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CrimeWatch / Airbnb-Gäste werden heimlich überwacht

von Sonja Peteranderl
Airbnb-Gäste wurden von ihren Gastgeber mit einer versteckten Kamera gefilmt. Für die Plattform wird die Verbreitung von WiFi-Kameras, die jede Bewegung streamen, zu einem immer größeren Problem. Eine neue Folge unserer Cybercrime-Kolumne.

Sie fühlten sich wie zu Hause — bis sie die versteckte Kamera entdeckten, die sie etwa dabei aufgenommen hatte, wie sie nackt durch die Wohnung liefen. Eine deutsche Touristin, die mit ihrem Partner über Airbnb ein Haus in Irvine, Kalifornien, gemietet hatte, hat die Gastgeber und das Unternehmen jetzt wegen Verletzung ihrer Privatsphäre verklagt.

Die potentielle Überwachung durch private Gastgeber ist ein wachsendes Problem, mit dem die Plattform zu kämpfen hat. Denn mit immer günstiger werdenden WiFi-Kameras für den Hausgebrauch wie der Nest Cam, die als Babycam und Einbrecherschutz vermarktet werden, lassen sich Wohnungen 24/7 und relativ unauffällig beobachten. Die kleinen, hochauflösenden Kameras übertragen selbst im Dunkeln jede Bewegung — so lässt sich von außen verfolgen was in der Wohnung geschieht, die Videos werden auf einen externen Server gestreamt. Der Überwachte hat keinen Zugriff auf das Bildmaterial, selbst wenn er die Kamera vor Ort entdecken sollte.

Es ist zwar verständlich, dass sich Airbnb-Gastgeber vor Diebstahl schützen wollen oder dem Risiko, dass die eigene Wohnung vom Airbnb-Gast verwüstet oder zum Veranstaltungsort einer Riesen-Party verwandelt wird. Doch der Eingriff in die Privatsphäre ist nicht hinnehmbar. Ganz abgesehen von der Motivation, Gäste etwa beim Sex zu filmen, zu privaten oder kommerziellen Zwecken.

Airbnb verfolgt nach eigener Aussage eine „Zero Tolerance“-Politik gegenüber Überwachungskameras. Die deutsche Kundin warf dem Unternehmen aber vor, dass es nach der Meldung nicht sofort die Gastgeber sperrte.

Nach dem Vorfall hat das Unternehmen immerhin die FAQ um eine Passage zur Video- und Audioüberwachung ergänzt: „Wir erwarten von Gastgebern, dass sie die Privatsphäre ihrer Gäste respektieren. Auch wenn wir dir keine konkrete Rechtsberatung anbieten können, kann der Einsatz von Überwachungstechnik gegen das Gesetz in deiner Gerichtsbarkeit verstoßen“, schreibt Airbnb. „Informiere deine Gäste über jegliche Sicherheitskameras oder andere Überwachungsgeräte, die an deinem oder um dein Inserat herum angebracht sind, und hole bei Bedarf ihre Zustimmung ein.“

Der Anti-Überwachungskünstler Julian Oliver hat ein Tool zur Gegenwehr entwickelt: ein Skript, das WiFi-Kameras in der näheren Umgebung aufspüren und deaktivieren soll. „Es gab in der letzten Zeit zu viele Geschichten von Airbnb-Hosts, die dabei erwischt wurden, wie sie ihre Gäste mit WiFi-Kameras ausgespäht haben“, schreibt der Künstler. Sein „schnelles Skript“ könne zwei der meistgebrauchten Kameramodelle entdecken. „Das sollte verhindern, dass man aus lauter Paranoia in den Sachen von anderen herumwühlen muss.“

Mit dem Jammen von Sicherheitskameras kann sich der Anwender je nach lokaler Gesetzgebung allerdings selbst strafbar machen. Als Mainstream-Maßnahme für AirBnB-Nutzer dürfte sich das Tool ohnehin nicht durchsetzen. Die Klage der deutschen Touristin dürfte hingegen Signalwirkung haben.

In Zukunft wird man seine potentiellen Gastgeber wohl vor dem Einzug nicht nur darauf ansprechen müssen, wie das WiFi-Passwort lautet und wie genau die Waschmaschine funktioniert — sondern auch, ob er oder sie irgendwelche Kameras installiert hat. 

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