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Wird Joker.org das neue KinoX.to?

von Dominik Schönleben
Nach der Razzia gegen KinoX.to und Movie4k.to sind die beiden berüchtigsten Seiten für illegales Streaming noch immer online. Der Polizei fehlen die Server-Passwörter und die beiden Hintermänner sind trotz im Internet veröffentlichter Fahndungsfotos noch immer auf der Flucht. Laut Alexa.com war KinoX.to auf Platz 36 der beliebtesten Websites Deutschlands. Doch es zeichnet sich schon der nächste Konkurrent ab, der die Lücke von KinoX.to füllen könnte: Joker.org.

Joker.org präsentiert keine große Bibliothek an aktuellen Kinofilmen und Serien, sondern besitzt nur eine simples Eingabefeld, in das Links kopiert werden können. Um auf der Plattform einen Film zu streamen, wird der Link zu einer Torrent-Datei benötigt.

Das Streamen von Torrents über den Browser war erstmals durch die Seite Popcorn Time möglich. Doch sie ging nach nur wenigen Tagen vom Netz, weil die damaligen Betreiber Angst vor den rechtlichen Folgen bekamen, und kann heute lediglich als Software heruntergeladen werden. Popcorn Time besaß aber im Gegensatz zu Joker.org eine umfassende Bibliothek von Filmen, die nutzerfreundlich durchsucht werden konnte, ähnlich wie KinoX.to.

BitTorrent macht in Europa 1,08 Prozent des Internet-Traffics aus.

Die für Joker benötigten Torrent-Dateien wurden bisher dazu genutzt, um über eine Software wie BitTorrent illegal Dateien herunterzuladen. Torrents spielen heute aber eine untergeordnete Rolle für die meisten Menschen, die sich ihre Serien und Filme illegal besorgen. Während 2008 und 2009 in einer Studie der Traffic-Analyse Firma ipoque noch knapp 20 Prozent des deutschen Internet-Traffics dem BitTorrent-Traffic zugeordnet werden konnte, machten BitTorrent 2013 laut einer Studie von Palo Alto Networks europaweit nur noch 1,08 Prozent des Internet-Traffics aus.

Grund für diese Abnahme ist, dass durch den Download eines Films mittels Torrent-Software die eigene IP-Adresse an denjenigen übertragen wird, der den Film zur Verfügung stellt. Abmahnanwälte nutzen dies, um über die IP-Adresse an die Identität der Nutzer zu kommen.

Bei Seiten wie KinoX.to verhält es sich jedoch anders: Dort stehen die Streams einfach auf einer Website im Internet. Die User zu belangen, ist deshalb dort nicht ganz so einfach. Ein erster Versuch Streamer abzumahnen scheiterte etwa bei dem Zwischenfall, der als RedTube-Abmahnaffäre bekannt geworden ist. 

Joker.org soll aber einen entscheidenden Unterschied zu Popcorn Time besitzen. Da Popcorn Time die herkömliche Übertragungstechnik für Torrents nutzt und sie nur imaginär als Stream wieder gibt, wird die IP-Adresse weiterhin mit übertragen. Das Risiko für die Nutzer abgemahnt zu werden, bleibt also genauso hoch wie bei herkömlichen Torrent-Downloads.

Joker soll die IP-Adresse nicht weiter geben.

Joker.org hingegen soll anders funktionieren. Laut des Experten-Blogs TorrentFreak lädt es die Daten des Torrent-Streams zuerst auf den eigenen Server, um sie anschließend an den Nutzer weiterzuleiten. So würde die IP-Adresse der Nutzers nicht an denjenigen weitergeleitet werden, der den Torrent anbietet, sondern nur an Joker.org. Die Abmahnungen gegen Nutzer würde ins Leere laufen.

Doch TorrentFreak nennt auch den Nachteil dieser Methode für die Betreiber: „Indem [Joker.org] die Videos selbst in den Cache lädt, entstehen Kosten für die Bandbreite der Verbindung, ähnlich wie bei YouTube.“ Joker.org könne also nicht einfach so weitermachen. Auf lange Sicht müsse die Seite irgendwie Geld generieren. So wie KinoX.to es zum Beispiel über Werbung gemacht hat.

Was also genau aus Joker.org in Zukunft wird, ist offen. Doch der aktuelle, minimalistische Ansatz der Seite kann auf lange Sicht und vor allem bei hohen Nutzerzahlen keinen Bestand haben. Wenn Joker.org zum neuen KinoX.to werden will, dann fehlt ihm vor allem eines: Nutzerfreundlichkeit und ein Geschäftsmodell.

Bisher ist das Suchen und Starten der Torrent-Links noch schwerfällig. Doch sollte Joker.org bald selbst einen ähnlich umfassenden Filme- und Serien-Katalog wie bisherige illegale Angebote besitzen, dann könnte sich das ändern — und es könnte so zum Nachfolger von KinoX.to und anderen berüchtigten Streaming-Portale werden.

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