten. Um dann, auf ein gehei­mes Signal, das man als Außenfliegender nicht zu dechiffrieren weiß, den Körper quer in die Luft zu legen und auseinanderzuschießen, als würden sie wie Marionetten an Seilen gezogen. Nach knapp einer Minute Sturzflug ziehen sie die Reißleine, der Schirm öffnet sich — und sie schweben sanft zurück auf Brandenburgs Äcker.

Angekommen in der Welt der Schwerkraft, fällt das Urteil eindeutig aus. Auf den Helm kommt ihnen nichts anderes als die GoPro Hero4. „Sie hat unter allen vergleichbaren Kameras das beste Gesamtpaket“, sagt Katharina Scherber. Besonders überzeugt sie der Slow-Motion-Modus in Full-HD und mit 120 Bildern pro Sekunde „Die Ergebnisse sind atemberaubend. Beim Fallschirmspringen, aber auch in anderen Sportarten mit extremen Geschwindigkeiten gibt eine ex­zellente Zeitlupe einen ganz neuen Blick frei.“

Skydive-Jungspund Sebastian Robak lobt hingegen den Weit­winkel der neuen GoPro. „Der ist nochmals extremer im Vergleich zu den Vorgängern, ohne dass die Qualität darunter leidet. Im Gegenteil: Das sind die besten Videos,
die ich jemals von Flügen mitgebracht habe.“ Aber auch der 4K-Sony-Cam kann er etwas abgewinnen. „Das längliche Gehäuse eignet sich gut, um es seitlich am Helm anzubringen. Außerdem mag ich den in die Hülle integrierten Aufnahmebutton samt Hold-Funktion. Das ist sehr praktisch fürs Dauerfilmen.“ Seine Freunde, denen er regelmäßig seine Salti in der Luft zeigt, werden das Urteil mit Freude zur Kenntnis nehmen. 

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